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Samstag, 12. Oktober 2019

Kritik, die dasselbe tut wie das, was sie kritisiert (2)

Teil 2)




Ellul kam zu seinen (ausgezeichneten) Analysen, weil ihm etwas auffiel, das niemandem wesentlich schien, ihm aber war: Ende der 1930er Jahre verwandelte sich die Stadt schlagartig, ja über Nacht. War sie zuvor noch reiner Begegnungsraum von Menschen gewesen, mit spielenden Kindern auf den Straßen und Menschen, die tief in Lebenswelten verwurzelt waren, war sie plötzlich Verkehrsfläche für eine neue, motorisierte, mobilisierte Welt. Die dann im Zweiten Weltkrieg endgültig Wirklichkeit wurde. Plötzlich ging es überall nur noch um losgelöste, universalistische Ideen, die einen verwurzelten Menschen nicht mehr brauchen konnte, der sogar zum störenden Element wurde. 

Autos und moderner Krieg sind deshalb Elemente derselben Spielkiste, der Verwurzeltheit nur im Wege steht. Wie sich im Konzept des totalen Krieges sehr deutlich zeigt: Verbrannte Erde war nicht nur ein Konzept des Bombenkrieges, es war Kriegskonzept aller Mächte. Die Vergangenheit, die Tradition zu schützen war nur "museales", vor allem aber medientechnisches, "zweitwirkliches" Element, das aber keine reale Bedeutung mehr hatte. Und diese Zweitwirklichkeit (Pseudologie) ist das vordringlichste Merkmal der Moderne. Totalitarismus ist deshalb nur der Ausfluß eines alltäglichen Lebens der Entwurzeltheit, die ständige Mobilisierung verlangt. (Womit wir bei der fundamentalsten Kritik am Islam angelangt wären.) 

Damit hatte sich der "natürlich gebliebene" Mensch im 20. Jahrhundert immer mehr gegen die moderne Gesellschaft zu wehren. Die Freiheit und Natur gefährdete. Ellul legte somit die geistigen Fundamente für die eigentlichen Ursprünge der ... 68er Bewegungen! Die anfänglich ein Kampf gegen die Moderne waren, ehe sie in eben dieser Moderne untergingen. Mit einem Funkenblatt an Feinden, das manchen überraschen mag: Medien, Tempo, Technizismus, Motoren, Mobilitätskonzepte und ... die moderne Demokratie, die auf Propaganda als technizistischer Enteigentlichung des Menschen beruht. 

Alle Dinge, über die heute medial diskutiert wird - und das betrifft INSBESONDERS die social media, das Internet - sind somit lediglich Täuschungsmomente, die vorgeben, über Inhalte zu laufen. Die aber in ihrer wahren Botschaft, in ihrer wahren Wirkung die Moderne als Abkehr von der ontologischen Wahrheit (=Natur) perennieren, vertiefen, transportieren. Man sieht nicht mehr auf die wirkliche Gestalt der Dinge, sieht die Welt nicht mehr als Begegnung von Gestalten, sondern als Begegnung von rationalen, verbalisierten Inhalten. Welch' Täuschung! 

Deshalb ist auch die gesamte ökologische Diskussion ein pures Täuschungsmanöver, und sie war es von Anfang an. Sie war sogar regelrecht "verordnet", ging von den bürokratischen, technizistischen Zentren (Europäischer Rat, etc.) aus!  Sie ist in sich aber zutiefst ein Projekt der Moderne! Und muß deshalb auch im Totalitarismus enden, denn darauf zielt sie ab. All die Diskurse diesbezüglich sind seit ihrem Auftreten 1970, als die 68er "ökologisch" (also "grün") wurden, reine Scheinveranstaltungen, wo es nur darum geht, wie die Moderne (des Technizismus) mit anderen Scheininhalten gefüllt werden kann. 

Die wahren Lebensabläufe (und damit die Politik) waren, blieben und sind aber zutiefst MODERN. Es ging nicht nur immer um dieselbe Art von Gesellschaft, sondern alle angebliche Fundamentalkritik an der Gesellschaft war in sich eine Bestätigung, eine weitere Befestigung genau dieser Gesellschaft der Moderne, weil sie sich deren tiefer propagandistisch-zweitwirklicher Abläufe bediente, ja ohne diese gar nicht denkbar war und ist.

Die Grünbewegung ist somit nur eine "grüne Version" derselben Art von technologischer, aber in Wahrheit zutiefst widernatürlicher Gesellschaft, die die grünen Bewegungen angeblich ablehnen. Ohne diese könnte es eine Grünbewegung gar nicht geben. Und die "Rechten" muß man dieselbe Kategorie einordnen: Sie sind nun lediglich eine Jahrzehnte später eingetretene Reaktion, die eine "rechte Version" IMMER DERSELBEN MODERNE fordern. Ihnen allen ist Gesellschaft (ob sie es erkennen oder nicht) eine Form des Technokratischen.


Morgen Teil 3)