Das Argument, daß die Welt sich einem Schöpfer verdankt, daß hinter ihr ein Plan steckt, ist dermaßen vernünftig, daß es nicht nur wissenschaftlich weil anzunehmen, sondern wissenschaftlicher als die Evolutions-Zufalls-Thesen ist. Denn die Wahrscheinlichkeit, daß sich Leben und Lebewesen durch Zufallsmutationen entwickelt haben, ist dermaßen unwahrscheinlich und widerspricht so sehr jeder Beobachtung, daß man es praktisch ausschließen muß. Es gibt kein einziges Beispiel aus der Biologie, daß ein Lebewesen eine Mutation lebend überstanden hat, die eine fundamentale Änderung der Gestalt einerseits, und eine Beibehaltung der biologischen Funktionalität anderseits belegt. Solche Mutationen enden immer tödlich.
Dabei ist es überhaupt nicht notwendig, quasi "von der Bibel" auszugehen. Die rein biologischen Fakten weisen aus sich heraus auf eine intelligente Konstruktion hin, die jeder einzelnen Gestalt vorausgehen mußte. Je komplexer die Lebewesen werden, umso mehr. Denn mit jeder Mutation steigt mit der Komplexität die Zahl der Möglichkeiten exponentiell, sodaß wir rein mathematisch bei so unglaublichen Zahlen anlangen, daß es einfach nicht mehr vernünftig ist, solche Mutationszufallsketten in biologischen Prozessen anzunehmen.
Das soll nicht einmal eine Kritik an Darwins Idee sein, die für gewisse Anpassungsmodalitäten (Felldichte, oder Art des Gefieders) durchaus ihre Erhellungskraft haben. Aber niemals für die großen Formvarianten gelten können. Darwin wußte einfach nicht, wie komplex biologische Vorgänge selbst in kleinsten Zellen sind, er wußte nichts von Proteinen und DNA-Strängen.
Deshalb ist es umso bitterer zu sehen, daß diese Art der Argumentation, daß diese nahezu aufdringliche Evidenz einer allen biologischen Prozessen vorausgehenden, aber in keinem rein materiellen Prozeß verortbaren Information dermaßen diskreditiert, ja aus jedem wissenschaftlichen Disput ausgeschlossen wird. Das zeigt, daß es sich hier um eine Weltanschauung handelt, nicht um wissenschaftliches Streben. Und das sagen immer mehr Biologen. Die alle dieselbe Erfahrung machen: In dem Moment, wo sie das augenfällig aussprechen, haben sie mit Schwierigkeiten, Angriffen und Versuchen zu tun, ihren Ruf zu zerstören, mit denen sie nie gerechnet hätten. Das ist der Grund, warum sich so verhältnismäßig wenige Wissenschaftler mit einer Meinung an die Öffentlichkeit wagen, die in Wirklichkeit bereits ein großer Teil der Naturwissenschaftler hat.
Aber so beginnt es immer. Das sind immer die ersten Phasen einer Wissenschaftsrevolution, wie Ludwik Fleck oder Thomas Kuhn sie in der Geschichte der Wissenschaft erkennen. Die geprägt ist von psychodynamischen Prozessen, die der Otto Normalverbraucher heute, der von der Wissenschaft als neue Wahrheitsquelle überzeugt ist, gar nicht vorstellen kann.
In Wahrheit stehen wir also vor einer fundamentalen Bewußtseinsrevolution, die vielen gar noch nicht klar ist. Die drei Säulen des Bewußtseins des 19. und 20. Jahrhunderts sind mittlerweile eingerissen und werden auch an der wissenschaftlichen Lehre nach und nach (von Ausnahmen abgesehen) widerlegt und als überholt angesehen: Freud (der das Schuldproblem "klärte"), Marx (der die sozialen Probleme löste) und Darwin. Der einen "Ursprung der Arten" propagierte gefunden zu haben, den er aber gar nicht gefunden hatte. Denn er hatte nur einleuchtende Gründe für Anpassungsveränderungen gefunden, keinen einzigen Grund aber für den Ursprung komplexer Arten. Der Ort, wo sich der Glaube an diese drei Säulenheiligen der Gegenwart derzeit aber noch hält ist ... das Bewußtsein des kleinen Mannes, der Medien, der Öffentlichkeit.
Und ... bei zahllosen Wissenschaftlern, die in Maximen großgeworden sind und nichts anderes kennen wollen oder können, die wissenschaftlich einfach nicht zu halten sind. Ist es deshalb ein Wunder, daß sich der Impuls zuletzt zunehmend gegen die Präposition der Vernunft in der Wissenschaft selbst richtet? Hat man dafür nicht schon einen Begriff, den der "postnormalen Wissenschaft"? Die um einer Anschauung, einer Moral, einer Handlungsmaxime willen das Vernunftprinzip aus der Wissenschaft verbannt haben will? Und, hat nicht so der definitive Niedergang der muslimischen Welt begonnen, die seit dieser Entscheidung im 11. Jahrhundert auf das Stadium von konsumistischen Nomaden zurückgefallen ist.
Was muß also passieren? Die drei prominenten Wissenschaftler und Buchautoren aus England und Amerika im Gespräch sind sich nicht sicher. Es könnte noch lange alles beim Alten bleiben. Es könnte aber auch zu einem plötzlichen Umbruch kommen. In jedem Fall kann man vermuten, daß sie noch lange im Gedächtnis der Menschheit bleiben.
*270719*
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