Wir bringen ihn immer wieder gerne, denn
David Wemhoff ist nicht nur ein scharfer, er ist ein origineller Denker
und Buchautor. Und originelles Denken kann nur dort entstehen, wo der Denker immer wieder zu den wirklichen Wurzeln der Wirklichkeit zurückkehrt, um von dort aus, neu belebt und inspiriert, sich wieder der Welt zuzuwenden.
Sein besonderes Forschungsgebiet ist bekanntlich die Ideologie des
Amerikanismus, wir haben ihn schon häufig hier besprochen. Der noch von Papst Pius XI. offiziell als Ideologie erkannt, abgelehnt und als mit dem Katholischen unvereinbar verurteilt. Wer Amerikanist ist, kann nicht katholisch sein, weil er es nicht ist. Eine prophetische Sichtweise!
Weil er nicht nur die Lebensweise der im Rahmen der USA
lebenden ethnischen Gruppierungen durch Entwurzelung und Verschiebung
der Identität in einen Willensakt bewirkt hat, sondern auch auf
dramatische Weide den Katholizismus entgründet hat. Und dies ist
bewußtem social engineering zu verdanken, das vom CIA speziell nach 1945
gezielt auf Amerika angewandt wurde.
Wemhoff
ist auf diese Tatsche gestoßen, als er die Geschichte von John Curtney
Murray näher studierte. Er war ein amerikanischer Jesuit, der gezielt
vom CIA (und weiteren Kräften, die im speziellen durch Medienmacht
eingriffen) zu einer "Autorität" aufgebaut wurde, um die Strukturen
der katholischen Universitäten und Lehrhierarchie in seine Hände zu
bekommen. Und in der Folge zu verändern. Seither ist die Kirche privaten Macht-
und Geschäftsinteressen untergeordnet, und hat Autorität und Stimme als
Korrektiv der Gesellschaft eingebüßt. Das gelang nicht zuletzt über den größten Sieg von Murray, seinem Beitrag dazu, daß das Zweite Vatikanum die Erklärung über die Religionsfreiheit veröffentlichte. Damit war auch der Katholizismus relativiert.
Aber
Wemhoff sieht das alles eben nicht als unglückliche Sammlung von Einzelereignissen. Sondern es wurzelt in
einer Fehlkonstruktion der USA selbst, war also von Anfang an angelegt.
Denn wenn auch viele meinen, die USA wäre auf Religion gegründet, so ist
das exakte Gegenteil der Fall. Die Verfassung der USA schreibt die
Entmachtung der Religion fest, das ist die Wahrheit, und stellt sie
unter die Macht des Staates. Zwar blieb das lange unter der Oberfläche,
zwar hat es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch harte Kämpfe um die
moralische Macht und Stellung speziell der katholischen Kirche gegeben,
die bis 1950, 1960 noch viel Einfluß hatte. Aber sie ist schließlich
unterlegen. Und zwar weil sie eigentlich von Anfang an unterlegen war,
denn die USA war so angelegt.
Wenn
man aber die Menschen ihrer ersten, ihrer einzigen wirklichen Wurzeln
beraubt - der "ethnic neighbourhoods", der religiös-ethnisch-kulturell homogen
getragenen (oft kleinen, auf Straßenzüge oder Stadtviertel sich erstreckenden) Lebensumwelt (was alles heute als Rassismus verleumdet wird) - dann
beraubt man sie ihrer Identität. Das ist geschehen. Darauf wurde dann
eine künstliche Identität, die des "Amerikaners" gesetzt. Amerika ist
heute eine "Pseudo-Nation", sagt Wemhoff deshalb. Sie "tut nur so", als
wäre sie eine Nation, und muß deshalb umso gewaltsamer reagieren, wenn
diese Behauptung angegriffen wird.
Von wem? Von jenen, die mit dieser
Behauptung (die auf einer Entwurzelung der Menschen basiert, sonst hätte
sie sich nie so entwickeln können) konkrete Interessen verfolgen. Denn
ein Mensch ohne reale Identität ist leicht zu manipulieren. Er hat
nichts, das ihn über die öffentlichen Behauptungen hinaus noch an eine
unveränderliche, meinetwegen ewige Wertelandschaft bindet.
