Teil 3)
Das
hat sich darin gezeigt, daß sich unser System in den 1960ern von einem
System individueller Schuld dem Sein gegenüber (Beichte, Katholizismus)
zu einem System der (durch Verhaltensänderung aber tilgbaren) Schuld an
technischen Prozessen war. Mülltrennung. Vegetarismus. Umweltschutz.
Klimarettung. Ölkatastrophe. Ständig neue Formen von Ungerechtigkeiten.
Alle Sünden waren plötzlich mathematisch auflösbar. "Wenn man so und so
viele Bäume täglich schlägert, wie lange würde es dauern, bis alle Bäume
des Amazonas geschlägert sind?" "Wenn man täglich so und so viel CO2
ausstößt, wie lange wird es dauern, bis die Welt verdampft?" Die Welt
wurde generell zu einem mathematisch ausrechenbaren Problem, und Ethik
wurde zu einer mathematischen Operation. Mathematik wurde zum
ökologischen Problem.
Gibt
es mehr Technizismus? Mit der Zeit hat sich seit den 1950er, 1960er
Jahren ein aberwitziger, technizistischer Kontrollapparat aufgebaut, der
sich darauf zurückführt zu meinen, die Probleme der Welt durch
mathematisch-strukturierte Technizismen lösen zu können. Moderne pur.
Und konnte man dieses eine Problem nicht lösen, suchte man ein anderes,
das mit mathematisch-technizistischem Gehabe zu lösen schien. Damit ist
eine Form von Öko-Faschismus entstanden, der uns völlig beherrscht.
Eine
Graswurzelbewegung ist der Ökologismus nie gewesen. Er hat immer auf
Propaganda und Gesamtmechanismen abgezielt, denn "von unten", aus der
Wahrnehmung der Menschen heraus, geschah .. gar nichts. Also versuchte
(und versucht, heute mehr denn je) man, ständig in das Unten (also in
die Bereiche des Einzelnen) direkt einzugreifen, durch ständig mehr
Verhaltensvorschriften und -zwänge. ABER wenn man ständig "bewußt" in
eine Organisation (Gesellschaft) eingreift, die aus einem inneren,
natürlichen Ordnungsdrängen zusammenhält, passiert nur eines: Sie
verliert ihre innere Ordnung. Sie wird zum Chaos.
Und
zwar nicht, weil hier oder da etwas an den Eingriffen "falsch" läuft.
Wie der Technizismus denkt. Sondern weil der Mensch seinem Wesen nach
frei IST. Und an diesem Punkt seine Existenz überhaupt erst zu
existieren beginnt! (Und wer möchte nicht existieren? Ist das nicht der
erste Drang jedes Menschen?) Nicht im Ergebnis, nicht im Großen, nicht
im Gesamtbild des Faktischen. Jede Änderung im Großen kann deshalb nur
aus dem Zwiespiel von Offenheit gegen ein Gesamtbild der Vorsehung hier,
und dem, was der Mensch machen kann, seiner sittlichen Entscheidung dort
(also der Ethik, der Moral in deren kultureller Form) sein. Dem
Menschen im Einzelnen diese Freiheit(smöglichkeit) zu nehmen heißt
deshalb immer, das Ganze ins Chaos zu stürzen. Ein Paradox! Aber die
Welt als Geschichte mit Gott, dem Sein selbst, ist eben ein Paradox.
Nicht irrational, sondern über-rational.
Jeder
Eingriff in einen Organismus durch eine Organisation muß durch noch
mehr Organisation kontrolliert und korrigiert werden, um die Natur des
Einen, Untersten zu befrieden. Sie muß damit zwangsläufig wachsen. Die
Gesellschaft des industriell notwendigen Wachstums wird wie von selbst
zu einem System der Kontrolle der Aufrechthaltung eines endlosen
Konsums. Und die Notwendigkeit des endlosen Konsums bewirkt die
Manipulation der Menschen zu dafür geeigneten Konsumenten. Homosexuelle,
sterile, vorübergehende menschliche Bindungen. Sexuelle Befreiung als
sexuelle Sklavenschaft. Entwurzelung als Konzept einer technokratischen
Gesellschaft, als Konzept der Moderne. Im Endeffekt endet dieses Konzept
bei der Beschuldigung des Menschen, überhaupt zu existieren, weil alle
Probleme zu verursachen, wenn er Mensch ist. Er kann nur genügen, wenn
er aufhört, Mensch - und damit frei - zu sein.
