Dieses Blog durchsuchen

Sonntag, 20. Oktober 2019

100 Jahre Haß (7)

Teil 7)



Dazu kommt die Behauptung, daß Juden Amerika gegenüber weniger loyal sind als Israel gegenüber. Das belegen angeblich auch die Untersuchungen der Professoren John Mearsheimer (Harvard) und Steve Walt (Chicago). Die in "The Israeli Lobby" behaupten, daß eine israelische Lobby die US-Außenpolitik in eine Richtung beeinflusse, die die Interessen Israels vor die Interessen Amerikas stelle. Die Aufgabe des ADL sei, jeden, der Israel kritisiere, als Anti-Semiten ins Weltall zu schießen.

Das sieht auch der Führer der israelischen Sozialisten, Uri Avnery, so. Der die Lobby in den Diensten der Ultrarechten in Israel sehen. Und deren Liebling derzeit Benjamin Netanyahu ist. Ob deshalb der Kampf der ADL wirklich Israel dient, darüber sei er sich heute gar nicht mehr so sicher. Es könnte sein, daß nicht diese Leute Israel, sondern Israel ihnen dient. Bestimmen die Israeli ihre Politik, oder diese Leute die Politik der Israeli? 

Denn der ADL geht es ja gar nicht um Anti-Semitismus. Es geht ihnen nur um Anti-Israelismus. Jede Kritik an Israel machen sie aber zu Anti-Semitismus. Den es in Amerika gar nicht gibt, das ist ein Mythos. Wenn es ihn gäbe, könnte diese Lobby nicht so arbeiten, wie sie es tut. Anti-Semitismus ist ein reines Produkt der israelischen Medien und existiert nur in den Köpfen einiger global einflußreicher Juden. Aber es gibt den behaupteten Anti-Semitismus gar nicht. 

Nie ist es den Juden in Amerika besser gegangen. Man kann im großen Ganzen sogar sagen, daß der Anti-Semitismus eine jüdische, eine israelische Erfindung ist. Jeder auf der Welt fürchtet sich davor, wegen seiner Geschichte (Holocaust). Aber in Amerika, wo es so viele mächtige, einflußreiche Juden gibt, fürchtet man sich da vor einem Gespenst, und sieht deshalb hinter jedem Baum einen Anti-Semiten. Es gibt Anti-Islamismus, Anti-Arabismus, Anti-Schwarzentum, Anti-irgendwas. Aber einen Anti-Semitismus muß man mit der Lupe suchen.  Aber es gibt solche Leute, die mit ihren Lupen wie Sherlock Holmes herumlaufen und Anti-Semitismus suchen.

Ein nächster Sprecher der ADL, Ariel Sullivan, ist mit einer seltsamen Tatsache konfrontiert. Denn die Zweiggruppe der ADL in Israel ist ... für einen Versöhnungskurs in der Region. Und setzt sich dafür ein, daß die Politik der Lobbygruppen in der Sache etwas normaler wird. Und er bezieht sich auf Mearsheimer Buch. 

Das den ADL in New York ziemlich aufgemischt hat. Foxman ist beim Kongress der ADL außer sich. Er kann es nicht fassen, daß ein respektabler Akademiker und Jude so etwas veröffentlicht. Noch nie gab es eine so heftige Diskussion, ob Anti-Semitismus und Anti-Zionismus wirklich dasselbe sind. Charles Jacobs erklärt den Harvard-Professor gar zum Feind der Juden. Als ein weiterer Sprecher am Kongress, der Soziologieprofessor David Hirsch, es dann auch noch wagt, die Frage zu stellen, ob Israel in der ständig weiter vorangetriebenen Siedlungspolitik in der West Bank und wegen seiner Politik im Problem Ghaza nicht eine falsche Politik betreibe, sodaß solch eine Besatzungspolitik den Haß auf Israel (und die Juden) befördere, wird er lächerlich gemacht. Als er gar zu sagen wagt, daß Palästina (sic!), von Netanyahu als "Anti-Nation" bezeichnet, die einzige Nation im Vorderen Orient ist, der das Existenzrecht abgesprochen wird - von Israel - meint eine der Sprecherinnen, so etwas könne wohl bestenfalls ironisch gemeint sein. Aber Hirsch verteidigt sich: Anti-Semitismus und Anti-Zionismus sind zwei verschiedene Paar Schuh. 

Was Shamir am Kongress der ADL aber klar wird, ist, daß jeder, der nicht die pro-israelische Linie der ADL verfolgt, zum Schweigen gebracht wird. Er geht sogar so weit zu sagen, daß nur in einer Unterscheidung von Anti-Semitismus und Anti-Zionismus, in einer differenzierten Kritikmöglichkeit an der israelischen Politik, Hoffnung liege, daß es irgendwann im Nahen Osten doch noch Frieden geben könne. Wenn alle Kritik an Israel mit dem Mantel eines metaphysischen, ewigen Anti-Semitismus verhüllt wird, wie soll es dann jemals Frieden geben? Dann ist der Konflikt ja schon aus sich heraus ewig. 

Einmal noch geht Shamir zu Mearsheimer, dem Verfasser von "The Israeli Lobby". Ob er wirklich der Anti-Semit in Gestalt ist, der nicht kapiert, daß Anti-Semitismus sich im Anti-Israelismus (Anti-Zionismus) nur seine Maske sucht.  Der bestätigt: Er war nicht einen Moment antisemitisch. Nie. Und er ist auch nicht Anti-Israeli. Er sieht sogar die Politik der Israeli Lobby als schädlich für Israel, nicht nur für die USA. Daran ist nichts Anti-Semitisches. Wobei es ja eigentlich unmöglich ist zu "beweisen", daß man kein Anti-Semit ist.


Morgen Teil 8)





*260819*