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Sonntag, 12. Januar 2020

Warum es den einfachen Laien vielleicht etwas angeht (2)

Teil 2)



Der Vatikan muß seit der Inbetriebnahme von social media-Kanälen wie Twitter eben genau damit rechnen (der VdZ hat vor Jahren deshalb schwer kritisiert, als Papst Benedict XVI. damit begann, der VdZ hat es genau damit begründet). Wo selbst dem Papst jeder einzelne Katholik der Welt, sofern er über social media-Zugang verfügt, erstmals in der Geschichte persönlich gegenübersteht.

Den solche Nachrichten bis in sein Schlafzimmerchen hinein verfolgen und in gewisser Weise fast die Welt selbst bedeuten. Zumindest fehlt den Medien jener Platz, der ihnen eigentlich zukäme, und das bringt die latente Gefahr, den wahren Stellenwert einer Thematik in der Welt außerhalb des Medientheaters nicht immer richtig einschätzen zu können. Auch Handlungshorizonte können sich so beträchtlich verschieben.

So lautet die Botschaft des Mediums social media (Internet) selbst, in corpore gewissermaßen, ohne die ein Text nie verstanden werden kann, weil beides untrennbar zusammengehört. Da gibt es dann keine Hierarchie mehr, kein Wesen der Nachricht, weil es keinen Ort mehr gibt. Hier herrscht Anarchie, und hier herrscht "funktionale Inhaltlichkeit". So kann, ja muß sich jeder Otto Normalfummel aufgerufen sehen, aus seinem wie immer weiten oder beschränkten, ver- oder entwurzelten Horizont heraus zu handeln, um das über social media Aufgenommene zu rezipieren. 

So muß im Gegenzug - gegen jede "Gewohnheit" - doch auch dem Wiener Kardinal EB Christoph Schönborn auf eine Weise zugestimmt werden, die für sich genommen hieße, daß Tschugguel (mit so vielen anderen) den wahren Ort der Pachamama-Statue nicht verstanden hat. Indem er sagt, daß es eine ungebrochene und nach wie vor gültige Tradition der Kirche ist, das Symbolhafte von Heiden und Naturreligionen aufzugreifen, um es zu reinigen, und in die christliche Wahrheit hineinzuheben. Weshalb er diese Tat verurteile. 

Die Frage, wie weit man in dieser Indienstnahme des Heidnischen gehen kann, ist zwar sehr alt (und zuletzt unter Jesuitenmissionaren auf Anweisung Roms krachend in China gescheitert war. Wo es zu einer gewissen Kehrtwendung der "Inkulturation" in den Bestrebungen der Kirche kam, was damit möglicherweise die Missionierung Chinas ruiniert hat), aber immer wieder neu zu prüfen. Heute scheint man den exakt gegenteiligen Weg zu gehen, ja möglicherweise sogar den pervertierten, also "auf den Kopf gestellten" Weg.

Bild aus Contra Recentia Sacrilegia
Denn Tschugguel hat schon auch recht, wenn er auf zwei Tatsachen hinweist, die diese Reinigungsabsicht fraglich machen, denn zum Ausdruck kam sie nicht unbedingt: Die eine ist, daß ein "Missionsbischof" Erwin Kräutler mit gewissem Stolz gar davon berichtet, daß er in seiner jahrzehntelangen Tätigkeit in Brasilien, und zwar exakt im Amazonas-Gebiet, nicht einen einzigen Indigenen getauft hätte. In der Heidenreligion aber kann Mission und Heilsvermittlung ganz sicher nicht enden! Denn dieser fehlt eben die ganz reale Dimension der Erlösung, die nur die Taufe bringen kann. 

Und dann ist da das Verhalten so mancher, wie sie in der Götzenanbetung in den Vatikan-Gärten stattfand, die ebenfalls jede Mission in der Heidenreligion selbst enden lassen zu wollen scheinen. Nimmt man dazu noch die aktuellen und schrecklichen Bestrebungen ins Kalkül (wie dieses ominöse "Abu-Dhabi-Dokument"), wo unter einer falsch verstandenen Ökumene gemeint wird, jeder Religion jene und dieselbe Erlösungskraft beizumessen, die aber doch nur dem sakramentalen Hineinheben in die reale, trinitarische, göttliche Wirklichkeit via Taufe (also im Katholischen) möglich ist, müssen solche Behauptungen einer "Reinigung" völlig unglaubwürdig, ja wie eine Lüge klingen. Und man muß fast annehmen, daß nun auch heidnische Rituale und Symbole vollgültig in den Kanon der Kirche hineingestellt werden sollen.

DANN ist die gesamte Nachrichtenlandschaft rund um diese Pachamama-Statue tatsächlich im Rahmen der Charakteristik der social media eingeschlossen, ein Thema für sich, über deren Wirklichkeitsrelevanz man diskutieren könnte. Dann bleibt alles ein turbulentes Theater, mit Helden und Bösewichten. Und todernst. Als Ereignis der Welt der social media. Jenem Paralleluniversum, in dem wir uns zu guten Teilen bereits mit beiden Beinen befinden.

Aber ist das auch die wirkliche Wirklichkeit der Kirche? Oder, anders gefragt, auch der VdZ nimmt sich da nicht aus: Sind wir nicht alle bestenfalls schon Konvertiten, die zwar gerne dabei wären, aber erst (oder noch) mit einem halben Fuß darin stehen? Denn wo ließe sich eine gesunde, verwurzelte, kulturell handfeste, katholische Prägung noch so erwerben, daß sie unsere Natur wäre? Dann könnte es aber auch glatt sein, daß die ganze Aufregung um Pachamama, hin oder her, luftiges, gespenstartiges Symboltheater wäre, das aber an der wirklichen Wirklichkeit vorbeigeht.

Aber dann, werter Leser, dann müßten wir uns alle, Sie, wir, der VdZ, fragen, ob wir nicht wider besseren Wissens und gegen alle Absicht dem Internet (auf dem die social media prinzipiell aufbauen) erst recht auf den Leim gegangen sind. Weil es uns dann davon weggeführt hat, die Welt und Wirklichkeit besser zu begreifen, sondern uns im Gegenteil in eine völlig neue Welt verführt hat. Die wie ein Luftballon über den Wassern schwebt, deren Strom aber in Horizonte führt, die uns immer weniger erkennbar werden.

Dazu paßt als Nachtrag und Ergänzung: Es kommt nicht allzu oft vor, von altehrwürdigen Priestern dermaßen ausgewogene Stellungnahmen wie jene zu lesen, wie sie das Kölner Domradio veröffentlichte. Wo Prälat Norbert Feldhoff anläßlich seines achtzigsten Geburtstages in einem längeren Interview wohltuend realistische Einblicke in seine Zeitzeugenschaft gibt. Und mit seinem Fazit in Erinnerung bleiben sollte:

"Ich habe als Kind viele, viele Priester kennengelernt. Ich würde fast sagen, der größere Teil ist für mich kein Vorbild gewesen. Es gab natürlich einige, die Vorbild waren, aber das war der geringere Teil. Und ich habe mit meinen Eltern immer gelernt, offen auch über Fehler von Priestern zu sprechen. Bei uns war das zu Hause nicht tabu. Insofern würde ich sagen: "Wenn euch ein Papst oder Bischof nicht gefällt, das ist alles kein Problem. Die Kirche wird bleiben bis zum Ende. Auch wenn sie noch so einen Mist macht."



*051119*