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Samstag, 25. Januar 2020

Zukunft als Zwang zum Sozialismus (2)

Teil 2)



Genau das tut aber die Entwicklung, die und Gerd Leonhard als vor uns liegend zeigt, die uns auch bereits erfaßt hat, und noch erfassen soll, NICHT. Sie erhöht nicht die Qualität, sondern nur die Quantität. Was im übrigen auf jeden Fall eine Erhöhung (weil Verschwendung) des Energieaufwands bedeutet, und sei es der elektrischen Energie. (Wieder: Man denke an die Energiewende, wo wir in katastrophalem Wahnwitz die Energieverbraucher von hoher Energiedichte auf oft haarsträubend niedrige Energiedichte umstellen. Was erwartet man sich davon? Weniger Energieverbrauch bei gleichbleibendem Lebensniveau? Erleben wir nicht genau hier das Gesagte hautnah: Daß unsere Welt mit immer mehr Dingen vollgestellt wird, sich also die Quantität sogar exorbitant erhöht, die Qualität aber sinkt?)

Alles läuft in immer schnellerem Tempo auf eine Notwendigkeit zu, gewissen ablaufgerechten Normen und Lebensvollzügen zu entsprechen. Die Toleranz gegen Individualistisches wird hingegen immer geringer und strebt der Ausschließung von existentiellen Vorgängen zu. Damit wird das eigentlich Menschliche ausgeschlossen. Alles Reden von "Vorteilen" und Vorzügen ist leere Quatscherei, ja ist gigantische Lüge, wäre da nicht die Dummheit, die man als eigentlichen Grund annehmen muß. Denn der Techniker ist keineswegs der Überlegene, Geistige, sondern der Dumme, der Unschöpferische, der sich in Mechanik auflöst. Leben aber heißt in erster Linie, schöpferisch zu sein!

Eine weitere Lüge ist die von "Einsparungen" durch Technik. Diese Rechnung geht nur auf, wenn man den Berechnungsrahmen beschränkt. Die Gesamtkosten für eine Volkswirtschaft und für die Wirtschaft der Welt sind aber höher. Die Technik, in der wir uns derzeit engagieren, bewirkt lediglich eine Umlagerung, eine Umverteilung der Kosten. Meist dorthin, wo wir sie nicht sehen, also die Ursache-Wirkung-Zusammenhänge so zerrissen sind, daß sie kaum noch wahrnehmbar werden. Schon deshalb drängt die Technik dazu, jeden Winkel der Erde auszufüllen.

Vieles aber, was wir an Einsparungen bezeichnen, ist in Wahrheit ein gewaltiger Verlust, etwa an sozialer Einbindung, die dann durch hohe zusätzliche Kosten irgendwie ersetzt oder nachgeholt werden muß. Was aber nicht geht, weil jeder unserer Lebensvollzüge innerhalb einer Gemeinschaft geschieht, und insofern immer andere betrifft. 

Deshalb ist auch das Gerede von "wir haben dann mehr Zeit" bloßes Gequatsche, Bullshit. Das Gegenteil wird der Fall sein. Man denke doch an die letzten Jahrzehnte. Was wurde uns nicht alles erzählt, wie wenig Zeit wir noch benötigen - das Gegenteil ist eingetreten. Wir haben immer weniger Zeit. Und wissen mit der bestehenden nichts mehr anzufangen, weil uns die Fähigkeit zum Schöpferischen - die einzige Basis von allem, was wir "erleben" - verloren ging.

Die Einzigen, die von diesen Entwicklungen begeistert sind, sind deshalb Techniker selber. Die noch dazu an den Schwachsinn der Künstlichen Intelligenz glauben, der die menschliche Intelligenz ersetzen oder übertreffen könnte. (Dabei ist sie nur der stupide Vergleich mit empirisch bekannten Daten und vorgegebenen Sollens-Linien.)

