Teil 7)
Dazu kommt die Behauptung, daß Juden
Amerika gegenüber weniger loyal sind als Israel gegenüber. Das belegen
angeblich auch die Untersuchungen der Professoren John Mearsheimer
(Harvard) und Steve Walt (Chicago). Die in "The Israeli Lobby"
behaupten, daß eine israelische Lobby die US-Außenpolitik in eine
Richtung beeinflusse, die die Interessen Israels vor die Interessen
Amerikas stelle. Die Aufgabe des ADL sei, jeden, der Israel kritisiere,
als Anti-Semiten ins Weltall zu schießen.
Das
sieht auch der Führer der israelischen Sozialisten, Uri Avnery, so. Der
die Lobby in den Diensten der Ultrarechten in Israel sehen. Und deren
Liebling derzeit Benjamin Netanyahu ist. Ob deshalb der Kampf der ADL
wirklich Israel dient, darüber sei er sich heute gar nicht mehr so
sicher. Es könnte sein, daß nicht diese Leute Israel, sondern Israel
ihnen dient. Bestimmen die Israeli ihre Politik, oder diese Leute die
Politik der Israeli?
Denn
der ADL geht es ja gar nicht um Anti-Semitismus. Es geht ihnen nur um
Anti-Israelismus. Jede Kritik an Israel machen sie aber zu
Anti-Semitismus. Den es in Amerika gar nicht gibt, das ist ein Mythos.
Wenn es ihn gäbe, könnte diese Lobby nicht so arbeiten, wie sie es tut.
Anti-Semitismus ist ein reines Produkt der israelischen Medien und
existiert nur in den Köpfen einiger global einflußreicher Juden. Aber es
gibt den behaupteten Anti-Semitismus gar nicht.
Nie
ist es den Juden in Amerika besser gegangen. Man kann im großen Ganzen
sogar sagen, daß der Anti-Semitismus eine jüdische, eine israelische
Erfindung ist. Jeder auf der Welt fürchtet sich davor, wegen seiner
Geschichte (Holocaust). Aber in Amerika, wo es so viele mächtige,
einflußreiche Juden gibt, fürchtet man sich da vor einem Gespenst, und
sieht deshalb hinter jedem Baum einen Anti-Semiten. Es gibt
Anti-Islamismus, Anti-Arabismus, Anti-Schwarzentum, Anti-irgendwas. Aber
einen Anti-Semitismus muß man mit der Lupe suchen. Aber es gibt solche
Leute, die mit ihren Lupen wie Sherlock Holmes herumlaufen und
Anti-Semitismus suchen.
Ein
nächster Sprecher der ADL, Ariel Sullivan, ist mit einer seltsamen
Tatsache konfrontiert. Denn die Zweiggruppe der ADL in Israel ist ...
für einen Versöhnungskurs in der Region. Und setzt sich dafür ein, daß
die Politik der Lobbygruppen in der Sache etwas normaler wird. Und er
bezieht sich auf Mearsheimer Buch.
Das
den ADL in New York ziemlich aufgemischt hat. Foxman ist beim Kongress
der ADL außer sich. Er kann es nicht fassen, daß ein respektabler
Akademiker und Jude so etwas veröffentlicht. Noch nie gab es eine so
heftige Diskussion, ob Anti-Semitismus und Anti-Zionismus wirklich
dasselbe sind. Charles Jacobs erklärt den Harvard-Professor gar zum
Feind der Juden. Als ein weiterer Sprecher am Kongress, der
Soziologieprofessor David Hirsch, es dann auch noch wagt, die Frage zu
stellen, ob Israel in der ständig weiter vorangetriebenen
Siedlungspolitik in der West Bank und wegen seiner Politik im Problem
Ghaza nicht eine falsche Politik betreibe, sodaß solch eine
Besatzungspolitik den Haß auf Israel (und die Juden) befördere, wird er
lächerlich gemacht. Als er gar zu sagen wagt, daß Palästina (sic!), von
Netanyahu als "Anti-Nation" bezeichnet, die einzige Nation im Vorderen
Orient ist, der das Existenzrecht abgesprochen wird - von Israel - meint
eine der Sprecherinnen, so etwas könne wohl bestenfalls ironisch
gemeint sein. Aber Hirsch verteidigt sich: Anti-Semitismus und
Anti-Zionismus sind zwei verschiedene Paar Schuh.
Was
Shamir am Kongress der ADL aber klar wird, ist, daß jeder, der nicht die
pro-israelische Linie der ADL verfolgt, zum Schweigen gebracht wird. Er
geht sogar so weit zu sagen, daß nur in einer Unterscheidung von
Anti-Semitismus und Anti-Zionismus, in einer differenzierten
Kritikmöglichkeit an der israelischen Politik, Hoffnung liege, daß es
irgendwann im Nahen Osten doch noch Frieden geben könne. Wenn alle
Kritik an Israel mit dem Mantel eines metaphysischen, ewigen
Anti-Semitismus verhüllt wird, wie soll es dann jemals Frieden geben?
Dann ist der Konflikt ja schon aus sich heraus ewig.
Einmal
noch geht Shamir zu Mearsheimer, dem Verfasser von "The Israeli Lobby".
Ob er wirklich der Anti-Semit in Gestalt ist, der nicht kapiert, daß
Anti-Semitismus sich im Anti-Israelismus (Anti-Zionismus) nur seine
Maske sucht. Der bestätigt: Er war nicht einen Moment antisemitisch.
Nie. Und er ist auch nicht Anti-Israeli. Er sieht sogar die Politik der
Israeli Lobby als schädlich für Israel, nicht nur für die USA.
Daran ist nichts Anti-Semitisches. Wobei es ja eigentlich unmöglich ist
zu "beweisen", daß man kein Anti-Semit ist.
Morgen Teil 8)
*260819*