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Mittwoch, 29. Januar 2020

Dummheit verdirbt sogar gutes Handwerk (1)

Eigentlich hätten sich die Macher des abendfüllenden Films "Kleine Germanen" den Film ersparen können. Es hätte genügt, die These in Bleilettern auf den Bildschirm oder die Kinoleinwand zu heften. Denn nur, wenn man diese fortwährend sieht, "funktioniert" der Film auch. Den 'arte' offenbar für so "wichtig" einschätzt, daß man sogar auf die geläufigste Regel verzichtet, erst durch Vertrieb und Aufführung zu kassieren, um ihn dann, irgendwann einmal, auch kostenlos auf Youtube oder ähnlichen Plattformen zur Verfügung zu stellen. Aber das hatte man ohnehin nicht notwendig, denn für solche Filme, nein, für solche Thesen fließen öffentliche Gelder in rauhen Mengen. Man muß diese Blase nur richtig anstechen, schon ergießt sich der Goldregen.

Worum geht es? Was immer man dazu sagt, ist bereits hineinkonstruiert. Denn der Film illustriert nur die These, daß "rechte Gesinnung" in "rechter, ideologischer, indoktrinierender Erziehung" gründet. Und was ist "rechte Gesinnung"? Alles, was dem linken, ja äußerst linken Weltinterpretat widerspricht, das alles Übel der Welt der hierarchischen Ordnung der Welt zuschreibt. Und deshalb nicht nur antiautoritäre Erziehung fordert, sondern eine Erziehung, die den Menschen erst zur tabula rasa macht, also jede identitäre Prägung auslöscht, um ihn dann neu "aus sich selbst heraus" aufzusetzen. Was natürlich nicht funktioniert, ja nicht einmal beabsichtigt ist. Antiautoritarismus ist lediglich die verlogene Etikette, die man der Umorientierung und Verhaftung an neue Autoritäten umhängt. Die emotional reichlichst aufgemotzt die Grundangst des Menschen anspricht, nur ja nicht zu sich selbst aufzustehen, sondern alles Aufstehen an eine Gruppe und deren Leitideen bindet.

Der Film ist also genau so, wie die linken Thesen: Strohdumm. Und er strotzt vor Unkenntnis in fast jeder Hinsicht. Er kennt nicht einmal das, was er abgefilmt hat, was also das Material für die (erst) De-, und dann Re-Komposition nach neuen Gesichtspunkten ist. Filmmaterial ist eben an sich aussagelos, so sinnliche Daten es eben sind. Sie ergeben erst Sinn, wenn man sie ordnet. Und läßt man die Bilder, auch die Aussagen, die Personen, die hier als "Gottseibeiuns" vorgeführt werden sollen, einfach so stehen - und nicht einmal das sahen die Filmemacher - bleibt nur die Frage, was daran "rechtsextrem" oder "böse" sein sollte. Da zeigen sich ziemlich normale Menschen, mit normalen Ansichten, die vermutlich 80 Prozent der Mitmenschen in unseren Ländern teilen. Und zwar immer noch, weil sie der Wirklichkeit, die sie erleben und erfahren, einfach entsprechen. (Was man früher einmal "Wahrheit" nannte.)

Der Film soll also verleumden, das kann man ganz klar erkennen. Aber er schafft es nicht. Er schafft es nur, wenn man den Film NICHT sieht. Und auf so einen Tenor kommt auch einer der im Netz befindlichen recht guten Kommentare von Dirk Alt auf Achgut. Sogar der Filmbewertungsstelle, schreibt er, die diesem gut gemachten, aber sehr dummen Machwerk natürlich das Prädikat "Besonders wertvoll" umhängte, kritisierte, daß von allen Interviewten keine menschenverachtenden Stellungnahmen zu hören wären. Dabei hat man sich solche Mühe gegeben ... Oder hat der Endredakteur über die Filmemacher gesiegt? 

Kann es also sein, daß Ellen Kositza sich gar nicht zu Recht beklagt, daß sie (und ihr Mann, Götz Kubitschek) "getäuscht" wurden, als man sie zum (langen) Interview bat, das man aufnahm und dann in wenigen Sequenzen (wie es eben bei solchen Aufnahmen notwendigerweise immer ist) verwendete. Sondern, daß die ursprüngliche Intention der Filmemacher noch anständig(er) war, als das Endprodukt? Sogar die Kindheitsgeschichten der "Bösen" im Film "Kleine Germanen" erfüllen keinen der Tatbestände, die doch der Film aufdecken möchte. Keine dieser Geschichten zeigt, daß hier vom Elternhaus "indoktriniert" oder mit Gewalt Ideologie aufgezwungen wurde, ja im Gegenteil. Niemand mußte Passagen aus "Mein Kampf" auswendig lernen, und niemand mußte Ausländer hassen. 

