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Donnerstag, 3. Oktober 2019

Warum sich die FPÖ nicht durch Ibiza zerlegt hat (3)

Teil 3) Egal was gewählt wird. 
Es kommt immer antikatholischer Liberalismus heraus.



Ihr sind wie 1933 unter Papen die wahren Konservativen, die christ-katholischen Kernschichten, wieder einmal auf den Leim gegangen, indem sie sich der Illusion überließen, diese Bewegung "zu verchristlichen", um endlich die "konservative Revolution" als Rückkehr zur Vernunft zu schaffen. Was 1933 schiefging, scheitert nun regelmäßig auch in Österreich, wir erleben es laufend, und alle 16 Jahre, wie das FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer (heute gesuchter Gesprächspartner in allen Medien, auch den öffentlich-rechtlichen Österreichs, während er vor zwanzig Jahren noch für alle der Vorzeigenazi war) sagte.

Sie aber haben sich durch inhaltliche Themen angesprochen gefühlt, waren realistisch genug, von den Spitzen der Partei nicht allzu viel zu erwarten. Und - nicht zu vergessen! - sie haben sich durch ästhetische Kriterien angesprochen gefühlt, auch wenn das kaum jemand zugeben wird. Denn die Einführung einer berittenen Polizei durch FPÖ-Innenminister Herbert Kickl - übrigens der einzige der FPÖ-Führung, der den typischen Fallen des Emporkömmlings bemerkenswert entflohen ist - war ein Akt, dessen Gestalt-Wirkung nicht zu unterschätzen ist, so klein, ja lächerlich klein er auch scheint. Kickl inszenierte Grenzmanöver der Polizei, die Symbolwert hatten, und textete die Schilder an den Zugängen der Asylantenheime um. Nur lächerliche Symbole? Nein. Wahrheit, die beim Wort beginnt. Herbert Kickl hat immerhin etwas begriffen, das dem VdZ in seiner Zeit bei der Diözese St. Pölten (unter Bischof Krenn) wie Kickl zum absoluten Haßobjekt gemacht hat: Er hat begriffen, daß das Gute im Kleinen beginnt. Im Kleinen muß man deshalb hart weil prinzipientreu bleiben, darf nicht den Fehler machen, alles in die großen Debatten abschieben zu wollen. Das Gute braucht Konkretion, richtige Konkretion.  Denn dort spielt die Musik.

Während aber die Berittenen noch so irgendwie weiterexistieren, zumindest vorläufig, hat man diesen Schichten nun die Inhalte vor der Nase weggenommen. DAS war der Grund, warum viele nicht mehr wußten, warum sie wählen gehen hätten sollen. Zumal die Konstellation nach der Wahl - haushoher Sieg der Kurz-ÖVP, Wiedereinzug der Grünen ins Parlament, damit Koalitionsfähigkeit dieser beiden Gruppierungen - für niemanden überraschend, also lange vorher abzusehen war. Es war ihre aktuelle Wahltaktik, die etwas geoffenbart hat, was sich aus diesen Kreisen niemand je gewünscht hätte: Daß auch die FPÖ bereit ist, sich dem Wahnsinn der Gegenwart so rückhaltlos auszuliefern.

Die nun zu übersehen scheint, daß sich ein Gutteil gerade ihrer konservativen, "rechten" Wählerschaft auch als Gegner der Moderne sehen. Man unterschätzt immer noch und immer wieder neu, daß sich Politik und politische Intention aus einer Gesamthaltung generiert. Wenn es so aussieht, als ließe sich über Sachfragen und Einzelthemen Politik machen, so hat das verschiedene Gründe, die aber immer wieder auf eine Basis zurückfallen, die viel grundsätzlicher weil eine ontologische Frage ist. Deshalb geht es auch in der Klimafrage nicht um Klima oder Klimarettung! Es geht um den Gesamthorizont der Vernunft!

Und das ist etwas anderes, als es die Aufklärung meinte. Auch der VdZ war eine Zeit der Meinung, daß die FPÖ das kapiert habe, so wie die AfD in Deutschland. Aber auch er hat sich getäuscht. Diese Alternative gibt und gab es gar nicht, ja es gab sie gar nie! Daß man sie in der FPÖ vermutet hat, und zwar weithin und vielfach, hat lediglich den Grund, daß sich diese Partei als "Rettungsinsel" angeboten hat, als Refugium gegen die Unvernunft der übrigen Ideologien. Aber das ist ein Irrtum, der nicht zum ersten Mal begangen wurde.

Hat noch nie jemand darüber nachgedacht, warum Norbert Hofer, einer der beiden Parteispitzen nach Strache, vom gesamten politischen Spektrum des Landes so als seriös gelobt und akzeptiert wird? Richtig. Weil er gar kein Widerspruchsträger ist, der wo er als solcher gesehen wurde von einer FPÖ-Linie profitiert hat, die er selber als falsch zu sehen scheint, die er nun "modernisieren" möchte. Er ist vielmehr der, als der er sich präsentiert hat: Der brave und niedliche Butzibutzemann, die charisma-schwächere Variante von Kurz, der aber der Moderne, die in ihrem Wesen links (und damit, damit! oligarchisch!) ist, gar nicht entgegensteht. DESHALB können speziell deutsche Bundesbürger oft nur staunen, daß man in Österreich (ganz anders als der AfD in Deutschland) doch recht breite Akzeptanz als politische Kraft entgegenbringt. Der VdZ hat das Staunen im Ohr, das ihm seine deutschen Freunde am Sonntag kund taten, als sie die Wahlsendungen verfolgten: Die Freiheitlichen werden hier von den Medien ja ganz "normal" behandelt!?


Katholiken sind strunzdumm-naiv

Ob also nun dieser Hofer, der das Wort von "moderner Partei" aufbringt, in der Lage sein wird, eine FPÖ anzuführen, die in der Oppositionsrolle steht in der sie bislang gemutet wurde, ist stark anzuzweifeln. Es sei denn man begnügt sich wieder mit der alten 5-Prozent-Partei, als die sich die FPÖ vor Haider, zuletzt unter dem Obmann Norbert Steger, der sich der eigentlichen Wurzeln der Freiheitlichen noch sehr deutlich bewußt war, regelrecht einbetoniert hat.

Aber es sind diese gar nicht zu vermeidenden Rückschläge, die Mölzer meinte, wenn er sagte, daß es die FPÖ alle 16 Jahre zerlegt, wenn den Konservativen, den Christlich-Konservativen bewußt wird, daß ihre Hoffnungen nicht erfüllt werden. Eine Wählerschicht, die leider - man sieht es am Beispiel USA, die seit je ein ähnliches Phänomen zeitigt - immer wieder so leicht täuschbar ist, weil sie an ihrer permanenten Niederlage im Zuge des Kulturzerfalls des Westens nach jedem Strohhalm greift, der sich ihnen bietet. Und darin immer wieder meint, daß sich mit dem Liberalismus, der Aufklärung, und damit - drauf laufen alle diese Ideen nämlich hinaus, die alle auf demselben Grund stehen - der Linken doch wenigstens über eine Strecke des Weges aus Pragmatismus gehen ließe. Bis der Weg frei ist für ein wirklich konservatives, traditionsverwurzeltes Land.