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Sonntag, 19. Januar 2020

Warum der Erste Weltkrieg die Vormachtstellung Deutschlands schuf (2)

Teil 2)



Die Nachkriegsordnung hielt aus dem Grund, so Höbelt weiter, nicht länger als bis 1939, weil die Siegermächte nicht wirklich hinter der neu geschaffenen Ordnung standen. Sowohl die USA wie auch Rußland hatten sich aus Europa wieder zurückgezogen und waren mit eigenen Problemen beschäftigt. Frankreich und Italien waren zu schwach, um Europa stabil zu halten, standen noch dazu in einem Konkurrenzverhältnis zueinander.

Nach 1945 hielt die Ordnung, weil sowohl die USA wie auch Rußland an Europa strategisches Interesse hatten. Grund war die neue Gegnerschaft, die im Kalten Krieg seine Form fand. Heute steht Europa vor der Situation, bestenfalls "die Schweiz der Welt" zu werden. Seine Bedeutung ist marginalisiert, denn die Mächte der Welt - USA, Rußland, China, Indien, die Tigerstaaten - spielen in einer eigenen Liga. Und haben in Ostasien einen neuen Schwerpunkt gefunden. Dem Europa sowohl technisch wie zivilisatorisch hoffnungslos unterlegen ist.

Interessant Höbelts Aussage zur landläufigen Meinung, die USA hätten am Kriegseintritt 1917 schon deshalb Interesse gehabt, weil sie sonst um ihre Kredite an die Alliierten hätten fürchten müssen. Höbelt bestätigt die auch vom VdZ vertretene Meinung, daß es anders war. Die USA hatten vielmehr im Ersten Weltkrieg die Chance gesehen, ihre alten Schulden an Europa (v. a. England) auszugleichen. Der VdZ hat auch hier schon dieselbe Ansicht dargelegt. Teilweise wurden die englischen Kredite mit Übernahmen von Aktienkapital ausgeglichen, und ein großer Teil der amerikanischen Industrie fiel in amerikanisches Eigentum. Bis dorthin hatte die USA seine schon 1914 überragende Stellung am Weltmarkt (Deutschland hatte mehr Stahl produziert als der Rest Europas gemeinsam, aber die USA mehr als die übrige Welt zusammen) durch englische Investitionen errungen.

Nach 1918 standen sie finanziell pari mit Europa, und konnten sich wieder in die alte Isolation (Monroe-Doktrin) zurückziehen. Sie waren ja nicht einmal dem Völkerbund beigetreten. Erst im Zweiten Weltkrieg war es anders, da erhielten die USA ihre Kredite an die westlichen europäischen Mächte nicht mehr zurück.

Höbelt spricht hier zwar nicht darüber, aber wir wollen kurz fortführen und darauf hinweisen, daß Europa nach 1918, noch mehr aber nach 1945, für den Rest des europäischen Kontinents erdrückend übermächtig wurde. Das war in der Gründung 1870/71 bereits angelegt, wir haben es bereits behandelt. Auch wenn es so tut, als sei es "fair" und Frankreich gewissermaßen den Vortritt läßt, um friedliche Absichten zu beweisen. In den Augen des VdZ erklärt sich so, was Höbelt hier verwundert festhält: Daß im Grunde die ganze EU nach der Pfeife Frankreichs tanzt. Während Deutschland alles tut, um seine reale Macht und Stärke unter der Tischdecke zu halten und im realen außenpolitischen Handeln alles zu tun, um sich als schwächer dazustellen als man ist.