Die
Freiheit, die uns noch bleibt - im Wesentlichen ist sie nur noch
Mobilität, aber in allen Gebieten, weil Wurzellosigkeit - verlangt
schließlich, daß wir uns deren Eigenschaften anpassen. Wir beginnen
also, die Sprache der Bewegung zu sprechen, deren Gedanken als
Weltgedanken zu akzeptieren. Denn Medien (und Transportmittel sind eben
solche Medien) sind nicht neutral. Sie zwingen uns ihre inneren
ontologischen, wirklichkeitsrelevanten Gesetze auf. Und die sind nicht
ident mit dem logos, mit der Sinnstruktur des Menschen selbst.
Unser
Denken wird zu einem Denken, wie das System funktioniert. Denn weil
alles mit allem zusammenhängt, durchwirkt dieses nur noch technische
Funktions-Denken sämtliche Bereiche unseres Lebens. Das führt zu einem
Gleichschaltungsprozeß sämtlicher unserer Lebensbereiche, und muß sich
ständig diesen Anforderungen von Neuem anpassen.
Dieser
von der Technik ausgehende Effizienzsteigerungsprozeß beschleunigt
nicht nur alle Vorgänge, sondern er beginnt, uns mehr und mehr zu
versklaven. Weil wir uns immer mehr von Maschinen abhängig machen.
Ideellen Maschinen, oder solchen aus Eisen und Computerprogrammen. Mit
den social media sind endlich dann alle Menschen jederzeit
koordinierbar, und zwar gemäß technischer Prozesse, die im Grunde beim
Stromnetz begonnen haben, und bei den Mobilitätskonzepten eine nächste
wirkmächtige Quelle haben, die alles durchstrukturiert. Ellul schreibt
deshalb einmal, daß der Fahrplan der Eisenbahn so großen Einfluß auf
unser Leben hatte, da sich unser Leben mehr und mehr nur noch daran
ausrichtete.
Die
alten Taktschläge übrigens wurden mehr und mehr obsolet, wie
Kirchenglocken, die Sonne, der Ablauf der Jahreszeiten, das Wetter, die
Feiertage, das Gedächtnis an vergangene Ereignisse, die die
Charakteristik von Tagen anzeigen, und so weiter. Eine Ordnung der Welt
wurde mittlerweile durch eine Ordnung der technischen Ablaufoptimierung
einzelner Lebenselemente (Strom, Internet, etc. etc.) ersetzt. Die aber
nicht mehr der Natur der Welt und unserer eigenen Natur entspricht.
Das
alles verändert zwar nicht unser innerstes Wesen, das in seinen
Grundforderungen immer mehr unerfüllt bleibt, es verändert aber unser
Verhalten, unsere Haltungen. Wir haben unsere Aufmerksamkeiten und
nervlichen Fähigkeiten (Konzentration) diesen neuen Anforderungen
anzupassen, weil sich die Wichtigkeiten in unserem gefühlten Werte- und
Hierarchiesystem neu arrangiert haben. Denn wir sehen nicht, daß uns die Medien ihre Sprache aufdrängen, die sie benötigen, und dadurch die Inhalte wesentlich (sic!) bestimmen.
Heute kann deshalb kaum noch jemand zwei Absätze hintereinander lesen, ohne sofort irgendwelche Informationen zu suchen, um sich des Gelesenen gewisser zu werden. Die gesamte Haltung zu unserem überlieferten Kulturgut hat sich dramatisch geändert. Wir "trauen" ihm nicht mehr. Weil sich unsere Position verändert hat. Wir sehen nicht mehr die relevanten Orte. Wir befinden uns nur noch an zufälligen, zugewiesenen Orten.
Heute kann deshalb kaum noch jemand zwei Absätze hintereinander lesen, ohne sofort irgendwelche Informationen zu suchen, um sich des Gelesenen gewisser zu werden. Die gesamte Haltung zu unserem überlieferten Kulturgut hat sich dramatisch geändert. Wir "trauen" ihm nicht mehr. Weil sich unsere Position verändert hat. Wir sehen nicht mehr die relevanten Orte. Wir befinden uns nur noch an zufälligen, zugewiesenen Orten.
Die
Dominanz des öffentlichen Systems und der Verlust der sozialen,
verwurzelten Ordnungen, der Ausbruch des sozialen Chaos, hängen direkt
und ursächlich mit der extremen Bedeutung der Medien heute zusammen. Die
uns nicht zuletzt über Bequemlichkeiten dazu verführt haben, diese neue
prägende Kraft technischer Abläufe zu akzeptieren. Die uns das Leben
regelrecht aus der Hand schlagen.
Morgen Teil 4)
*250819*