Teil 2)
*Die
viel tiefer liegende Frage ist deshalb die nach dem Erkennen an sich,
das ein Erkennen des Wesens eines Dings ist. Das macht eine
biologistische Diskussion über Gender (oder Rasse) so problematisch.
Denn es reicht nicht. Es braucht vielmehr einen Bezug zu einem
Wesensbild in der ontologischen Ordnung, sodaß sich "Wesen" als
"Beziehungsdynamik an einem Ort" erweist, die in der Sebsttranszendenz
auf dieses Bild hin die Konkretion in einer historischen Zeit bewirkt.
Dies wiederum wird erst begreifbar, wenn man die Dinge als schöpferische
Emanationen in einer Analogie (Ähnlichkeit) erfaßt, die in sich
(spurenhaft) bzw. als ihre Daseins- und Existenzgrundlage die Dynamik
der Trinität tragen. Man kommt also um die Frage nach Gott und Schöpfung
nicht herum, wie es die biologistische, "evidenzbasierte"
Betrachtungsweise versucht.
**Hinter
dieser Verwirrung, die den Westen mittlerweile voll erfaßt hat und
damit die christlich-abendländische Kultur restlos vernichtet, steckt
wiederum persönliche Schwäche, also Sünde. Die das eigene Nicht-Erfüllen
bzw. die Verweigerung der Selbstüberschreitung in der Hingabe (als
Sterben) - mangels Vertrauens; also auch hier: Grundlegung des
Weltverhältnisses in der Familie - insofern zu verbergen versucht, indem
es "ein X für ein U" erklärt.
Das
können wir nicht zuletzt in unserer Warenwelt beobachten, ja in allen
Definitionen von Wohlstand, Erfolg (als Ausweis der Erfüllung der
absoluten Existenzkriterien; auch hier also der unbedingte Gottesbezug),
also als Entwicklung aus dem Kapitalismus heraus (der selbst eine
gewaltsam implementierte Täuschung ist: Die über die Fertilität von
Geld). Wo fast alle Dinge, die uns mittlerweile umgeben, nur noch dem
Etikett nach sind, was sie sein sollten. Und wir unser gesamtes reales,
konkretes Leben nur noch nach Etiketten und im Etikettentausch
orientieren, nicht mehr an Werten (Gut) und Wertverhältnissen.
***
Aber
die Freuung an den Dingen - also der Sinn der Welt und Welthaftigkeit -
wird über das Wesen zugängig, sonst durch nichts. Selbst die
Wahrnehmung über die Sinne ist lediglich eine untere Stufe der Teilhabe
am Wesen des Begegnenden. Was wir zum Beispiel an den geistigen Begriffen für
sinnliche Erfassung sehen. Nur vom Geist her, nur vom Wesen her ist also
die Welt überhaupt "wertvoll". Bestreiten wir den Dingen diesen ihren
eigentlichen Sinn, verankern wir die Begriffe nicht im Wissen Gottes, im
logos, zerfällt uns die Welt, lösen wir uns "in der Welt" auf (verschwinden also sozusagen aus ihr), und buchstäblich nichts bleibt.
***
Es
bleibt aber interessant zu sehen, wie in der Welt im Etikettenrausch
die psychische Mechanik der ontologischen Verhangenheit der Seele
ähnelt. Und an der Tatsache angreift, daß der Mensch tatsächlich das
ist, worauf hin er sich transzendiert. Der fundamentale Unterschied
liegt aber woanders: Er liegt darin, WOHER diese Ideen, diese Bilder,
diese Wesensbilder, auf die hin sich der Mensch transzendiert - wie er
sich also definiert, selbst wenn seine faktische Verfaßtheit diesem
Idealbild nicht ganz entspricht (GANZ kann sie nicht abweichen) -
stammen. Aus der Übernatur des Geistes (Gottes), oder aus der rein
innerweltlich reduktiven, bloß menschengemachten Gedankenwelt. So daß die
Welt der Etiketten Ausdruck einer Selbstvergöttlichung des Menschen
ist, der sich selbst (und damit der Welt) die Ideen gibt, nach denen sie
"ist" (als: "immer neu wird").
Dies kann nur
geschehen, indem die Wesensschau des Menschen (als Beheimatung und
ständig neu zu vollziehende, nur in der Haltung, Tugend halbwegs "in der
Welt stabile" Rückkehr in diese Heimat im Geist) von außen her tot-, in
den Menschen "hinein-" geschrien wird. Deshalb der Zwang einer solchen
Welt zu (schon quantitativ) immer mehr Etiketten - deshalb die social
media (am besten mit Ohrhörern) als deren ideales Werkzeug.*** Eine
ontologisch nur im Menschen verankerte Welt wird unausweichlich zu einer
Welt der Gesetzes-Zwänge.
***
Warum
aber diese Zwänge, warum der Zwangscharakter? Weil der wirkliche
Vorgang in den Menschen eine Auseinandersetzung mit dem Archetypischen
des Vaters ist - der heute fehlt, auf den als Autorität nichts hinweist.
Also braucht man eine andere Quelle der absoluten Autorität. Und die
wird durch Omnipräsenz, Dichte, Frequenz ersetzt. Diese Quellen werden
zwar so weit es geht dem Absoluten angenähert - deshalb die Bedeutung
der "Mehrheit" bei Aussagen, also Mainstream - aber sie können diesen
absoluten Bezug nie ersetzen, wie ihn das Kind nur über die
frühkindliche elterliche Umgebung erfährt. WENN denn dort diese
Mann-Frau-Beziehung diese trinitarische Matrix noch abbildet. Denn wenn
nicht, bleibt die Suche nach einer der kindlichen Zugefallenheit
ähnlichen Autorität bestimmend, bis sie gesättigt wird, endet meist aber
in einem Guru-ähnlichen Verhältnis zu einer (neu gefundenen) Autorität.
***So erklärt sich auch die Notwendigkeit, die "Transformation von Gesellschaften" (höre der Leser dazu eine Aussage von Angela Merkel
zur "Bildung und Digitalisierung" als "Chance für Afrika") mit totaler
Digitalisierung (social media) zu koppeln. Anders kann diese
Transformation, die eine "Umgründung" ist, gar nicht stattfinden, weil die Menschen von ihrer Wesensschau anders nicht "weg-zutäuschen" sind.
*181119*