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Montag, 15. Juli 2019

Wie wir verblödet werden

Der Aufruf zum Schluß dieses Vortrags klingt wie eine gefährliche Drohung: Diese hier vorgetragene Geschichte der Welt, die zugleich die Geschichte des Menschen ist, soll überall und allen kundgemacht werden. Denn was wir hier sehen ist keineswegs "Wissen". Es ist die phantasiereiche Erzählung einer Geschichte, wie sich alles verhalten haben "muß", wenn man ein Postulat setzt, nämlich das einer materialistischen Entwicklung. Die vorgestellten Stufen und Schritte sind sämtlich keineswegs als Ursache und Wirkung gewußt, sie sind Annahmen, daß sich alles irgendwie so abgespielt haben muß. Und viele dieser Schritte, nein eigentlich alle, können so gar nicht stattgefunden haben, das ist denkunmöglich, zumindest wäre es aus naturwissenschaftlicher Sicht so nicht aussagbar, weil reine unüberprüfte Hypothese. Die schon an ihrem allerersten Anfang scheitert: Wie aus Nichts plötzlich Etwas geworden sein soll. Wie es Energie ohne substantiellen Träger gegeben haben soll. Es fehlen nicht einmal die emotionalen Verstärker und Anker, das süße Baby am Schluß, das der liebe Opa im Arm hat. Rührend. Wer würde da noch widersprechen, wie die Erde entstanden ist? Wer würde da noch widerstreben, endlich das Klima zu retten? Wer würde sich da noch weigern, die "Wahrheit" der Welt zu erzählen, wenn es doch darum geht, Atomkriege zu vermeiden?

Wie das alles aber geschehen sein soll? Wie konkret? Das weiß keiner, und auf diesem Weg wird es auch nie jemand wissen. Umso eifriger wird so getan. Und bei dem, was fehlt wird getan, als sei es zu wissen. Bis dahin sollen schon mal alle daran glauben. Denn immerhin stricken wir höchst bemüht schöne Mythen und Erzählungen, die herrlich phantastisch und rund klingen. Denn WEIL die Erde und der Kosmos eben aus sich heraus entstanden sind, MUSZ es ja irgendwie so gewesen sein. So daß gelten muß: Wir werden das alles schon noch herausfinden. Nur als Schöpfung kann es das Universum sicher nicht gegeben haben, nicht wahr?

Wie wenig es möglich ist zu behaupten, Bilder und Erzählungen wie diese gingen aus dem physikalischen Wissen hervor, zeigen dann Vorträge wie dieser von der Universität Stuttgart, wo Sbine Hossenfelder zeigt, daß die Grundlagen der Physik auf äußerst schwachen Beinen stehen und viele fundamentale Fragen einfach nicht beantwortet werden können. Dennoch werden "schöne Bilder" produziert, wie alles zusammenhängen könnte. Aber seit 50 und mehr Jahren lassen sich die Grundfragen nicht beantworten, und es gibt seither auch keinen Fortschritt. Außer ... die Einführung einiger Konstanten (wo also irgendwo irgendwie irgendetwas da sein muß), um die auftretenden Widersprüche mit der Erzählung vom Kosmos und seiner Entstehung doch stimmig zu halten.

Tun die Physiker, was sie tun könnten, fragt Hossenfelder? Nein, sagt sie. Denn sie konzentrieren sich auf die falschen Probleme. Zu mehr kann man aber dann nicht mehr zustimmen. Denn die Physikerin schlägt als Ausweg den Weg zu noch mehr (materialistischem) Rationalismus vor, bautalso auf dem (widerlegten!) Axiom auf, daß es eine Mathematik gäbe, die sich aus sich selbst begründen könne. Dazu muß man jede Intuition ausschließen. Das ist aber genau der Weg, der die Physik in die "Krise" geführt hat, die heute an ihr diagnostiziert wird, weil die rationalen Argumente das Beobachtete nicht hinlänglich verstehen lassen. Was Hossenfelder "beweist" ist deshalb nicht, daß Intuition ein falscher Zugang ist, sondern, daß die Grundfrage der Physik die Metaphysik, ja damit die Theologie ist. Ohne diese Klärung bleibt "Schönheit" tatsächlich weitgehend unbrauchbar. Aber nicht, weil sei subjektiv ist, sodern subjektivISTISCH, also willkürlich.