Für jeden schöpferischen Menschen sind solche Visionen deshalb zum einen Schrecken, und außerdem ... todlangweilig, weil strohdumm, mit Verlaub. So sympathisch kann Leonhard gar nicht auftreten. Am Unerträglichsten wird es, wenn solche Leute dann von "Ethik" etc. daherschwafeln, weil es natürlich "neue Regelungen" braucht, wenn wir "den Menschen völlig neu verstehen lernen müssen".  Endgültig die Zehennägel rollen sich dann auf, wenn er von Glück und Weisheit (á la Coelho) faselt, weil wir ja "den menschlichen Imperativ nicht vergessen dürfen".

Hier ist dennoch der einzige Punkt, den Gerd Leonhard richtig formuliert, wenn wir ihn auch anders meinen: Unsere Aufgabe wird nicht sein, mit Computern zu konkurrieren, sondern "draufzusitzen", also das menschliche Extra beizusteuern, "die Weisheit", wie er es vollmundig nennt. Was er nicht sieht ist, daß das eine das andere extrem behindern, ja ausschließen wird. Wie jede Utopie ist auch die hier vorgestellte extrem mangelhaft: Sie phantasiert von Qualitäten, die auf dem Weg dorthin verloren gehen. 

Die Qualitäten, auf die es also in Zukunft ankommen wird, werden nur die haben, die diesen Technikzirkus gar nicht mitmachen!

Insofern hat die hier vorgestellte Vision, die freilich schon sehr weit Realität wurde, etwas sehr konkret Bedrohliches. Vor allem aber, weil sie noch etwas ist, das ist uns meist gar nicht bewußt. Sie ist die Vision eines kommenden und globalen Sozialismus. Und das ist dann das Paradies der Techniker auf welches wir zusteuern. Daß wir schon heute von Jahr zu Jahr mehr an Lebensqualitätsverlust wahrnehmen ist kein Betriebsunfall, der reparabel wäre, sondern unvermeidbarer Kollateralschaden einer Phantasie, die die Hölle schön redet.

Zumalen wir über eines noch gar nicht gesprochen haben. Darüber, daß Technik aus sich heraus auf Krieg zusteuert. Erst dort erfüllt sie ihren vollen Sinn. Denn erst im Krieg ist die ihr eigene Denkweise wichtig. Was wir deshalb heute an Technikdruck erleben, ist in Wahrheit eine mehr oder weniger weit gediehene Vorstufe eines Krieges. Aber im Gegensatz zu vergangenen Kriegen ist es ein Dauerkrieg.







*Schon 2019 hatte der VdZ zu tun sich gegen eine technische Umstellung der Banken zu wehren, die zuerst eine völlige Umstellung auf Internet-Banking förderten, auf die man sich einließ, bis man alle Bankabläufe nur noch so vollzog. Während die Banken den "Schalterbetrieb" fast gänzlich (oder als nur noch gegen hohe Gebühren in Anspruch zu nehmen) einstellten. Um dann 2019 zu erleben, daß man dies fürderhin ("Vorteil" Sicherheitserhöhung) nur noch durch Besitz und Verwendung eines SmartPhones (o. ä.) würde weiter tun können. 

Mit Mühe hat er noch eine nahezu versteckte Möglichkeit gefunden, dies wenigstens über seinen Heimcomputer zu machen, wenn auch mit Einschränkung (weil an das Gerät gebunden, das diese individuelle "App" installiert hat): In Zukunft erkennt man nicht mehr die Person, sondern die Computerprogramme erkennen sich untereinander; und die Sicherheit besteht nur noch durch eine kleine, letzte Hürde von der Person getrennt durch Besitz des Computers selbst. Ein kleiner, aber feiner Unterschied. Die Konsequenz? Bankgeschäfte sind ohne SmartPhone (etc.) nur noch eingeschränkt weil ortsgebunden (wie bei einer Filiale früher) abzuwickeln. Aber wie lange wird es noch möglich sein, auf so ein Gerät zu verzichten? Schon sind auch Arzt-Rezepte an ähnliche Vorgänge geknüpft, und der "normale" Gebrauch wird immer eingeschränkter.