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Montag, 6. Januar 2020

Ein Vater ist nicht absetzbar

Man kann die Kinder in einer Familie enterben. Aber man kann niemals den Vater einer Familie enterben, wie schuldig oder monströs auch immer er sich verhalten möge. Das ist das Gesetz der Hierarchie, das Gott in seine gesamte Schöpfung eingepflanzt hat. Dasselbe läßt sich über einen Papst aussagen, der während seiner Amtszeit der geistige Vater der gesamten Familie Christi auf Erden ist. Im Fall eines kriminellen oder monströsen Vaters müssen sich die Kinder von ihm zurückziehen und den Kontakt vermeiden. Aber sie können niemals sagen: "Wir wollen uns einen neuen Vater aussuchen, der gut für uns und die Familie ist." Es wäre gegen jeden gesunden Menschenverstand und gegen die Natur. Dasselbe Prinzip ist anwendbar in der Frage, ob man einen häretischen Papst absetzen kann. Der Papst kann von niemandem abgesetzt werden, nur Gott selbst kann intervenieren, und er wird dies auch zu gegebener Zeit tun, weil Gott in seiner Vorsehung niemals irren kann.

("Deus in sua dispositione non fallitur")
Bischof Athanasius Schneider 2019 in einem Arbeitspapier 
zur Frage eines häretischen Papstes.

Den Christen ist kein anderes Schicksal zugedacht als das des Meisters, Jesus Christus. Und dieser Weg bedeutet - Kreuz, Spott, Schande. Vielfach ist das auch ein Problem der Medien, und bis vor hundertfünfzig Jahren wußte der normale Gläubige vom Papst kaum mehr als seinen Namen. Sein Ort in der Kirche war die Pfarre, die Diözese, allerhöchstens. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Wir können uns zurückziehen, können uns enthalten Dinge und Aussagen zu verbreiten, die häretisch sind, wir können jene unterstützen, die die Wahrheit dennoch verkünden, und wir können selbst für die Wahrheit eintreten, in dem uns zugedachten existentiellen Rahmen. Aber es ist Gott, der im Geheimnis des Heiligen Geistes seine Kirche leitet und führt, und er weiß, welcher Reinigung auch dieser Papst dient. Aus dem Platz in der Hierarchie aber, den jeder hat, der diesem Organismus Kirche kraft Taufe angehört, auszusteigen bedeutet, sich vom Blutkreislauf der Gnade selbst abzuschneiden.

Das Kreuz unseres Lebens als Weg zum Heil beginnt immer am allernächsten Schritt, am allernächsten Stein, der vor unseren Füßen liegt. Dort liegt der Anruf Gottes an uns. Und sei das Auftauchende noch so klein. Niemand kann diesen Schritt überspringen, und beim nächsten oder übernächsten beginnen. Tut er das dennoch, verfehlt er den gesamten Weg. Denn es ist die Grammatik der Hingabe, des Kreuzes, auf die es ankommt, nicht die inhaltlich in unseren Augen größere oder kleinere oder wichtigere Aufgabe. Unser Denken und Planen wird hier immer zu kurz greifen, wenn es nicht in der Öffnung auf den göttlichen logos (Grammatik des Sinns und der Ordnung) beginnt und grundgelegt ist.

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Bild Gloria.tv
Eine Aufnahme von der Generalaudienz am Petersplatz vom 30. Oktober 2019. Er ist fast leer, als der Papst kommt. Die ontische Struktur des Papstamtes, wie sie sich sogar in der Architektur des Petersplatzes zeigt, ist viel größer, und verschlingt jede Inszenierung, die sich auf das Menschliche beschränkt, wie ein viel zu großes Umschlagpapier, weil das reduktive, weltbeschränkte Menschliche viel zu klein ist.

