Wenn sich die Winter in den Alpen von
ihrer frostigen Seite zeigten, und während der Periode mit vorliegenden
amtlichen Meßreihen seit Jahrzehnten tendenziell eher Temperaturabfälle
mit großen Schneemengen, auf keinen Fall aber Erwärmungen und "keine
Winter" zeigen, ist seit Mitte der 1970er-Jahre bei den Meßstellen von
Salzburg bis Ostschweiz, die im Schnitt 2.300 Meter hoch liegen, für die
drei Monate Juni-Juli-August ein Temperaturanstieg von drei Grad zu
verzeichnen. Natürlich stieg damit auch die Baumgrenze um bis zu zweihundert Meter, denn der Sommer ist auch die Vegetationsperiode.
Worin
liegt der Grund dafür? Ersten Aufschluß gibt eine Betrachtung der
Sonnenscheindauer. Schon die sehr warme Periode der 1930er Jahre zeigt
Korrelationen, wie sie auch seit den 1970ern zu beobachten sind: Mehr
Sonnenschein - höhere Temperaturen in den Höhen. Seit Mitte der 1970er
Jahre ist die Zahl der Sonnenstunden in den Ostalpen um 30 Prozent gestiegen.
Es ist generell ein Trend hin zu sonnigen Großwetterlagen. Diese
markante regionale Veränderung hat sich in den letzten zehn Jahren sogar
noch verstärkt. Legt man die Langzeitkurven von Temperatur und
Sonnenscheindauer übereinander, so decken sie sich fast perfekt, der
statistische Zusammenhang liegt bei 93 Prozent. Das bedeutet, daß die Aussage
"Die Entwicklung der Sonnenscheindauer ist für den Anstieg der
Temperaturen in den Ostalpen ursächlich" einen hohen
Wahrheits-Wahrscheinlichkeits-Zusammenhang hat, sagt der
Alpentourismusforscher Günther Aigner in einem nächsten interessanten
Videovortrag vom Oktober 2019.
Wir
wollen nicht darüber streiten, daß diese Aussage im Grunde falsch ist,
weil Korrelationen nie etwas über Ursache-Wirkungs-Verhältnisse
aussagen. Dazu müßte man die Mechanismen exakt verstehen, was nicht der
Fall ist. Sonst ist jede Wahrscheinlichkeitsberechnung, jeder
statistische p-Wert sinnlos und gefährlich, weil er zu Sicherheiten in
Aussagen verführt, die es nicht gibt. Deshalb ist auch die Aussage
Aigners falsch, daß die Sonnenscheindauer die Temperaturvarianzen
"erklären" könne. Das tut sie nicht, es sei denn, man setzt diese
Zusammenhänge als Postulate, als Vorwegannahmen. Immerhin sagt Aigner
das schließlich auch.
Und
hier wird es spannend. Denn genau das tut die Klimaapokalyptik nicht.
Die Sonne hat in den Computermodellen, auf die sich das IPCC beruft,
einen verschwindend geringen Anteil an den Erdtemperaturen. Ebenso wie
die Wolkenbildung, die man so gut wie gar nicht versteht - und deshalb
in den Überlegungen weitgehend ausschließt.
Wenn
Aigner nun sagt, daß "es sehr nahe liegt", das anzunehmen, so beruft er
sich auf das, was wir "gesunden Menschenverstand" nennen.
Im zweiten Teil des Vortrags geht der
Tiroler Alpenklimaforscher auf die Schneehöhen der letzten sieben Jahrzehnte
ein. Die Daten per 1. Juni zeigen, daß diese Messungen eine nahezu
gleichbleibende, nur leicht ansteigende Schneehöhe über diesen Zeitraum
ergeben. Die oft propagierte Schneearmut gibt es also nicht. Damit läßt
sich sagen, daß der Grund für die Gletscherschmelze der letzten
Jahrzehnte eindeutig in den Sommermonaten liegt, denn ein Wachstum beziehungsweise
die Masse der Gletscher ist von den Niederschlägen abhängig.
Im
Gesamtüberblick übers ganze Jahr zeigt sich, daß der letzte Vorstoß der
Alpengletscher in den 1970ern deutlich in den amtlich gemessenen
Schneehöhen abgebildet ist. Anschließend folgte bis in die frühen 2000er
Jahre ein deutlicher Rückgang beider Daten. In jüngster Zeit aber zeigt
sich ein markanter Anstieg bei beiden Ereignisreihen, und zwar seit
2008. Dabei ist auffällig, daß die Sommerschneefälle deutlich
zurückgegangen sind. Das ist angesichts der gestiegenen Dauer des
Sonnenscheins im Sommer nicht verwunderlich, und verschleiert den
Anstieg der winterlichen Schneefälle.
Morgen Teil 2)
*091119*
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