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Sonntag, 7. November 2021

Da wußte ich: Es wird bald kommen

Es mag sein, daß ich Sie überfordere, werter Leser. Hoffentlich nicht. Ich wäre enttäuscht, das sage ich ganz ehrlich, würde aber ganz gegen jeden Habitus nicht erklären, warum.
Inständig hoffe ich aber, daß wir beide wissen, warum uns Meldungen wie die beiden, die ich dieser Tage in Zeitungen las, den Kübel aus dem Eimer dreschen, um es mit den Worten des Edelen Hoiber vom Deinpohl zu sagen. 

Da war zuerst ein Artikel in einem bürgerlich-konservativ-liberalen (ist das noch zu trennen?) Blatt. Wo ein Redakteur um die Notwendigkeitseinsicht warb, in all dem Denken an Klima und Katastrophe nicht die Notwendigkeiten der Freien Marktwirtschaft zu vergessen. Auch wenn, schrieb dann der Frohblitzer, Fleisch am Tisch zweimal in der Woche ja wirklich genug sei, das sehe er ein. Außerdem "schmeckt veganes Essen heute auch schon ziemlich gut." Womit er offenbar für alle übrigen einen Weg andeuten wollte, wie man dem Schlamassel entkommt das daraus erwächst, daß man früher - wie? irgendwie? sommerwie? brommerwie? - anders gedacht habe.

Was mich (ich habe es unlängst hier erzählt, erinnern Sie sich noch?) an die Nachwuchs-Filmemacher erinnerte, die das indisch-ceylonesisch-chinesisch-koreanisch-tungusisch-VEGANE "Catering" bei ihrem Filmprojekt (bei dem ich wie gar nicht wenige Male zuvor schon vermeinte, dem Nachwuchs durch Gagenverzicht großmütig-väterlich zu helfen, bis ich draufkam, daß der Nachwuchs das lange schon umgekehrt versteht) lakonisch damit abtaten, daß sie mich am Abend fragten: "Hat es geschmeckt?"
"Ja, es war gut."
"Sehen Sie!" 
Übrigens: Auf dem SIE hätte ich gar nie bestanden, denn im Film sind alle per DU, das ist Branchenusus. Es schlich sich aber seltsamerweise fast immer "von selbst" ein. Das war im Grunde stets mein nahrhaftestes Lob.

Aber ich wollte noch eine weitere Zeitungsmeldung aufgreifen, um meine Ankündigung zu verwirklichen. Da erzählte nämlich ein Gourmet, der sonst von Wirtschaftsseiten blinkte, folgendes, damit schloß er sogar seine Antwort auf die Frage nach der Zukunft der Wirtschaft nach Corona: Er habe unlängst einen Entomo-Burger gegessen. Einen was? Einen ... Insektenburger. Also einen Burger mit einem Laibchen aus Insekten, pures Eiweiß, so nebenbei. "Und wissen Sie was, Herr [Redakteur?] Der hat gar nicht so schlecht geschmeckt, ja der hat sogar sehr gut geschmeckt!"

Da war mir klar: Es wird kommen. Es wird bald kommen, daß uns vorgeschrieben wird - natürlich so wie bei der Corona-Impfung, völlig freiwillig! - WAS wir WIE zu essen haben, und wann. Wir können dabei ganz sicher sein: Es wird nicht nur absolut gut durchdacht und mit Argumenten dermaßen überladen, daß von freiem Urteil gar nicht mehr die Rede sein muß, weil die Beweislast überwältigend ist, es wird also nicht nur absolut VERNÜNFTIG sein, in Zukunft VEGAN und INSEKTOID zu essen, sondern ... wir werden es gerne tun, weil ES GUT SCHMECKT.  Und gegen dieses Argument versagt jede Gegenwehr, nicht wahr?

Jawohl. Es ist nicht wahr. Ich werde ganz sicher niemandem erklären, warum ich esse was ich esse weil ich es esse und schon immer gegessen habe, oder nicht, und heute schon und morgen nicht, und umgekehrt. In jedem Fall nicht, "weil ES gut schmeckt." Mir hat als kleines Kind (es schüttelt mich jedesmal, wenn ich mich daran erinnere) auch der Kaugummi "gut geschmeckt", den ich vom Asphalt ... Nicht nur einmal. Lassen wir das.

Und ich werde auch ganz sicher niemandem erklären, warum ich mit absoluter Sicherheit weiß (nicht glaube, nicht meine, sondern: weiß) daß schon darüber zu sprechen jener Geistesstörung zubehört - in diesem konkreten Fall als Eßstörung erkennbar, was alle, wirklich alle diese Themen sind - die die Gegenwart in wahrlich bereits erschreckendem Ausmaß befallen hat. 

Ich werde aber auch ganz sicher niemandem erklären, warum ich nicht "zweimal pro Woche Fleisch, aber dafür von besserer Qualität" essen werde, und ich werde niemandem gegenüber tun, was man dann in der Art "na ab und zu mache ich auch, weil ganz werde ich nicht darauf verzichten ... weil wir wissen doch, wie das ist, wenn man ... und da bin ich einfach zu müde um ..." zu rechtfertigen versucht, immer ausschließlicher sogar in voraus eilendem Gehorsam. 

