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Donnerstag, 19. September 2019

Über Soziopathie zur Bevölkerungskontrolle (1)

Daß James Corbett ein alter Verschwörungstheoretiker ist, wissen wir natürlich alle längst. Aber wir wissen auch, daß die meisten der Verschwörungstheorien sich mittlerweile als Berichte über die wirklichen Vorgänge herausgestellt haben, die man mit dem verleumderischen Etikett lediglich versieht, um diese Vorgänge zu verbergen. Also wird es Zeit, eine weitere seiner Theorien hier vorzustellen, der so mancher Geruch von Realität anhaftet.

Corbett beginnt dieses mal gleich mit einem kräftigen Schluck aus der Pulle, die seinen Ruf begründet hat. Es sei unfaßbar naiv, und dem der das glaubt nicht zu helfen, der da meine, das Internet habe sich aus freiem Wirtschafts- und Altruismus-Impuls heraus entwickelt, und sei nun in einem permanenten Widerstandskampf gegen die pöhse Politik, die es für sich zu benützen versuche.

Mitnichten und -neffen. Das Internet war von allem Anfang an ein Projekt des US-Verteidigungsdepartments, das sich aus dem 'Arpanet' heraus - einem rein militärischen, weltweiten Netz des Informationsaustausches - nicht einfach entwickelt hat, weil da ein paar findige Superhirne die Welt revolutionieren wollten, sondern das unter Anleitung und Leitung des US-Geheimdienstes technisch adaptiert, mit viel Geld finanziert und dann unter dem elegantesten Werbeetikett, das denkbar ist - Freiheit und Wohlstand - popularisiert wurde. Einfach, weil die Technik vorhanden war und dazu regelrecht einlud, auf diese Weise die Menschen in globalem Maßstab zu dirigieren. Na, wer das glaubt, nicht wahr, werter Leser, dem ist doch nimmer zu helfen? Wir sind doch so frei geworden durch das Internet, das uns allen so viel Meinungsfreiheit gibt, Gott sei es gepfiffen und getrommelt.

Sein diesmaliger Gesprächspartner zieht aber sogar noch einen Gang an. Er meint glatt, daß sich direkte Verbindungslinien zwischen den Eugenik-Programmen hochwissenschaftlicher Landesverteidiger zeigten, sieht man der Sache genauer unter die Decke. Jener also, die seit Jahrzehnten, wenn nicht ein gutes Jahrhundert, die (primitive) Bevölkerung als großen Feind der Freiheit ansehen. Na, und das, das glauben wir schon überhaupt nicht mehr.

Oder sollten wir es besser doch glauben? Wo wäre der Ansatz? Wirkt Internet kontrazeptiv? Nun, der erste Ansatz ist, daß diese Form der (unnatürlichen, ja gefährlichen) Scheinkommunikation einen psychologisch perfekt ausgedachten Stoß der Bevölkerung ins Soziopathische versetzt. Dem könnte man also glatt zustimmen: Das Internet versetzt die Menschen in ein antisoziales, ja soziopathisches "Mindset", also in eine solche Geistesverfassung. Die sogar das Scheinfach aufmacht, in dem sich jeder als "Dissident", als "geistig originell" sehen kann, ohne noch die Wahrnehmung dafür zu haben. Denn es wird ihm ja bestätigt: Das Internet ist die perfekte Maschine der Zweitwirklichkeit, die ihre eigenen Wertmaßstäbe in sich trägt, und mit dem aus der wirklichen Wirklichkeit aufsteigenden Weltstrukturen und -grammatiken nichts mehr zu tun hat. Es ist alles nur noch eine Vorstellung, und diese Vorstellungen sind über attestierte Qualität - Scheinhierarchien von "gut" und "schlecht" - sehr leicht zu kontrollieren.

Denn mit dem Internet läßt sich so etwas wie ein globales Gedankenlesen veranstalten. Auf die elektronische Ebene transponiert, ergibt sich für jeden, der auch nur fünf Zeilen ins Netz schustert, ein immer weiter perfektionierbares Gedanken- und Seelenprofil. Wer soll das wollen? Cui bono, wem nützt es am meisten?

Nun, sagt Corbett, um eines mal festzuhalten: Technokraten sind Eugeniker. Und Eugeniker Technokraten. Soviel zu deren Sichtweise des Menschen. 