Wer
meint, daß das nach einem Rachefeldzug protestantischer Richtungen
aussieht, hat nicht ganz Unrecht. Denn das ist die immanente
Notwendigkeit des Protestantismus selbst, der per se eine Entwurzelung
war (und ist), sonst wäre das Auseinanderreißen von Glaube und Kirche
gar nicht möglich gewesen. Man mußte die Dinge selbst entwerten, und sie
durch ein rein virtuelles (psychogenes) Ding ersetzen. Die neue,
protestantische Kirche war eine Pseudo-Kirche, ein rein virtuelles Ding,
das nur einen Aspekt des Katholischen herausgriff und verabsolutierte.
Die Fürsten haben es ihr gedankt, denn damit war das Kirchengut
problemlos zu konfiszieren, um die Finanzen zu sanieren. Die im 16. Jahrhundert
bei allen Fürsten, deren Ehrgeiz ihre Möglichkeiten weit überstiegen
hatte, außer Rand und Band waren.
Wemhoff
geht in diesem Gespräch speziell auf den Umstand ein, daß die Medien in
die Hand privater Interessen gelangt und enorm mächtig geworden sind
(was mit der Auflösung ethnisch-religiöser Identitäten alleine schon zu
tun hat). Die ihren Einfluß als "Meinungs- und Redefreiheit" sakrosankt
stellten. Die freilich das Problem hat, daß diese Redefreiheit nur
Instrument, Hebel ist, um die gesollte Sichtweise durchzusetzen. Denn wo
immer Meinungen und Rede auftraten und auftreten, die dieser Sichtweise
widersprechen, wird genau diese Medienmacht dazu benutzt, um sie zu
bekämpfen, ja sogar die Forderung zu erheben, genau diese Redefreiheit,
die "eine Gefahr für ein höheres Gut" sei, zu beschränken.
Die
Medienmacht der privaten Interessen setzt eben genau darauf - auf
höhere moralische Güter. Das ist ihre Totschlagkeule, mit der die
Vernunft des Bürgers bekämpft wird. Er muß sich den Gedankenwegen und
der Denkcharakteristik der Mächtigen unterwerfen, sonst wird er zum
Störfaktor, den man im Namen eines gesellschaftlichen Konsenses
eliminieren muß. Man muß deshalb diese Entwicklungen auch in Zusammenhang
mit dem Selbsterleben der Amerikaner in und nach dem Zweiten Weltkrieg
sehen, wo ihr "Amerikaner-Sein" von einer nachgerade göttlichen Sendung
beflügelt wurde, der Welt das Gute zu bringen, und das Böse zu
bekämpfen.
Auch dieses Sendungsbewußtsein, übrigens, hat fatale Analogie
zum Selbstverständnis der Protestanten und ... der Juden. Und diese
beiden Religionen haben nach 1945 auch gezielt zusammengearbeitet, denn
beide verstanden sich in einer Situation der Bedrohung durch eine schon
rein demographisch bedingt entstehende Überlegenheit der Katholiken.
Während die Fertilitätsraten der Juden und der Protestanten schon sehr
niedrig waren, galt es immer als Teil des Katholischen, keine
Empfängnisverhütung zu betreiben. Deshalb war der Kampf gegen Humanae
Vitae so massiv geführt, und so massiv von den Medien unterstützt
worden.
Wir
erleben Ähnliches gerade in jüngster Zeit auf Plattformen, die
natürlich allesamt privat gegründet und unterhalten wurden. Die
Sperrorgien auf Youtube und Twitter können kaum noch übersehen werden.
Und sie wenden sich gegen jeden und alles, was der gesollten Ideologie
(die in sich eine Kampfideologie gegen den Katholizismus ist, auch wenn
das viele nicht glauben wollen weil nicht sehen, und es auch weite
Kreise der Kirche nicht mehr wissen) widerspricht. Wer immer eine nicht
genehme Meinung äußert, wird verbannt. Und das in einer Situation, in
der diese Plattformen quasi öffentliches Gut geworden sind! Zumindest
hat man das der Welt vorgetäuscht, um so das Vertrauen von Milliarden
Menschen zu erschleichen. Jetzt zeigt sich, welcher Natur das aber
wirklich war. Die social media sind mittlerweile zu einem Instrument
geworden, mit dem Menschen regelrecht und ganz real in unerwünscht und
erwünscht (weil konform) unterteilt werden.
Morgen Teil 2) Der heilige Stammtisch