So nebenbei: Es fällt in eine sehr sehr ähnliche Kategorie wie die es war - und die heute wiederkommt, ich fasse es allmählich ja gar nicht mehr: AUCH DAS kommt wieder! Und niemand sieht es! Dabei steht es laufend und immer laufender in allen Zeitungen und tönt aus immer mehr Interviews in Radio und Fernsehen! - in der das Dritte Reich seinen Etatismus damit erste einmal schönredete, daß es keineswegs eine freie Wirtschaft abschaffe, es gibt ja nach wie vor alle diese privaten Eigentümer von Läden und Industriekomplexen, und zweitens einmal damit rechtfertigte, als ja die Unternehmen GEWINNE machten, na und das gibt es im Sozialismus ja schon überhaupt nicht.
 
Und alle diese Kaputtschädel Bohlen, Krupp, Thyssen, Stinnes, Siemens, Porsche, Warburg und Borgward (sic!) und wie sie alle hießen, nickten (und nicken heute noch) bedächtig mit ihren schweren Köpfen dazu. Während ihre klunkerbehangenen Trüdelidüweiber "aus altem Hause" mit abgespreiztem Zeigefinger vom handgeschübbelten Mokka nippten, und die Zigarrenwolke von ihrem Eugen oder Arndt oder Werner wegwedelten, während sie den Scheck für die "Brot für die Welt-"Galas unterschrieben. Ja, genau, ja, sie seien doch der lebende Beweis, brummen dann die Herren, man solle sie doch ansehen: sie SEIEN frei, und immer frei gewesen, seit Generationen freie Unternehmer, das wäre ja noch schöner.

Ich werde auch fürderhin jeden ab dem Moment meiden, das garantiere ich, bei dem ich einmal festgestellt habe, daß die Wahl der Speisen - sei es beim Einkauf im Supermarkt, sei es im Restaurant beim Studieren der Menükarte - in mir das beklemmende Gefühl hervorruft, ich hätte mich zu rechtfertigen, daß ich "trotz allem" Schweinekotelett oder Rindersteak wähle, und nicht Kohlauflauf Ou-long oder levantinischen Kreideauflauf.

Warum? DARUM. Die Zeit fürs Argumentieren ist lange schon vorbei. Das übersehen so manche, noch viel Vielere aber wollten es gar nie wissen. Und alle diese Plumpsschädel, die da von "Meinungsfreiheit", und alle diese Fleischhackers und wie die Chefredakteure und Moderatoren sonst noch heißen können sich am Klo einen herunterwedeln, anstatt diese schon lange völlig leeren Floskeln "Was wir uns wünschen ist doch einfach, daß man die Argumente, und zwar ALLE Argumente, auf den Tisch legt, daß man einfach SAGEN kann, was man denkt, daß man einfach SEINE MEINUNG ausdrücken kann, ohne daß man (um seinen Job/das Erbe der Jetti-Tante/den Zutritt zur Weihnachtsgala/den grünen Punkt am Reisepaß) fürchten muß" wieder und wieder abzudreschen. Denn das waren alles und von Anbeginn an Täuschungsmanöver, jetzt spätestens wissen wir es, sogar in diesen Bereichen. 

Die Sittlichkeit, die ein solches Abwägen erforderte, ist in dem Moment erkennbar schon gar nicht vorhanden, in dem ein solches "Abklären der Argumente" gefordert wird. Angeblich, um die eigene Position "durchzusetzen oder nicht". Wer so "argumentiert" ist ja nicht einmal insofern gerechtfertigt, als seine Sichtweise gar nie zur Darstellung kommt. 

Die Sittlichkeit aber, die ein solches Miteinander "bonae voluntatis" (voll des guten Willens seiendes), kann gar nicht vorhanden sein. Weil das alleine schon eine Grundeinigkeit verlangt, die ohne personal begriffene, also einer persönlichen Beziehung inhärente Wahrheit, ohne Jesus Christus zur Voraussetzung hat. 
Wenn Argumente - z. B. "in der öffentlichen Debatte, den Medien (etc. cum quae ...) fehlen" dann MERKT man daran nur das Fehlen dieser Einigungsmöglichkeit, WEIL KEINE EINHEIT BESTEHT. 
Diese abwesenden Argumente sind also NICHT DIE URSACHE mangelnder Einigkeit, sie sind NUR IHR KENNZEICHEN.
Kurz gesagt: Einigkeit über verschiedene Standpunkte hinaus zu finden ist nur möglich, wenn VORHER BEREITS EINIGKEIT VORHANDEN IST, die lediglich von einem (oder beiden) der Kontrahenten (kommt von contra (nicht: CON) trahere - gegeneinander (nicht: MIT oder GEMEINSAM) ziehen) nicht gewußt wird.
Die Zeit so zu tun, als wäre der Rationalismus, das Manifest der "aufgeklärten Vernunft" jemals zu mehr gut gewesen als das Häusel zu tapezieren, ist endgültig vorbei. Es wird höchste, allerhöchste Zeit zu begreifen, daß das Handeln dem Sein folgt. Daß die geäußerte Meinung, das vorgebrachte Argument niemals "die Schlacht schlägt", sondern eine gewonnene /oder verlorene) Schlacht deckt. 

Weil die Schlacht immer zwischen Gestalten geführt wird, und Sieg oder Niederlage - also "das bessere Argument" - eine Frage jener Sittlichkeit ist, die das Bewahren einer Gestalt, also das Wahren, Gestalten wie Verteidigen jeder Begegnungs-Bedingung, braucht und möglich macht. Oder nicht. Weil die Skrupellosigkeit gesiegt hat, die jede Revolution als Wesensmerkmal an sich hat.