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Dienstag, 17. September 2019

Von der Wahrheitspflicht des Journalisten (2)

Teil 2)




Da stoßen wir vor allem aber erst auf das Problem der (objektiven) Schuld, weil sie die wirksamste Gestaltungskraft ist. Nur wer vor Gott, dem Sein selbst, der Wahrheit selbst offen bleibt, also selbst zurücktritt, kann offen für die Wahrheit sein, und jenes Belegmaterial zitieren, das auf diese Wahrheit verweist. Hier hat die Photographie (und Film ist eine Form der Photographie) schrecklichste Verwüstungen und Irrtümer angerichtet! Man hält sie für "immer wahr". Aber das ist völlig falsch. Gerade die Photographie ist immer ein "Bezug auf eine Wirklichkeit", nie dargestellte Wirklichkeit aus sich selbst. (Womit die Kunstphotographie beziehungsweise der Film schwer kämpft, denn sie werden auch erst durch die Geschichte, die sie erzählen, wahr oder unwahr, also Kunst oder nicht Kunst.)

Was nichts weniger heißen soll, als daß die Wahrheitspflicht des Journalismus ohne eine in der absoluten Wahrheit bestehende Verankerung zur sinnlosen Floskel wird. Die zwar der Welt der Tatsachen verpflichtet ist, aber nur insoweit, als es Tatsachen nicht widersprechen darf. Sollen aber Tatsachen, Daten, zu Nachrichten formuliert werden, braucht es den Gestaltungswillen des Berichtenden. Und damit stehen wir wieder vor der in Gott bestehenden Wahrheitspflicht. Ohne Religiosität hat somit sogar der Journalismus jeden Sinn verloren.  Wir ersticken somit auch hier an jenen Dünsten und Dämpfen, die den Ruinen entsteigen, und uns signalisieren, daß etwas verloren ging, daß etwas zerstört wurde, dem wir nun verzweifelt hinterher hecheln, das es aber so nicht mehr gibt, weil wir die Gebäude ablehnen, die sie enthalten haben.

Guter Journalismus kann also nicht sein, Daten wahllos vor die Menschen zu werfen, auf daß diese "sich ihr eigenes Bild machen" könnten. Das werden sie dann auch nicht, ja erst recht nicht können und auf andere Deutungshorizonte zurückgreifen. Das war auch schon vor zwanzig Jahren, als es aufkam, die rasch aufdämmernde Erkenntnis beim Internet, daß es keineswegs aus sich heraus und durch Datenfülle "mehr Informiertheit" bedeuten wird. Vielmehr - mehr Verwirrung, und was noch kaum erkannt wird: Leichtere Steuerbarkeit. Ja mehr noch: Steuerbarkeit DURCH Datenfülle.

Das hat sich längst bewahrheitet. Schon damals war (zumindest dem VdZ) klar, daß es Institutionen, Menschen brauchen wird, wie im realen Leben, ja aus diesem genommen, die die Datenfülle ordnen, selektieren, und somit Information "gestalten". Nichts im Internet hat deshalb heute dermaßen Hochkonjunktur wie das Handwerk der Weltdeutung. Also der Ordnung von Daten zu Informationen.

Der wahre Grund, warum wir vom Journalismus, den Medien keine Wahrheit mehr erwarten können, liegt nicht in Bildern oder Richtigkeiten. Er liegt in Zahlen wie diesen begründet, wonach an die neunzig Prozent der Journalisten unseres Sprachraumes sich selbst als grün oder links oder sonst wie atheistisch bezeichnen. Und das heißt: Ohne Bezug zur Wahrheit, die es nur in Gott gibt. Die Erwartung, daß die Medien also "wahrhaftig" berichten, ist in jedem - in jedem! - Fall bereits unerfüllbar.



Nachsatz: Der Leser mag sich verwundert die Augen reiben, über das was nun zu sagen ist. Aber ihm wird vielleicht aufgefallen sein, daß der VdZ sich in der Frage um die Internetzensur stets sehr zurückhielt. Warum war das so? Weil er tatsächlich der Meinung ist, daß die Forderung nach einem völlig offenen Internet nicht nur unreflektierter Unsinn ist, sondern vor allem einem dient: Der Subversion. Was unter anderem daran auffällt, daß die Lüge immer erst völlige Offenheit gefordert hat, um sich dann als Beschränkungsinstanz etablieren zu wollen. Siehe Klimawandelwahn. 

Das Problem der Politik ist deshalb ernst zu nehmen, das Annagretel Krampkarrenbauer, diese "nette Cousine vom Plankenfreibad Bad Rumpelstädt an der Leine", tatsächlich richtig (!) nannte, wofür sie natürlich sofort geprügelt wurde, so daß sie damit kleinlaut im Boden verschwand. Aber da ist was Wahres dran, und das würde es tatsächlich brauchen: Eine Beschränkung des Internet. 

Es fehlt nur an der Instanz, die die Wahrheit garantieren, also das Maß der Beschränkung bestimmen kann. Darin ist die Politik nicht nur hilflos, sondern in ihrer derzeitigen Form würde auch der VdZ ihr diese Aufgabe niemals überlassen. Aber man muß das Internet in die Bahnen der Wahrheit lenken, sonst wirkt es zerstörerisch beziehungsweise bietet der Zerstörung jeden Raum.  Aber dazu muß sich die Politik selbst von der Wahrheit des Absoluten durch ein Absolutes korrigieren lassen. Die Parteiendemokratie ist nämlich aus seiner Natur heraus (s. unter anderem Robert Michel in seinen Analysen von vor achtzig Jahren) ein einziger Interessenklüngel im Dienste des Machterhalts und kann gar nicht anders enden als in ungerechter Zensur. Aber es bräuchte eine "Zensur".

Denn das Netz hat bislang extrem subversiv gewirkt, und war darin extrem effektiv. Man denke alleine an die entsetzliche Wucht der Pornographie. Die das perfideste Mittel der Kultur- weil Gesellschaftssteuerung ist, das denkbar ist, eine schwerere Sünde gegen die Menschenwürde, und deshalb von jedem Staat als vorrangige Agenda verboten werden muß. Und die - eiderdautz! - ihre ungehemmte Verbreitung ca. 1964 von den USA ausgehend als "Kampf um Meinungsfreiheit" (man sehe den Film über Larry Flint und seinen Pornokonzern) sowie in der Form von Holocaustfilmen ("Pawn broker" 1965) unter der Forderung nach "Freiheit und Menschenrecht" getarnt hatte. 

Das kann also nicht die Frage sein. Die Frage muß sein, ob die Kirche, die einzige Institution, die das leisten könnte, das faktisch noch leisten kann. Derzeit ist auch das zu verneinen. Nicht prinzipiell, sondern aus Realismus.