Teil 2)
So erfolgreich war bislang die ADL-Strategie, daß Abraham Foxman,
der heutige Vorsitzende des ADL, bereits öffentlich gefordert hat, daß
nicht nur in den USA, sondern über die UNO weltweit Anti-Semitismus als
"Verbrechen" eingestuft wird. Das bedeutet nicht weniger, als daß sich
eine Religionsgemeinschaft sakrosankt, ja unsichtbar stellen würde, und
jede Kritik an ihr bei Strafe untersagt wäre. Keine
Religionsgemeinschaft der Welt hat ohnehin jetzt schon eine
vergleichbare Sonderstellung. Dann wäre sie definitiv. Ohnehin gibt es
Schritte zu so einer Unterbindung von Kritik bereits in vielen Staaten.
Auch in unseren Ländern sind bestimmte Meinungen Juden und ihre
Geschichte betreffend bereits bei Strafe verboten.
Ausgangspunkt
des Films war, daß Shamir selbst, wie er gleich zu Beginn sagt, noch
nie mit Anti-Semitismus konfrontiert worden war. Dennoch hatte er
festgestellt, daß dieser Begriff allgegenwärtig ist, quasi die Luft
ausfüllt, die wir atmen. Weil Foxman die Idee gefiel, daß ein Israeli
einen Film über Anti-Semitismus macht, hatte Shamir noch nie dagewesenen
Zugang zu den Räumen und Archiven der ADL.
Wer
den Film ansieht wird vielleicht überrascht sein. Denn Juden sehen
einander durchaus mit sehr kritischem Blick. Und erkennen sehr wohl
Eigenarten des Judentums, die nicht gerade schmeichelhaft sind. Höre man
allein der Mutter des Filmemachers zu! Wenn uns - dem VdZ oder Ihnen,
werter Leser - solche Worte über die Lippen kämen, könnten wir sicher
sein, schwerste Probleme mit Anti-Semitismus-Vorwürfen (wenn nicht mehr)
zu bekommen. Dabei sieht sich diese Frau, deren Eltern bereits im 19. Jahrhundert aus Rußland eingewandert und echte Zionisten sind, als "echte Jüdin", während die, die sie kritisiert es nicht sind.
Aber das ist nur der Anfang der überraschenden, dabei sehr klaren Sichten, die der israelische Filmemacher mit "Defamation" bietet, in dem er dem Anti-Semitismus auf der Welt nachgeht.
Aber das ist nur der Anfang der überraschenden, dabei sehr klaren Sichten, die der israelische Filmemacher mit "Defamation" bietet, in dem er dem Anti-Semitismus auf der Welt nachgeht.
Der erst einmal in Israel anfängt und über die dortigen Zustände berichtet. Denn die
heutige israelische Jugend wird systematisch auf den Kernsatz "Nicht
vergeben, nicht vergessen!" auf eine Welt eingeschworen, die Juden generell haßt. Wobei man es mit der
Korrektheit der Information nicht immer so genau nimmt. Denn Zionismus
ist keineswegs ein Ergebnis des Holocaust, er ist eine jahrhunderte
Jahre alte Geisteshaltung. Auch könnte man diskutieren (wäre es nicht
ungustiös), ob die Shoah (Holocaust) wirklich der größte Genozid der
Geschichte war. Die Vernichtung (denn eine solche war es) von fünf
Millionen Iren durch die Briten Mitte des 19. Jahrhunderts sei nur als ein
relativierendes Beispiel angeführt. Anti-Katholizismus war historisch
eine keineswegs nebensächliche Haltung, und sie ist es bis zum heutigen
Tag nicht, im Gegenteil: Er treibt die gegenwärtige Welt in nie
gesehenem Ausmaß, und in ihm entscheidet sich deren Schicksal.
Aber
so senkt sich eine Saat des Hasses bereits früh in jedes jüdische Herz.
Auch durch die vermittelte Haltung, ihr Verhalten sei im Grunde
sakrosankt. Denn der Haß, dem sie weltweit begegne, habe allein mit
Anti-Semitismus zu tun, indem die Welt ihren Neid, ihre Eifersucht
gegen das auserwählte Volk auslebt. In dieser Haltung wird aber vor
allem eines gestärkt: Der Zionismus, der zur existentiellen, jüdischen
Einstellung werden soll, ja muß, um diesem Haß zu begegnen, dessen
endgültiger Beweis der hitleristische Holocaust ist. Denn die ganze Welt
ist anti-semitisch, die einen lauter, die anderen leiser. Deshalb muß
jeder Israeli bereit sein, in der Armee zu dienen, um die Existenz
Israels mit der Waffe in der Hand inmitten einer feindlichen Welt zu
behaupten.
Wie
kommen solche Meinungen zustande? Shamir geht in Zeitungsredaktionen.
Es wundert nicht, wenn er dort feststellt, daß sich die alten
Journalisten in demselben Haß präsentieren, während die im Film gezeigten
jungen Zeitungsredakteure sich freuen, wenn sie Meldungen lancieren
können, daß der Anti-Semitismus hier oder dort "gestiegen" ist. Das
erhöht die Auflage, sagen sie. Auf die Frage, woher solche Daten und
Aussagen denn kämen, wird es interessant: Sie kommen vom ADL.
