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Donnerstag, 16. Januar 2020

Klima ist immer regional (1)

Wenn sich die Winter in den Alpen von ihrer frostigen Seite zeigten, und während der Periode mit vorliegenden amtlichen Meßreihen seit Jahrzehnten tendenziell eher Temperaturabfälle mit großen Schneemengen, auf keinen Fall aber Erwärmungen und "keine Winter" zeigen, ist seit Mitte der 1970er-Jahre bei den Meßstellen von Salzburg bis Ostschweiz, die im Schnitt 2.300 Meter hoch liegen, für die drei Monate Juni-Juli-August ein Temperaturanstieg von drei Grad zu verzeichnen. Natürlich stieg damit auch die Baumgrenze um bis zu zweihundert Meter, denn der Sommer ist auch die Vegetationsperiode.

Worin liegt der Grund dafür? Ersten Aufschluß gibt eine Betrachtung der Sonnenscheindauer. Schon die sehr warme Periode der 1930er Jahre zeigt Korrelationen, wie sie auch seit den 1970ern zu beobachten sind: Mehr Sonnenschein - höhere Temperaturen in den Höhen. Seit Mitte der 1970er Jahre ist die Zahl der Sonnenstunden in den Ostalpen um 30 Prozent gestiegen. Es ist generell ein Trend hin zu sonnigen Großwetterlagen. Diese markante regionale Veränderung hat sich in den letzten zehn Jahren sogar noch verstärkt. Legt man die Langzeitkurven von Temperatur und Sonnenscheindauer übereinander, so decken sie sich fast perfekt, der statistische Zusammenhang liegt bei 93 Prozent. Das bedeutet, daß die Aussage "Die Entwicklung der Sonnenscheindauer ist für den Anstieg der Temperaturen in den Ostalpen ursächlich" einen hohen Wahrheits-Wahrscheinlichkeits-Zusammenhang hat, sagt der Alpentourismusforscher Günther Aigner in einem nächsten interessanten Videovortrag vom Oktober 2019.

Wir wollen nicht darüber streiten, daß diese Aussage im Grunde falsch ist, weil Korrelationen nie etwas über Ursache-Wirkungs-Verhältnisse aussagen. Dazu müßte man die Mechanismen exakt verstehen, was nicht der Fall ist. Sonst ist jede Wahrscheinlichkeitsberechnung, jeder statistische p-Wert sinnlos und gefährlich, weil er zu Sicherheiten in Aussagen verführt, die es nicht gibt. Deshalb ist auch die Aussage Aigners falsch, daß die Sonnenscheindauer die Temperaturvarianzen "erklären" könne. Das tut sie nicht, es sei denn, man setzt diese Zusammenhänge als Postulate, als Vorwegannahmen. Immerhin sagt Aigner das schließlich auch.

Und hier wird es spannend. Denn genau das tut die Klimaapokalyptik nicht. Die Sonne hat in den Computermodellen, auf die sich das IPCC beruft, einen verschwindend geringen Anteil an den Erdtemperaturen. Ebenso wie die Wolkenbildung, die man so gut wie gar nicht versteht - und deshalb in den Überlegungen weitgehend ausschließt. 

Wenn Aigner nun sagt, daß "es sehr nahe liegt", das anzunehmen, so beruft er sich auf das, was wir "gesunden Menschenverstand" nennen.

Im zweiten Teil des Vortrags geht der Tiroler Alpenklimaforscher auf die Schneehöhen der letzten sieben Jahrzehnte ein. Die Daten per 1. Juni zeigen, daß diese Messungen eine nahezu gleichbleibende, nur leicht ansteigende Schneehöhe über diesen Zeitraum ergeben. Die oft propagierte Schneearmut gibt es also nicht. Damit läßt sich sagen, daß der Grund für die Gletscherschmelze der letzten Jahrzehnte eindeutig in den Sommermonaten liegt, denn ein Wachstum beziehungsweise die Masse der Gletscher ist von den Niederschlägen abhängig.

Im Gesamtüberblick übers ganze Jahr zeigt sich, daß der letzte Vorstoß der Alpengletscher in den 1970ern deutlich in den amtlich gemessenen Schneehöhen abgebildet ist. Anschließend folgte bis in die frühen 2000er Jahre ein deutlicher Rückgang beider Daten. In jüngster Zeit aber zeigt sich ein markanter Anstieg bei beiden Ereignisreihen, und zwar seit 2008. Dabei ist auffällig, daß die Sommerschneefälle deutlich zurückgegangen sind. Das ist angesichts der gestiegenen Dauer des Sonnenscheins im Sommer nicht verwunderlich, und verschleiert den Anstieg der winterlichen Schneefälle.


Morgen Teil 2)