Eigentlich hätten sich die Macher des abendfüllenden Films "Kleine Germanen"
den Film ersparen können. Es hätte genügt, die These in Bleilettern auf
den Bildschirm oder die Kinoleinwand zu heften. Denn nur, wenn man
diese fortwährend sieht, "funktioniert" der Film auch. Den 'arte' offenbar
für so "wichtig" einschätzt, daß man sogar auf die geläufigste Regel
verzichtet, erst durch Vertrieb und Aufführung zu kassieren, um ihn
dann, irgendwann einmal, auch kostenlos auf Youtube oder ähnlichen
Plattformen zur Verfügung zu stellen. Aber das hatte man ohnehin nicht
notwendig, denn für solche Filme, nein, für solche Thesen fließen
öffentliche Gelder in rauhen Mengen. Man muß diese Blase nur richtig
anstechen, schon ergießt sich der Goldregen.
Worum
geht es? Was immer man dazu sagt, ist bereits hineinkonstruiert. Denn
der Film illustriert nur die These, daß "rechte Gesinnung" in "rechter,
ideologischer, indoktrinierender Erziehung" gründet. Und was ist "rechte
Gesinnung"? Alles, was dem linken, ja äußerst linken Weltinterpretat
widerspricht, das alles Übel der Welt der hierarchischen Ordnung der
Welt zuschreibt. Und deshalb nicht nur antiautoritäre Erziehung fordert,
sondern eine Erziehung, die den Menschen erst zur tabula rasa macht,
also jede identitäre Prägung auslöscht, um ihn dann neu "aus sich selbst
heraus" aufzusetzen. Was natürlich nicht funktioniert, ja nicht einmal
beabsichtigt ist. Antiautoritarismus ist lediglich die verlogene
Etikette, die man der Umorientierung und Verhaftung an neue Autoritäten
umhängt. Die emotional reichlichst aufgemotzt die Grundangst des
Menschen anspricht, nur ja nicht zu sich selbst aufzustehen, sondern
alles Aufstehen an eine Gruppe und deren Leitideen bindet.
Der
Film ist also genau so, wie die linken Thesen: Strohdumm. Und er
strotzt vor Unkenntnis in fast jeder Hinsicht. Er kennt nicht einmal
das, was er abgefilmt hat, was also das Material für die (erst) De-, und
dann Re-Komposition nach neuen Gesichtspunkten ist. Filmmaterial ist
eben an sich aussagelos, so sinnliche Daten es eben sind. Sie ergeben
erst Sinn, wenn man sie ordnet. Und läßt man die Bilder, auch die
Aussagen, die Personen, die hier als "Gottseibeiuns" vorgeführt werden
sollen, einfach so stehen - und nicht einmal das sahen die Filmemacher -
bleibt nur die Frage, was daran "rechtsextrem" oder "böse" sein sollte.
Da zeigen sich ziemlich normale Menschen, mit normalen Ansichten, die
vermutlich 80 Prozent der Mitmenschen in unseren Ländern teilen. Und zwar
immer noch, weil sie der Wirklichkeit, die sie erleben und erfahren,
einfach entsprechen. (Was man früher einmal "Wahrheit" nannte.)
Der
Film soll also verleumden, das kann man ganz klar erkennen. Aber er
schafft es nicht. Er schafft es nur, wenn man den Film NICHT sieht. Und
auf so einen Tenor kommt auch einer der im Netz befindlichen recht guten
Kommentare von Dirk Alt auf Achgut.
Sogar der Filmbewertungsstelle, schreibt er, die diesem gut gemachten,
aber sehr dummen Machwerk natürlich das Prädikat "Besonders wertvoll"
umhängte, kritisierte, daß von allen Interviewten keine
menschenverachtenden Stellungnahmen zu hören wären. Dabei hat man sich
solche Mühe gegeben ... Oder hat der Endredakteur über die Filmemacher
gesiegt?
Kann es also sein, daß Ellen Kositza sich gar nicht zu Recht beklagt,
daß sie (und ihr Mann, Götz Kubitschek) "getäuscht" wurden, als man sie
zum (langen) Interview bat, das man aufnahm und dann in wenigen
Sequenzen (wie es eben bei solchen Aufnahmen notwendigerweise immer ist)
verwendete. Sondern, daß die ursprüngliche Intention der Filmemacher noch
anständig(er) war, als das Endprodukt? Sogar die Kindheitsgeschichten
der "Bösen" im Film "Kleine Germanen" erfüllen keinen der Tatbestände,
die doch der Film aufdecken möchte. Keine dieser Geschichten zeigt, daß
hier vom Elternhaus "indoktriniert" oder mit Gewalt Ideologie
aufgezwungen wurde, ja im Gegenteil. Niemand mußte Passagen aus "Mein
Kampf" auswendig lernen, und niemand mußte Ausländer hassen.