Also
ist Shamir ins New Yorker ADL-Büro geflogen um zu recherchieren, wie
die ADL Anti-Semitismus bekämpft. Dort stellt er erst einmal fest, daß
dort mit sehr wenig Personal sehr viel verarbeitet werden soll. Die
durchschnittliche Zahl antisemitischer Vorfälle in den USA beläuft sich
auf 1.500. Denen allen nachzugehen ist mit diesem wenigen Personal
unmöglich. Also verläßt man sich auf subjektive Einschätzungen. Welcher
Natur sind nun diese Meldungen von Anti-Semitismus? Shamir möchte gerne
einmal so einem Fall nachgehen. Was wird also so gemeldet? Nun - da hat
jemand auf seiner Webseite etwas (angeblich) Anti-Semitisches
geschrieben, jemand hat sich über Schwierigkeiten in der Schule
beschwert, die er als antisemitisch motiviert sieht, aber etwas richtig
Anti-Semitisches der letzten beiden Wochen läßt sich im ADL-Büro nicht
auftreiben.
Endlich
findet der Direktor einen etwas länger zurückliegenden Fall. Eine Frau
hat bei einem jüdischen Begräbnis einen Polizisten gehört, der die
Veranstaltung bewachte, als er in sein Handy bei einem Telephonat etwas
Negatives gesprochen hat. Das hat sie so aufgeregt, daß sie es gemeldet
hat. Was hat er gesagt? Ganz laut sei zu hören gewesen: "I am just finishing this jewish shit."
Dazu muß man wissen: Die Amerikaner, speziell aber die New Yorker,
gebrauchen Fäkalworte sehr häufig, wie man überall hört. Und wir wissen
sogar aus eigener Erfahrung, daß wir rasch mal "Scheiße" sagen, sogar
ohne es abwertend zu meinen, einfach der saloppen Konversation wegen.
Jedenfalls, der Polizist hat sich, darauf von der ADL angesprochen,
telephonisch bei der Frau entschuldigt. Die Sache war damit erledigt.
Weil
sich kein so richtiger Fall finden läßt, flog Shamir nach Polen. Wohin
ja jedes Jahr 30.000 israelische Jugendliche gekarrt werden, um in
Auschwitz den Holocaust zu ventilieren. Dort sieht er, wie diese Kinder
gleich mal in Rollenspiele eingeteilt werden, in denen jeder erleben
darf, wie es so ist, wenn man von Nazis als Jude verfolgt wird. Nachdem
ihnen der Security Guard erklärt hat, wie sie sich bei antisemitischen
Terroranschlägen verhalten müssen. Um dann Anti-Semitismus hautnah zu
erleben, als sie alte Polen (typisch jugendlich-respektlos) frech
anreden, und die sie in die Schranken weisen. Da hatten sie ihren Beweis
der Aussage der Security: Es könne jederzeit passieren, daß sie jemand
angreife, denn sie seien ja Juden. Aber er werde sie beschützen. Und
tatsächlich erzählen die nämlichen Mädchen in die Kamera, daß sie
antisemitisch beschimpft worden wären. Was nachprüfbar nicht stimmte.
Die
Stimmung unter den Jugendlichen ist seltsam hysterisch, daß sogar
der Nachtportier, als er kommt, um die tobenden Jugendlichen zur Ruhe
aufzufordern, zu Reflexionen über den angeblich in Polen so virulenten
Neo-Nazismus anzuregen. Allen Ernstes glauben die jungen Israeli, daß
jederzeit Neo-Nazis das Hotel, in dem sie untergebracht sind, angreifen
könnten. Wie ihnen eben erklärt wurde: Sie befänden sich in einem
weiteren judenfeindlichen Land, in Polen. Der Security-Mann habe ihnen
erzählt, daß erst vor einigen Wochen Neo-Nazis mit Steinen in ihren
Fäusten durchs Hotel auf der Suche nach Juden durchs Hotel gestreift
seien. Auch das ist schlicht erfunden, aber die Jugendlichen, das wird
immer klarer, wachsen in eine Atmosphäre hinein, in der die ganze Welt
gegen sie ist und ihnen nach dem Leben trachtet. Sogar der normale
polnische Soldat, den sie am Flughafen sahen, ging nun plötzlich "wie
ein Nazi". Und der Kontrolleur am Paßschalter "blickte wie ein
SS-Offizier."
Hier zeigt sich die filmerische Qualität von "Defamation" am überzeugendsten. Denn Shamir schafft es, ohne es expressis verbis zu erwähnen, klarzumachen, daß sich rund um Anti-Semitismus und der Rolle des Holocaust darin (als zwangsläufiger Endpunkt des Anti-Semitismus) eine regelrechte Hysterie-Kammer aufgebaut hat. In die Generation um Generation hineingetrieben wird. Was eine fatale Fehlleitung in der Wirklichkeitsrezeption nach sich zieht. Der Anti-Semitismus in Israel wird so zur Obsession, zur Neurose, die zwangs-implementiert wird. Und die ADL spielt darin eine schreckliche und wichtige Rolle.
Hier zeigt sich die filmerische Qualität von "Defamation" am überzeugendsten. Denn Shamir schafft es, ohne es expressis verbis zu erwähnen, klarzumachen, daß sich rund um Anti-Semitismus und der Rolle des Holocaust darin (als zwangsläufiger Endpunkt des Anti-Semitismus) eine regelrechte Hysterie-Kammer aufgebaut hat. In die Generation um Generation hineingetrieben wird. Was eine fatale Fehlleitung in der Wirklichkeitsrezeption nach sich zieht. Der Anti-Semitismus in Israel wird so zur Obsession, zur Neurose, die zwangs-implementiert wird. Und die ADL spielt darin eine schreckliche und wichtige Rolle.
Morgen Teil 3)
*260819*