Liebe zur Heimat, die der Film - man muß bei manchen Passagen schmunzeln (oder schelmisch auflachen, je nachdem), ja sie bewegen auf eine Weise, die den Filmemachern sicher nicht absichtlich bzw. "so" durchgerutscht ist - ist hingegen jedem ein Bedürfnis, der seine Heimat noch zuläßt und als solche erfahren hat, und Selbstüberwindung in kleinen Dingen zu lernen ist eines der wichtigsten Elemente jeder normalen, gesunden Heranreifung zur Weltoffenheit, denn erst so läßt sich auch so manches ertragen, erst so bildet sich das heran, was die Linken fordern, aber nicht und nie haben: Toleranz, wirkliche Toleranz. Die auch ein Anderssein zuläßt, wenn auch nicht durch Haltungs- und Identitätslosigkeit verschwinden läßt. Man hat bei den allermeisten jener Linken, die alles was bei drei nicht auf den Bäumen ist, als "rechtsextrem" verunglimpft ohnehin den Eindruck, daß es blanker Neid ist, der sie treibt. Neid auf jene, die noch irgendwie Identität haben, noch irgendwie der Welt etwas Schönes abgewinnen können, noch irgendwie Weltoffenheit haben.

Deshalb teilt auch der VdZ die Erfahrung etwa von Ellen Kositza und ihrem Mann. Und der Unterschied zu heute, ja einer der Punkte, an denen sich so manche substantielle Kritik entzündet wie belegt, ist zu sehen, mit welcher ideologischen Engführung, mit welcher moralistischen Verhaltensdressur heutige Jugend heranwachsen muß, während wir die Kindheit in den 1960ern, abschwächelnd noch 1970ern (offenbar, denn das Verlegerehepaar ist um einiges jünger als der VdZ), als praktisch völlig "frei" und unbeaufsichtigt erfahren haben. Wir sind noch den ganzen Tag "draußen" herumgelaufen, ohne fortwährende Medienberieselung und hatten unsere eigene, ungemein reichhaltige Erfahrungswelt, in der wir gelernt haben, mit der Welt auch einmal alleine zurechtzukommen.

Überhaupt muß man sagen: Wenn die Linken wüßten, wie weltoffen und wirklichkeitsneugierig praktisch alle sind, denen heute ein "Rechtssein" unterschoben wird - die wirklich wenigen, die in rechtsextremen Ideologien versunken sind, sind eine quantité négligeable - und mit linken Milieus verglichen, würden sie vor Beschämung in den Erdboden versinken. (Weshalb der VdZ sogar zu der Auffassung weil Beobachtung kommt, daß sehr sehr viele, die sich "rechts" äußern, in ihrer eigentlichen Substanz ausgemachte Linke sind. Aber das zu sehen überfordert Linke endgültig.) 

Wenn sie wüßten, wie sinnlich basiert Konservative sind (und schon diese sind auch im Film als "rechts" und gefährlich etikettiert), ja daß die (wir ringen um Begriffe, denn eigentlich würde reichen zu sagen: "Normale") eher Traditionsorientierten eine viel reichere sinnliche Erfahrungswelt haben, die sich nämlich erst über Kultur erschließt (ja der Sinn von Kultur ist letztlich sogar Sinnlichkeit! Aber Sinnlichkeit, nicht der primitive Konsum von ausgewählten, vereinzelten, an die Stelle eines Reichen gesetzten isolierten Sinnesreizen, was man am besten bei der Sexualität sieht), würden sie sich in den letzten Erdkeller verkriechen.

Vielleicht also hat sich wieder einmal die sehr wirklichkeitsverhaftete Ausrichtung der Cutter und der darauf aufbauende Formsinn der eigentlichen Filmemacher seine eigene Bahn gebrochen, die des Guten nämlich. Die, die so viel mit dem Material zu tun haben, haben nämlich oft eine erstaunliche Erdung in Wirklichkeit, zu der sie die Hingabe ans Material, also an die Welt, fast zwingt.

Morgen Teil 2)