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Sonntag, 29. September 2019

Ein Narr Gottes

Dieser Text ist so tief, daß der VdZ ihn dem Leser dieses Blog nicht vorenthalten will. Er stammt von Dr. Herbert Madinger. Und dieser Mann und Priester ist den Österreichern nicht unbekannt, ja, er hat - so seltsam man manches von ihm einschätzen mag, so seine Gebetsgemeinschaft beziehungsweise deren Mitglieder und deren Aftergemeinschaft, wie sie sich heute darstellt - Österreich auf eine seltsame Art geprägt. Durch seine KGI, die Katholische Glaubens Information. Die der VdZ seit den frühen 1970ern kennt.

Durch die Briefe, die man kostenlos (gegen Spenden) abonnieren konnte, und die in seinem Vaterhaus ständig eintrudelten. Kaum aber überhaupt ein Haus in Österreich, kaum eine Gaststätte, kaum ein öffentliches Gebäude, in dem nicht seine bunten A2-Plakate mit ihren oft sehr eingängigen Verknappungen wichtiger Wahrheiten in Sprüchen hingen, mit denen er seine Wirkung in den 1980ern verstärkte. Eine tolle Idee! Es ist wohl bis heute niemandem aufgefallen, wie sehr die Mission dieses nur scheinbar so superfromm-frömmlichen Mannes, der oft so (fast abstoßend) schwülstig zu schreiben schien, das Land geprägt hat.

Was alles unter Kardinal Erzbischof Schönborn eingestellt wurde, weil es sich aus den Spenden nicht mehr getragen hat. Bis Madinger starb. Damit war ohnehin das Projekt gestorben. Seine Nachfolger oder wie immer man sie nennen mag, kamen über den lächerlichen Standard der Charismatik nicht hinaus.

Briefe, aber, die irgendwie trotz allem seltsam wirkten, was der VdZ später der eigentümlichen Nähe zur Charismatischen Erneuerung zuschrieb. Und die aber doch etwas hatten, was einen nicht kalt ließ. Denn sie hatten eine Tiefe, die dem VdZ erst allmählich aufging. Vielleicht war dieser Sonderling, als der er überall gesehen wurde, und der doch so viel bewirkte, mehr als nur ein Sonderling. Ein "Narr Gottes". Der nicht einfach "frömmlich ohne Substanz schrieb", sondern der wirkliche Frömmigkeit kannte.

Wer diesen Text liest und erkennt, der könnte auch diesen Mann mehr begreifen. Der Text, den der VdZ einfach und frech aus gloria.tv übernimmt, ist nicht einfach gut. Er zeigt etwas. Solche Texte entstehen nicht, weil jemand "gut schreiben" kann oder charismatisch-subjektivistisch-dämonisch "inspiriert" ist. Sprache, Schrift damit, konstituiert sich aus dem Dahinter. Der Sprache der Sprache. Und da wird etwas hörbar, ja das Wesen aller Mystik erkennbarer.


Die Folgen der vertieften Gotteserkenntnis:

Der Tiefe Glaube.
Wenn Gott den Menschen eine tiefere Erkenntnis Gottes schenkt, dann wird das Gebet zu einer erfahrungsmäßigen „Begegnung“ mit Gott. Gott wird nicht mehr als der Ferne, Fremde erlebt:
er erscheint nahe und gegenwärtig im Gebet.

Der Glauben an diesen gegenwärtigen Gott wird nun ganz anders: viel tiefer, inniger, greifbarer, lebendiger, persönlicher.

Auch die Liebe zu Gott wird nun intensiv. Dieser gegenwärtige Gott wird jetzt als der „Schatz im Acker“ erlebt, als der „Bräutigam“, als „der Herr“, als Urbild aller Werte, als Licht. Der Mensch ist jetzt bereit, eher sein Leben zu geben, als Gott zu verraten.

Die Unterwerfung unter Gott umfasst jetzt das ganze Leben. Das Leben wird eine einzige große Frage: „Herr, was willst du, dass ich tue?“ Eine neue Sündenerkenntnis: In ganz anderem Maß als früher merkt der Mensch jetzt jedes „Du sollst“. Je näher der Mensch daher zu Gott kommt, um so stärker erlebt er jede eigene Sünde.