Eugenik setzt genau dort an: Es will auch über die Anwendung in der Gentechnik ja nichts anderes als "bessere Menschen". Durch störungsfreiere, optimierte Empfängnis und Geburt ist jedem ein besseres Leben bescheidbar. Deshalb wird per Abtreibung längst mit einer Nonchalance selektiert, wie es sich kein Auschwitz-Arzt an der Rampe hätte vorstellen können. Das Gedankengut von Abtreibung und Rassenvernichtung deckt sich nicht zufällig bis in den letzten Winkel. Selbst die Argumente sind dieselben, ob sozialer oder psychischer oder leistungstechnischer Art.

Die Idee, die Menschheit in eine bessere, ja in die richtige Richtung zu lenken, ist nicht neu. Sie ist im Gleichschritt mit der Entwicklung der Technik, noch mehr aber mit der gesellschaftlichen Entwicklung (allem voran die Beseitigung von Thron und Altar als Einflußfaktoren), eine direkte Frucht der Aufklärung. Das ist zugleich die absolute Rechtfertigung für eine "herrschende Klasse", sie ruht ganz auf der "Vernünftigkeit" auf. Wer wird da etwas dagegen sagen? Wer will nicht Führer, die ihn zum Besseren bringen?

Diese Form der Rationalität ist der Grund, warum die Menschen auch selbst und freiwillig eine neue Form der Herrschaft akzeptiert haben und heute mit offenen Armen akzeptieren, ja herbeisehnen, im Internet herbeischreiben. Alle Dispute im Internet gehen in Wahrheit nur darum: Wer - links? rechts? - hat dazu die besseren Konzepte? Über das allen gemeinsame Ziel - hier sind die, die gelenkt werden, dort die, die lenken - wird nicht diskutiert. Und nie läßt sich die Menschheit besser dirigieren als über die "Pluralität", in der niemand einer Autorität zuzugehören scheint, wo alle so unglaublich "frei" und "autonom" sind. 

Was für ein tragischer Irrtum. Was für eine verfluchenswerte Droge der Entwirklichung. Die sicherste Autorität hat der, der dem anderen weismacht, daß er ihn völlig frei entscheiden läßt. Und unter den Tisch fallen läßt, daß es einen Menschen außerhalb einer Hierarchie gar nicht gibt, daß der Klebstoff, der jeden Menschen überhaupt erst Mensch sein läßt, Mensch in der Welt, Autorität, Hierarchie ist. Daß es der Glaube ist, daß es vor allem das "jemandem glauben" ist, das den Menschen von allem Anfang an in seiner Welthaftigkeit bestimmt. Beginnend von der Mutter, über die Familie, hinaus in die Umgebung, erst nahe, dann weiter. Wir alle haben das, was wir glauben, empfangen. Empfangen. Von jemandem.

In einem Menschenbild, das den Menschen nur noch als mechanistisch-materielles Gebilde sieht, ist auch klar, daß der Überlegene sich durch überlegene Physis - und damit durch überlegene Gene - auszeichnet. Und die Gründer von Silicon-Valley, dieser Geburtsstätte und Hochburg der Computerwelt und des Internet (samt der Aftergeburt der social media), waren Eugeniker, waren Genetiker, waren überzeugt von dem Gedanken der mechanisch konstituierten Überlegenheit einer bestimmten Art von Menschsein.

Die Möglichkeit, die Wirklichkeit in Einsen und Nullen - die Grundstruktur aller Computertechnik: Ja/Nein, Strom/Nicht-Strom - aufzulösen hat seit je Eugeniker und Computer-Technizisten fasziniert und geeint. Gene an, Gene aus. Strom an. Strom aus. Diese Mentalität führt fast zwangsläufig zur Gleichsetzung von schneller, perfekter, bequemer, billiger, besser mit dem "Guten" an sich. Diese Kriterien sind die perfekte Basis, um die bestehende obere Klasse zu delegitimieren. Der Ort, der Stand wird durch die bessere Technik in Prozessen abgelöst. Das ist auch mittlerweile die Milch, die die fromme Denkungsart der "Demokratie" nährt. 

Und an diesem Punkt zeigt sich die Problematik und Irrelevanz nicht nur von Corbett, sondern quasi der gesamten Internet-Rebellions-Bewegung, wie sie sich oft genug selbst versteht. Corbett sagt tatsächlich, daß die Idee einer herrschenden Schichte (als Stand, als generationenübergreifende Identität) das Problem sei. Weil ja alle gleich seien. Dabei ist diese "ewige Identitätsidee"  das einzig Realistische an Identität.
Morgen Teil 2)




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