Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 8. Oktober 2019

Wenn ein Land sich als Gottes einzige Braut sieht

Ungeachtet der fundamentalen Kritik an Alexander Dugin, die wir hier zuletzt brachten, hat er natürlich nicht in allem Unrecht. Und seine Kritik am Zionismus hat ein starkes fundamentum in re, ist zumindest sehr interessant.

Kurz zusammengefaßt, sagt Dugin hier, daß die Diaspora, die (zweite) Zerstörung des Tempels im Jahre 70, und die darauf folgende Zerstreuung der Juden in alle Welt, den Aspekt der Sühne für die Sünden der Juden hatte. Das sahen sie auch selbst so. Nichts desto weniger hat sich die Ansicht verfestigt, daß diese Sühne begrenzt ist. An deren Ende die Rückkehr der Juden ins Gelobte Land steht - wenn der Messias kommt. Diese messianischen Vorstellungen der Heilserwartung haben sich vor allem im Ostjudentum (Aschkenasim) und seit dem 17. Jahrhundert in diesem eher städtischen Judentum verstärkt breitgemacht (Chassidimismus). Hier begann auch die Geheimlehre der Kabbalah eine enorme Rolle zu spielen. Das Judentum nahm in zahlreichen Strömungen die Form eines Satanismus an.

Was alles sich in dem Moment vollendet hatte, als die Juden durch den Holocaust offensichtlich genug gelitten haben. Das war der Moment, sich endgültig das Recht zu sehen, auch mit Gewalt das von Gott versprochene Land - Israel - wieder an sich zu nehmen. Das ist auch der Anbruch der Zeit, in der die Herabkunft eines Erlösers zu erwarten ist, der in einer Endschlacht (Armageddon) alle Völker der Welt unterwerfen wird.

Der Zionismus beruht buchstäblich auf der Gleichsetzung der Geschichte des Judentums und damit der Juden der Gegenwart mit dem Willen Gottes, denn die Juden sind die Braut Gottes, allen übrigen Völkern übergeordnet und mit Missionsauftrag ausgestattet. Damit haben sie in und zu allem das Recht. Sie verbindet weltweit ein Band, das gleichgültig macht, ob ein Jude aus pragmatischen Gründen liberal oder katholisch oder islamisch lebt - es ist das Blut, das sie zu einem weltweiten Bund macht. Mit dem heiligen Auftrag, das Ende der Welt herbeizuführen. Und den dritten Tempel in Jerusalem zu bauen. Auf dieses Ziel gehen sie Schritt für Schritt zu.