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Dienstag, 3. September 2019

Abwendbar ist da gar nix mehr

Wenn auf Tichys Einblick noch einmal Markus Krall auftritt, um seine Einschätzung der Lage vorzustellen, bekommt die Essenz seiner Aussagen noch mehr Dringlichkeit. Denn Krall meint, daß im kommenden Jahr 2020 eintreten wird, was bereits jetzt absehbar und unumkehrbar geworden ist: Die Banken werden einbrechen, sie werden endgültig keine Möglichkeit mehr haben, ihre Ertragslage zu stabilisieren. Was dann entsteht, hat eine innere Logik, wo ein Ereignis das nächste treiben wird, ohne daß die Politik es noch verhindern wird können. 

Zu viel hat sie bereits in das Wirtschaftsgeschehen eingegriffen, zu viel wurde bereits verschwendet, soll heißen: völlig ineffizient in Nicht- und Scheinprobleme investiert, sodaß ihr gar kein Handlungsspielraum mehr bleibt. Interessant und auch unserer Ansicht entsprechend Kralls Nebenbei-Aussagen, wie die, daß das Umweltproblem eines der Verschwendung, also der ineffizienten Geld- und Mittelverwendung sei, die wir seit langer Zeit erleben. Auch darin stimmen wir überein: Krall schätzt Schlagwort-Hysterien wie den Klimawandel als pure Ablenkung und Verblendung der Massen ein, die von den wirklichen Problemen ablenkt. Oder das: Während die Schulen verfallen, wird über die Einführung einer gendergerechten dritten Toilette nachgedacht ....

Eine Rettung durch den Staat zu erwarten, ist auf jeden Fall verfehlt. Denn die Politik ist nie in der Lage, ein Marktgeschehen zu "erzeugen". Darin hat hochgradige Planwirtschaft generell, aber wie wir sie in vielen und in entscheidenden Branchen ohnehin bereits haben, immer noch gefehlt. Und zwar prinzipiell, weil der Zentralsteuerung unendlich weniger Information zur Verfügung steht wie dem Einzelnen, der mitten im realen Geschehen steht.

Was das für den Einzelnen bedeuten wird, ist freilich schwer vorhersagbar, und es wird sich individuell stark unterscheiden. Der sicherste Hafen scheint derzeit, das Geld ins Nicht-Euro-Land zu transferieren, um es im Krisenfall in unsere Länder zurückzutransferieren, um die Deflation zu nutzen, die in unseren Ländern auf jeden Fall eintreten wird, um in Sachwerte zu re-investieren. Denn Krall malt das schlimmste Gespenst an die Wand, das die Wirtschaftstheorie kennt, die Stagflation. In jedem Fall bleiben dem Einzelnen solchen Schilderungen nach nur je ganz kleine Handlungsfenster, in denen er kurzfristig reagieren wird müssen.

Was immer auf uns zukommt, wie es konkret auch aussehen wird, Krall vergleicht das Kommende als unmittelbar Bevorstehendes mit dem Geschehen in der Weimarer Republik. Auch in der Einschätzung dessen, was darauf folgen wird.

Auch wenn der Ausgangspunkt die Banken sind (und sein werden), sind die Hauptschuldigen nicht dort zu suchen. Krall will nicht die Banken in Schutz nehmen, aber es ist nicht Gier oder Ruchlosigkeit, die sie in die Lage gebracht hat, in der sie heute sind - es ist die Erosion ihrer Ertragslage (Nullzinspolitik) durch die Politik. Das billige Geld hat zu einer "Zombiefizierung vieler Unternehmen" geführt, die durch billige Kredite ineffizientes Wirtschaften aufrecht halten, in einem freien Marktgeschehen aber gar nicht mehr überleben könnten. Krall meint, daß rund fünfzehn Prozent der Unternehmen nicht mehr überlebensfähig wären, nur noch durch Kredite liquide gehalten werden. Das bindet enorme Ressourcen, die anderswo weit effizienter eingesetzt werden könnten, in Geld wie auch in Mitarbeitern und deren Innovations- und Arbeitskraft.

Ein Bankmanager kann gegen diese Ereignisse gar nichts machen. Hauptverursacher ist die Nullzinspolitik, also die Politik, die die Banken so unter Ertragsdruck gebracht hat, daß sie nicht überleben werden können. Und die die Gegenreaktion gegen das Fluten der Märkte mit Geld war, mit dem die Politik die Krisen der Vergangenheit zu kaschieren versucht hat. Weil es an Mut und Einsicht gefehlt hat und immer mehr fehlt, jene Einschnitte zuzulassen, die eine fortlaufende Korrektur des Geschehens gebracht hätte. So hat man kleine Krisen zu immer größeren aufgeschoben, bis die so groß wurden, daß man sie schon gar nicht mehr zulassen wollte, und mit immer denselben Methoden hinausgeschoben hat und hinauszuschieben versuchen wird. Denn der große Crash, auf den man da spart, den aber niemand zu seinen Zeiten erleben will, wird unsere Gesellschaften wirklich erschüttern.

Gut und richtig das Schlußwort von Tichy selbst: Auch wenn die Aussichten düster sind, es gibt keinen Grund zur Panik. Das Leben wird auch bei solchen Ereignissen weitergehen. Denn wir vergessen gerne, über all der Informiertheit über "große Dinge" (wo wir Analysen, Schatten an der Wand, allzu leicht verdinglichen, also zu Dingen "machen"), daß es die kleinen Gegebenheiten und Bedingungen sind, auf denen unser Leben letztlich aufruht.