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Freitag, 18. Oktober 2019

100 Jahre Haß (5)

Teil 5)



Das macht es auch völlig logisch, daß die nächste Station der Weltreise Foxmans Kiew und die Ukraine ist. Denn die Ukraine will sich aus Rußlands Armen befreien, und braucht dazu den Westen und die USA. Also läßt auch sie sich auf Anti-Semitismus einschwören, als vermeintliche Eintrittskarte in Washingtons Strategieüberlegungen. Der Preis sind einige ukrainische Aktionen gegen Anti-Semitismus in der Ukraine. Und die außenpolitische Unterstützung Israels. Das geht sogar so weit, daß sich Juschtschenko ermahnen läßt, hinkünftig zu unterlassen, den Holodomor (den Hungertod von rund fünf, vermutlich sogar acht Millionen Ukrainern unter Stalin) der 1920er Jahre mit dem Holocaust zu vergleichen. Der natürlich schlimmer, eben einzigartig in der Geschichte war. Und der ukrainische Ministerpräsident nickt tatsächlich dazu, läßt sich von ADL-Foxman wie einen Schulbuben belehren, und unter Druck setzen. Ja, sagt er, er wird den Holodomor nicht mehr als Genozid bezeichnen, und ihn nicht mehr mit dem Holocaust vergleichen.

Eine ADL-Vertreterin bestätigt nach dem sehenswerten Treffen wörtlich die Notwendigkeit, auf der "Schuldseite zu spielen". Deshalb darf nichts die Opferrolle der Juden schmälern. Die Schuld der Väter darf um nichts verringert werden. Und die Söhne müssen dafür die Verantwortung übernehmen.

Aber Shamir möchte sich mit dem gegenwärtigen, nicht mit ehemaligem Anti-Semitismus befassen. Also wendet er sich Moskau zu. Wo ein Attentäter in eine Synagoge eingedrungen war, und dort etliche Männer niedergestochen hatte. Der Vorfall war zur Gänze auf den Überwachungskameras aufgezeichnet worden. Also hat der Filmemacher sich mit den Mitgliedern der dortigen Synagoge unterhalten. Ob die sich nun unsicher fühlten? Und da wird es heftig.

Denn die Leute dort sagen, daß es in Moskau überhaupt keinen Antisemitismus gibt! Vielmehr, sagt einer, ist Anti-Semitismus eine bequeme Ausrede für Leute, die keine Karriere machen, weil sie faul und unfähig sind. Also rast Shamir sofort nach Kiew, um den ukrainischen Rabbi zu fragen. Der sagt im Grunde dasselbe. 

Und macht die interessante Feststellung, daß ihm auffällt, daß säkulare, unreligiöse Juden sich um Anti-Semitismus viel mehr sorgen als religiöse Juden. Für einen orthodoxen Juden steht Anti-Semitismus gar nicht am Speiseplan. Jude zu sein bedeutet ihnen ganz einfach, Judaismus zu praktizieren, der Rest kümmert sie nicht. Sie sind durch die Praxis Juden, basta. 

Aber jüdische Gemeinden in der ganzen Welt, die nicht religiös sind, haben im Anti-Semitismus "ihr Ding" gefunden. Endlich haben sie etwas, das ihnen Identität gibt.  Und prompt bestätigt das die ADL-Sprecherin, auf Punkt und Beistrich. Die Geschichte mit dem ADL und dem Anti-Semitismus gibt Identität, denn das tut die Religion für nicht orthodoxe Juden nicht.

Nun wird der Film immer verständlicher, sein Aufbau erklärt sich. Da war erst die Indoktrinierung der Jugend, die Zeitungen, die damit Geld verdienen, und schließlich das Büro der größten jüdischen Vereinigung gegen Anti-Semitismus, der ADL ... und dem steht die nackte Realität gegenüber, die ziemlich anders ist. 

Was ergibt sich daraus? Überall Anti-Semitismus zu sehen ist Teil der jüdischen Identität. Das sagt der Israeli Yoav Shamir in seinem ausgezeichneten Film "Defamation". Anti-Semitismus ist aber nicht real. Ja, es gibt ihn gar nicht. Zumindest nicht in der kolportierten Form. Höchstens als normale, verständliche Reaktion auf menschliche Verhaltens- und Mißverhaltensweisen gegenüber einzelnen Juden oder Gemeinschaften. 

Um das sagen zu können, werte Herrschaften, muß man wohl Jude sein. Dafür käme unsereins nämlich in den Karzer, ja vielleicht sogar würde er geköpft. Wegen Anti-Semitismus, dieses pöhse pöhse Haßverbrechen.


Morgen Teil 6)




*260819*