Das
 Problem von Rupert Sheldrake ist, daß er metaphysische Fragen durch 
physikalisches Denken zu lösen versucht. Zwar hat das letztere 
zweifellos seine Resonanz in ersterem, aber es führt durch nicht 
sachgerechte Fragestellung ins Nichts beziehungsweise in das, was man ihm 
vorwirft: Er würde quasi esoterische Theorien aufstellen. Und Esoterik 
ist, wie wir wissen, metaphysiklose Metaphysik.
Aber
 seine Hauptforderung bleibt gültig, und Sheldrake bringt sie mit viel 
rhetorischer Begabung zur Sprache. Die Wissenschaft, so sagt er, leidet 
heute unter einer falschen Fixierung auf (falsche) Dogmen, mit denen 
ungelöste Fragen einfach postuliert werden. Um sie dann "zu beweisen". 
Das sind aber Zirkelschlüsse, in denen bewiesen wird, was als 
Voraussetzung bereits angesetzt worden war. Die einen einzigen Zweck 
haben: Ein materialistisches Weltbild zu stützen. Das ist das allererste
 und grundlegendste Postulat.
Das hat die Wissenschaft in eine Sackgasse geführt, ineffizient und 
teilweise überhaupt irrelevant gemacht. Wissenschaften, so sagt er, sind
 heute hundertprozentige Tochterunternehmen der materialistischen Weltanschauung 
geworden. Damit entgehen uns die fruchtbarsten, ja die sinnvollsten
 Fragen, weil der Geist ausgeschlossen bleibt. Dieser ist das 
größte Problem, und er kann nur mit "Erklärungen" wegerklärt werden, die
 aber gar nichts erklären.
Sheldrake
 hat in seinen Theorien der "morphologischen Felder" als Grundlage jeder 
Gestaltentwicklung nicht das Rad neu erfunden, sondern knüpft an 
die Naturwissenschaften der 1920er und 1930er an. Sie erinnern sich, das
 war die Zeit, in der die deutschsprachige Wissenschaft weltweit so weit 
voraus war, daß die deutsche Sprache drauf und dran war, die wichtigste 
internationale Wissenschaftssprache zu werden. Denn wer wissen wollte, 
was los war, mußte deutsche Publikationen lesen. Die speziell in 
Deutschland und Rußland beschrittenen, hochinteressanten Wege nahmen 
viele der heute von Sheldrake vertretenen Theorien vorweg, ja waren ihm 
voraus. Ehe sie nach dem Krieg wie ein Geisterspuk verschwanden, und 
klammheimlich, mit dem Auswechseln des Personals, durch eine 
einheitliche, nun per "ansonstigem Fluchbann" (wer "alt" dachte war Nazi 
und damit Weltzerstörer) dogmatisierte materialistische Sicht ersetzt 
wurden.
Die in diesem Wissenschaftswahn (so
 ein Buchtitel des Mannes) herrschenden zehn Dogmen der Wissenschaften 
stellt Sheldrake in diesem TED-Vortrag (den TED später von seiner 
Homepage entfernt hat, der aber auf Youtube noch abrufbar ist) dar. Es 
ist zugleich der Fahrplan der Standard-Weltanschauung der meisten 
heutigen "gebildeten" Menschen. Unser gesamtes Bildungs-, Gesundheits- 
und Regierungssystem ist darauf aufgebaut. 
- Die Welt ist eine Maschine und alles in ihr gleichermaßen. Also auch die gesamte lebendige Welt, einschließlich des Menschen. Wir sind "schwerfällige Roboter" (Dawkins), deren Gehirne genetisch programmierten Computern gleichen.
- Materie ist bewußtlos. Und deshalb gibt es im gesamten Universum kein Bewußtsein. Weder in Planeten, Pflanzen, Tieren, noch im Menschen. Und tatsächlich hat der Großteil der Philosophie der letzten hundert Jahre versucht, diese Bewußtlosigkeit des Menschen zu beweisen. (Die humorvolle Zweideutigkeit dieses Satzes zu erkennen überlassen wir dem Leser.)
- Die Naturgesetze sind ewig und unveränderlich. Sie waren die selben zur Zeit des Big Bang (Urknall), und haben sich seither nicht verändert.
- Die Gesamtsumme von Energie und Materie im Universum ist immer gleich. Sie verändert sich nie ... außer im Augenblick des Urknalls. (Was aber in den Augen des VdZ die landläufige Physik nicht so sieht. Sie weiß um diesen Widerspruch zu den Gesetzen der Thermodynamik und packt deshalb sämtliche Energie und Materie in diesen unendlich kleinen Punkt, der am Anfang des Urknalls stand. Wie das gehen soll weiß freilich niemand.) Außer man sieht die völlig unlösbare Frage als solchen Massezuwachs, wie es sein kann, daß aus nichts plötzlich etwas, ja ein ganzes Universum herausspringen soll. Denn aus nichts wird nichts. Und das ist tatsächlich ein unumstößliches Dogma der Wissenschaft.
- Die Natur ist sinnlos. Es gibt in ihr keine Zwecke, keine Gerichtetheiten, und jede Entwicklung ist sinn- und ziellos weil zufällig.
- Die biologische Vererbung ist materieller Natur. Alles, was vererbt wird, liegt in den Genen oder in epigenetischen Veränderungen der Gene, oder in zytoplasmatischer Vererbung. In jedem Fall ist Vererbung materiell.
- Erinnerungen werden im Gehirn in materieller Form gespeichert. Alle Erinnerungen sitzen im Hirn irgendwie in modifizierten Nervenenden (phosphorilierten Proteinen), auch wenn niemand weiß, wie das funktionieren soll. Trotzdem glaubt jeder in wissenschaftlichen Kreisen, daß es im Gehirn sein MUSZ.
- Der Geist befindet sich in unserem Kopf. Unsere gesamte Bewußtheit ist nichts als die Aktivität unseres Gehirns, sonst nichts.
- Übersinnliche Phänomene sind deshalb unmöglich. Telepathie (für Sheldrake der sicherste Beweis für raum- und zeitlose morphogenetische Felder) und andere Psi-Phänomene gibt es nicht. Gedanken und Absichten können keine Fernwirkung haben, denn unser Geist befindet sich wie gesagt im Kopf. Wenn Leute glauben, daß es das alles gibt, dann nur, weil sie keine Ahnung von Statistik haben, sich von Zufällen täuschen lassen, oder einem Wunschdenken anhängen.
- Mechanistische Medizin ist die einzige, die wirklich wirkt. Deshalb fördern Regierungen auch nur die Erforschung mechanistischer Medizin und ignorieren komplementäre und alternative Therapien. Diese können nicht wirken, weil sie nicht mechanistisch sind. Wenn sie dennoch wirken dann nur, weil eine Besserung sowieso erfolgt wäre, oder aufgrund des Placebo-Effekts (in dem sie sich selbst täuschen). Wirken tut aber nur die mechanistische Medizin.
Morgen Teil 2)
*050719*
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