Indem PP Franziskus programmatisch versucht das Amt auf seine faktische Person zurückzuschneiden und einzuschmelzen, nicht mehr das Amt durchscheinen lassen, sondern den Herrn Juan Bergoglio repräsentieren will, so wie er es in der Liturgie des Novo Ordo auch gelernt hat, hat er die Rechnung dafür zu begleichen. Dahinter steht der materialistische Irrtum, das Wirkliche mit dem Faktischen der Welt gleichzusetzen. Und dieses zeitigt, daß sich von diesem Argentinier niemand etwas erwartet. Was der Argentinier als weltliche Person zu sagen hat, ist langweilig, widersprüchlich, Schnee von vorgestern, und oft regelrecht dumm und niedrig. Die Hinfälligkeit des Menschen wird bei dieser Vorgehensweise lediglich deutlicher erkennbar.

Das Interesse an ihm beschränkt sich somit auf jene, die medialen Rückenwind haben und diesen köstlichst ausnützen, um ihre Sünde in den Augen der Welt umzufärben. Aber selbst diese verbergen sich lieber hinter Bildschirmen und Tastaturen. Selbst diesen ist klar, daß sich hinter der faktischen Figur Bergoglios das Amt des Papstes befindet, auch wenn das kaum noch sichtbar ist. Denn der Mensch ist Fenster zum unsichtbaren Jenseits. Dieses aber ist der Ort der wirklichen Wirklichkeit. Das kann bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt sein. Aber es ist immer da.

Nur in Gott selbst, in dem fleischgewordenen Gott Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich, ist diese Übereinstimmung vollkommen. Wir können ihm nur ähnlich sein, nie er selbst. Und wir sind es immer in einem Mehr oder Weniger, denn wir Menschen sind zerbrechliche Gefäße.

Wenn wir das alles eingehender bedenken, und uns die Wirklichkeit der Kirche vor Augen führen, wird uns aber mit einem Mal klar, daß dieser Papst tatsächlich jene Lehre für die Gegenwart darstellt, die sie am dringendsten braucht. Denn dieses Pontifikat lehrt uns, daß wir immer auf die göttliche Ordnung als Wirklichkeit und logos HINTER den Dingen zu achten haben. Auf diesen logos bezieht sich unser Glaube, und auf ihn hin haben wir uns zu transzendieren, selbst zu überschreiten. Nicht auf die faktische Realität davor, die nur ein mehr oder weniger trübes Fenster (oder die Tür) zu dieser Wirklichkeit ist. Diese haben wir immer in einem mehr oder weniger zu ertragen. Gerade aber vor dem Hintergrund der faktischen Lächerlichkeit, die uns so deutlich vor Augen kommt, wird uns aber vielleicht klarer, welcher Natur die Wirklichkeit selbst ist. Die das Sichtbare von der Wurzel her durchdringt, und durch alle Masken durchscheinen will, so schwer das manchmal auch ist.

Dieser Heilige Ernst des Lebensspiels fehlt der Welt in diesem liberalistischen, demokratistischen Zeitalter, wo sich überall nicht die Ordnung des Amtes, des Ortes, sondern das Faktische der Menschen in den Vordergrund schieben will, so sehr wie vielleicht noch nie. Aber dieser Ernst fehlt auch den Katholiken, die zu begreifen haben, daß die Papolatrie der letzten hundertfünfzig Jahre, Folge eines Mißverständnisses des Dogmas der Unfehlbarkeit, ein bis zum Aberglauben gehender Irrweg war. Denn die Unfehlbarkeit bezieht sich auf die wirkliche Wirklichkeit, die die lebendige Grammatik der Kirche darstellt, mit der das Materiale nur im Dialog steht, dem es aber durch das Sterben in die Aufgabe des Ortes, an dem man steht, alle Tore zu öffnen hat. Sie wird im Papstamt, in der Kirche deshalb nie fehlgehen! Und selbst schlimmste Verzerrungen werden letztendlich dem Heil der Getauften dienen.*




*Hier sei vorsicht anzumelden, denn diese Tatsache ist nicht, wie oft gedeutet, deckungsgleich mit der dialektischen Geschichtsauffassung Hegels! Die Dynamik These-Antithese-Synthese ist weder der mechanistisch-automatische Lauf der Welt (bestenfalls ein Einzelereignis), noch der Weg der göttlichen Vorsehung.