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Montag, 30. September 2019

Auf den Knien kriechend danken

Es war eine Zeit, in der jeden Tag Zeitungen in vier Sprachen erschienen. Es war eine Zeit, in der die obere Adria zu einem der wichtigsten Handelszentren Europas wurde, mit Tiefseehäfen, Raffinerien, Tabakfabriken und Kaffeehäusern, in denen James Joyce sein Frühstück zu sich nahm.

Es ist nicht Trauer, Wehmut, die einen befällt, wenn man Berichte wie diesen hört, die von den "Habsburgern in der Adria" erzählen. Es ist viel mehr Wut, Zorn, über die verpruntzte Blödheit der Gegenwart und dem, was die heutige Vertrotteltheit für die große weite Welt hält. Die sich anmaßt davon zu sprechen, daß sie alles besser könnte und wüßte. Ach, schweigen wir lieber.

Der Mensch mache sich die Erde untertan. Er präge sie, denn nur in Form Geprägtes ist überhaupt "seiend". Damit steht der Auftrag an die Politik, an die Herrschaft, die Welt seinem Bilde nach zu formieren. Nur eines läßt sich damit nicht verstehen: Daß die Bewohner der nördlichen Adria nicht täglich einen Dankesgottesdienst für die Habsburger abhalten. Denen sie alles verdanken. Alles.*

Ach, dumpfe Nostalgie? Dumpfes Wünschen nach etwas, das der VdZ doch gar nicht kannte? Herrschaften, der VdZ wäre mehr als zufrieden, würde er wieder in den Zeiten seiner Kindheit leben. Die kennt er. Die hat er erlebt. Die waren hart. Aber - die waren schön. Wie er in diese heutige Zeit stolpern konnte, begreift er überhaupt nicht. Bewußt gewählt hätte er sie nicht. Sondern sie angewidert von sich gewiesen.







*Der Sprecher in diesem Video ist übrigens einer der Sprechlehrer des VdZ, das Ensemblemitglied der Josefstadt Franz Robert Wagner.