Liebe
zur Heimat, die der Film - man muß bei manchen Passagen schmunzeln
(oder schelmisch auflachen, je nachdem), ja sie bewegen auf eine Weise,
die den Filmemachern sicher nicht absichtlich bzw. "so" durchgerutscht
ist - ist hingegen jedem ein Bedürfnis, der seine Heimat noch zuläßt und
als solche erfahren hat, und Selbstüberwindung in kleinen Dingen zu
lernen ist eines der wichtigsten Elemente jeder normalen, gesunden
Heranreifung zur Weltoffenheit, denn erst so läßt sich auch so manches
ertragen, erst so bildet sich das heran, was die Linken fordern, aber
nicht und nie haben: Toleranz, wirkliche Toleranz. Die auch ein
Anderssein zuläßt, wenn auch nicht durch Haltungs- und
Identitätslosigkeit verschwinden läßt. Man hat bei den allermeisten
jener Linken, die alles was bei drei nicht auf den Bäumen ist, als
"rechtsextrem" verunglimpft ohnehin den Eindruck, daß es blanker Neid
ist, der sie treibt. Neid auf jene, die noch irgendwie Identität haben,
noch irgendwie der Welt etwas Schönes abgewinnen können, noch irgendwie
Weltoffenheit haben.
Deshalb
teilt auch der VdZ die Erfahrung etwa von Ellen Kositza und ihrem Mann.
Und der Unterschied zu heute, ja einer der Punkte, an denen sich so
manche substantielle Kritik entzündet wie belegt, ist zu sehen, mit
welcher ideologischen Engführung, mit welcher moralistischen
Verhaltensdressur heutige Jugend heranwachsen muß, während wir die
Kindheit in den 1960ern, abschwächelnd noch 1970ern (offenbar, denn das
Verlegerehepaar ist um einiges jünger als der VdZ), als praktisch völlig
"frei" und unbeaufsichtigt erfahren haben. Wir sind noch den ganzen Tag
"draußen" herumgelaufen, ohne fortwährende Medienberieselung und
hatten unsere eigene, ungemein reichhaltige Erfahrungswelt, in der wir
gelernt haben, mit der Welt auch einmal alleine zurechtzukommen.
Überhaupt
muß man sagen: Wenn die Linken wüßten, wie weltoffen und
wirklichkeitsneugierig praktisch alle sind, denen heute ein "Rechtssein"
unterschoben wird - die wirklich wenigen, die in rechtsextremen
Ideologien versunken sind, sind eine quantité négligeable - und mit
linken Milieus verglichen, würden sie vor Beschämung in den Erdboden
versinken. (Weshalb der VdZ sogar zu der Auffassung weil Beobachtung
kommt, daß sehr sehr viele, die sich "rechts" äußern, in ihrer
eigentlichen Substanz ausgemachte Linke sind. Aber das zu sehen
überfordert Linke endgültig.)
Wenn
sie wüßten, wie sinnlich basiert Konservative sind (und schon diese
sind auch im Film als "rechts" und gefährlich etikettiert), ja daß die
(wir ringen um Begriffe, denn eigentlich würde reichen zu sagen:
"Normale") eher Traditionsorientierten eine viel reichere sinnliche
Erfahrungswelt haben, die sich nämlich erst über Kultur erschließt (ja
der Sinn von Kultur ist letztlich sogar Sinnlichkeit! Aber Sinnlichkeit,
nicht der primitive Konsum von ausgewählten, vereinzelten, an die
Stelle eines Reichen gesetzten isolierten Sinnesreizen, was man am
besten bei der Sexualität sieht), würden sie sich in den letzten
Erdkeller verkriechen.
Vielleicht
also hat sich wieder einmal die sehr wirklichkeitsverhaftete
Ausrichtung der Cutter und der darauf aufbauende Formsinn der
eigentlichen Filmemacher seine eigene Bahn gebrochen, die des Guten
nämlich. Die, die so viel mit dem Material zu tun haben, haben nämlich
oft eine erstaunliche Erdung in Wirklichkeit, zu der sie die Hingabe ans
Material, also an die Welt, fast zwingt.
Morgen Teil 2)