Teil 6)
Zurück
nach Babyn Jar in der Ukraine. Wo am 21. September 1941 in einer
Massenexekution 33.771 Juden in nur zwei Tagen ermordet worden waren.
Auch Abraham Foxman vom ADL ist dabei. Die verstörendsten Momente aber
sind, als Shamir das Gespräch der ADL-Verantwortlichen mit Mitreisenden
aufgenommen hat. Das Erschreckende an Babyn Jar, sagt die Frau, sei, daß
so etwas heute jederzeit wieder passieren könnte. Das sagt sie wirklich.
Vielleicht mit Schwulen. Ihr Mann bestätigt. Deshalb sei es so wichtig,
sagt er, Israel zu unterstützen. Die Juden, das meint er wohl, denn der
Gedanke ist nicht so einfach nachzuvollziehen, seien der Prototyp jeder
Minderheit, egal welcher Art, die gehaßt und verfolgt würde, weil sie
der gesellschaftlichen Norm nicht entspräche, und nicht entsprechen
könne. Kraft göttlichen Willens, möchte man (nicht ohne Sarkasmus)
hinzufügen. Das verunsichert und erzürnt die Mehrheit, die auf Gott
wütend sind, aber die Juden (und Schwulen etc.) und deren Glück aus Neid
erschlagen wollen.
Ohne
Israel kann es keine Sicherheit für Juden auf der Welt geben. Die Liebe
zu Israel ist wie die Liebe zu einem (eigenen) Kind. Nicht ganz so
stark wie die zum Ehemann, aber sehr stark. (Wer Juden kennt weiß
freilich, daß das eher eine Verlegenheitsaussage gewesen sein muß. Denn
die Rolle der Mutter, die Bedeutung der Kinder steht im Judentum äußerst
hoch. So hoch, daß als "Jude" nur gesehen wird, wer über die
mütterliche - nicht über die väterliche! - Linie ethnische Abstammung
nachweisen kann.) Israel ist für die Juden auf der Welt wie eine
Versicherung, ein sicherer Ort, an den sie jederzeit zurückkehren können
und sicher sind.
Weiter
geht es im Film, als Begleitung mit der Gruppe israelischer
Jugendlicher, die nach Auschwitz nun Majdanek und Lublin ansteuern.
Während sie Chips fressen, wie Jugendliche es eben machen, werden sie
mit ernsten Security-Worten und Schreckensfilmen über Majdanek
beschüttet. In Majdanek angekommen, hören sie die Gruselgeschichten über
Lagerkommandantinnen mit eisenbestückten Geiseln. Dann stehen sie in
den halbdunklen Duschräumen, über deren Düsen das giftige Gas gekommen
sei. Der Rest von KZ-Häftlingen starb an der unmenschlichen Behandlung.
Die Jugendlichen könne mit alledem wenig anfangen. Es wird ihnen
sichtlich einfach schon zu viel. Sie fühlen sich deshalb auch schuldig,
weil sie die von den Begleitpersonen geforderten Emotionen nicht liefern
können. Denn sie sollten das alles sehr sehr ernst und schwer nehmen.
Aber sie sehen, sagt eine, täglich viel mehr Schrecken, im Fernsehen,
wenn ein arabisches Haus bombardiert wurde oder so. Was soll's, die
haben noch viele Häuser.
Szenenwechsel.
DePaul University in Chicago. Die ein Buch mit dem Titel "Die
Holocaust-Industrie" herausgegeben hat. Worin behauptet wird, daß Teile
des jüdischen Establishments auf zynische Weise politischen Nutzen aus
dem Holocaust ziehen. Geschrieben hat es Norman Finkelstein, selber ein
Jude. Der doch glatt behauptet, daß, um die eigenen Verbrechen an den
Palästinensern zu vertuschen, Israel sich so stark auf den
Anti-Semitismus konzentriert habe. Damit wäre der Haß auf Israel auf
irrationale, psychologische Motive verschoben, der sich nur daraus
nähre, daß Juden eben Juden seien. Aber das stimmt gar nicht.
Der
Haß auf Juden kommt daher, daß der Staat, der vorgibt, alle Juden zu
repräsentieren, sich in brutale Gewalt verwickelt hat. Es mag schon
stimmen, sicher sogar, daß die meisten Menschen den Juden mit einem
eigenartigen Gefühl begegnen. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, daß
die Juden die erfolgreichste, reichste gesellschaftliche Gruppe in den
USA sind. Wenn man das erreicht hat, bekommt man die Welt auf einem
Tablett serviert. Aber anstatt das zu sehen, sitzen die Juden herum und
diskutieren über irrationalen Anti-Semitismus. Das hat etwas, für das
man sich schämen sollte.
Finkelstein
hat für seine Theorien schwere Kritik einstecken müssen, von Juden
selbst. Er wurde Holocaust-Leugner genannt, ein Jude mit Selbsthaß, und
außerdem ein Idiot. Dabei waren seine eigenen Eltern im KZ. Wie sollte
er also ein Holocaust-Leugner sein? Es gibt bereits 10.000 Webseiten,
die das von ihm behaupten.
Foxman
wehrt sich vehement dagegen, daß behauptet wird, Israels Politik sei der
Grund für den "neuen Anti-Semitismus", von dem geredet wird. Das käme
von selbstunsicheren Juden. Es ist umgekehrt, sagt er. Man benützt
Israel als Rationalisierung der antisemitischen Gefühle, so werde ein
Schuh draus. Weil im Großteil der Welt Anti-Semitismus nicht akzeptiert
wird, sucht man diese Ausrede dafür, die Gefühle zu rechtfertigen. Das
belege die Tatsache, daß jedesmal, wenn ein Konflikt im Nahen Osten
ausbreche, in den Israel involviert ist, der Anti-Semitismus meßbar in
die Höhe schießt. Denn nun darf er sich - kostümiert - äußern. Der
heutige, der "neue" Anti-Semitismus tarnt sich also als anti-israelische
Haltung.
Morgen Teil 7)
*260819*