Weil sich dieser Mensch unterwerfen will und auf Gott immer mehr horcht, deswegen sucht er jetzt immer häufiger die Verbindung mit Gott. So wird sein Leben zu jenem „immerwährenden Gebet“, zu dem die Bibel auffordert. Es ist jenes Leben „in der Gegenwart Gottes“, von dem die Heiligen reden. – Außerdem will ja Liebe immer gemeinsam sein mit dem anderen, und deswegen denkt dieser Mensch immer mehr an Gott, sogar während der Arbeit. Es ist wie unter Brautleuten.

Das Gebet erhält eine neue Dimension. Es ist jetzt eine Art „Begegnung mit Gott“, eine Art „Schauen Gottes“, daher auch der Name „beschauliches Gebet“. Der Geist des Menschen „schaut“ dabei den unendlichen Geist Gottes, wenn auch nur „wie in einem Spiegel!“, wie Paulus sagt. – Dieser unendliche Gott zieht den Beter nun so sehr in seinen Bann, dass keine Worte mehr notwendig sind, um den Kontakt mit Gott herzustellen; der Beter schaut vielmehr still und in inniger Liebe auf diesen Unendlichen, den er liebt.

Der Mensch lässt sich jetzt „vom Heiligen Geist führen“ und „leiten“ und drängen. Das Gewissen ist nämlich hochempfindlich geworden und zeigt sehr genau die Forderungen jedes Augenblicks. Außerdem bekommt der Mensch einen „Instinkt“ dafür, was die Situation gerade erfordert. Es sind das wohl übernatürliche Antriebe der Gnade, gnadenhafte „Erleuchtungen“. Jedenfalls hat dieser Mensch den sicheren Eindruck, dass Gott ihn führt. Und das gibt ihm Mut, Kraft, Sicherheit und Ausdauer.

Ein neues erfahrungsmäßiges Verständnis für alle Glaubensarbeiten und für alle sittlichen Forderungen stellt sich ein. Die meisten Wahrheiten des Glaubens „erlebt“ man nun selber: dass es Gott gibt und eine innere „Offenbarung“, einen „sich schenkenden Gott“, Gnade, Dämonie, Erlösung. Vereinigung mit Gott, sinnvolles Leiden usw. . . . All diese Glaubenswahrheiten versteht dieser Mensch jetzt viel besser; er kann sie somit auch besser den anderen erklären. – Auch die sittlichen Werte erlebt man jetzt viel tiefer, weil man das Unendliche, das hinter diesen Werten steht, viel klarer erkennt: Liebe, Hingabe, Glaube, Schuld, Pflicht, Verantwortung, Recht, Gemeinschaft, Wahrheit, Autorität usw. Dieser Mensch kann daher auch viel besser entscheiden, was Sünde ist und was nicht.
Freude und Friede erfüllt nun das Herz, denn das tiefste Verlangen des Menschen, das Verlangen nach dem unendlichen Gott, kann sich jetzt erfüllen. Das Herz kann jetzt lieben und sogar ständig Lieben, und das macht glücklich. Jetzt hat der Mensch ein Zuhause gefunden, Geborgenheit, Heimat, Zuflucht, Sicherheit; daher Friede und die Freude, besondere Geschenke des Gottesgeistes.

Neue Kraft zu allem Guten strömt ein. Es fällt jetzt viel leichter als früher, das Gute zu tun: Liebe und Gnade beflügeln den Menschen.

Die Welt hat nun nicht mehr dieselbe Verführungskraft wie früher. Im Vergleich zu Gott erscheinen jetzt die Dinge, die früher fasziniert haben, geradezu als wertlos; wie „Kehricht“, sagt Paulus.

Der „Heilige“ liebt diese Dinge nicht mehr, weil sie verlocken, sondern weil sie Bild jenes Unendlichen sind, den er liebt.

Wahrhaftig: Ein neuer Mensch ist geworden. Der „Heilige“ ist wahrhaftig „wiedergeboren aus dem Heiligen Geist“, wie Jesus sagt.

Ob Du Lust hast, dieses Leben zu wagen? Alle sind zu dieser vollen Liebe berufen, auch Du. Denn für uns alle gilt das Gebot: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken“. Wer sich Gott ganz und völlig unterwerfen will, den wird Gott in den Bann seiner immer tieferen Liebe hineinziehen: „Die sich vom Geiste Gottes treiben lassen, die sind die Kinder Gottes.“




Quelle: Die 10 Gebote Gottes – Dr. Herbert Madinger – Auflage 1992 – Erzdiözese Wien – Katholische Glaubensinformation




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