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Donnerstag, 4. November 2021

Das Einzige, das die Ehe fördert

Weil die Ehe zu jenem menschlichen Bereich gehört, der als Natürlichkeit, als engster Bestandteil des Menschseins so selbstverständlich ist, daß es eine stille, untergründige, aber umso umfassendere Bestrebung nach ihr - als Hort des eigenen Menschseins - gibt, daß auch jede Bestrebung der Politik, Bedingungen zu schaffen, die Ehe und Nachwuchs "fördern", nicht nur völlig sinnlos ist, sondern in der Regel primitive und in Wahrheit KONTRAPRODUKTIVE Maßnahme ist. Noch nie (sic!) sind durch "Familienförderungen" Eheschließungen und Nachwuchszahlen nach oben gegangen.

Ehe, Kinder, Familie sind vielmehr immanente Ausflüsse eines Lebensklimas in einem Volk (sic!), das der Natürlichkeit ihre volle Entfaltung ermöglicht, was heißt: Keine Widerstände entgegensetzt. Denn die Ehe wird nur durch Widerstand verhindert respektive nicht geschlossen. (Und so weit sind wir längst.)

Alles, was die Bewußtheit einer Entscheidung "für" die Ehe und "für" Kinder fördert, also auch eine "Familienförderungspolitik"; ist hingegen falsch, und für das vorgegebene Anliegen tödlich und schon von sich aus contradictum in adjectio

Oh nein, nicht, weil die Ehe und Nachwuchs mit "Zwang" erfolgen soll. Dieser "Zwang", der behauptet wurde und wird (und den die meisten "Familienförderungen" auf höchst degoutante Weise zu imitieren versuchen, ohne daß es jemand merkt) ist lediglich eine Folge der Einbettung in eine Gemeinschaft, und damit auch in deren Grammatik, die als "Druck" empfunden wird, selbstverständlich. Nicht anders, als der Druck der Natur zu diesem oder jenem (fälschlich und seit Freud so erniedrigend "Trieb" genannt) zu anderen Dingen erfolgt, ob es nun der Hunger oder der Durst sind, oder die Sehnsucht nach Sonne nach einem harten Winter, als Anregung und Bote des Lebens. 

Nur gesunde Volkschaften haben deshalb auch ausreichend Nachwuchs, ja, vermehren die Lebendigkeit dieser Erde. Wo man gar nicht auf die Idee kommt, diese Grundlagen des Menschseins zu hinterfragen. Weil das ganz einfach dumm ist.

Nicht anders verhält es sich damit mit allen Folgeerscheinungen einer natürlich ermöglichten Ehe, dem Nachwuchs ebenso wie der Fürsorge für die Familienmitglieder, die eine Obsorge verlangen. Was wäre natürlicher, als die Mutter in Krankheit zu pflegen? Was selbstverständlicher, als den Vater, der sich  mürbgeschuftet hat, ein Ausgedinge zu ermöglichen, in dem er noch ein wenig tätig sein kann, um sein Leben endlich unbedrängt in Spiel und Weitergabe seiner Lebenserkenntnisse und -weisheiten (die immer auch eine lokale, spezifisch ortsbedinge Dimension hat) ausklingen zu lassen. 

Im Kreise der Kinder und Enkel als Hort des Bleibenden, das von einer im Alltagskampf verstrickten jüngeren Generation so schnell vergessen und verdrängt wird. Weil sich Einzelinteressen - Motivans einzelner Tätigkeiten, ja wichtiges Moment der Hingabe - immer und nachträglich, im Nach-Denken, ausreichend als Teil des Gesamtgemäldes eines Lebens und dessen Einbettung in eines Gesamttaten beschränken, evaluieren, bemessen lassen. 

Selbstverständlich, das ist das Wort, natürlich seine Begründung. Eine Begründung, die aber nicht rationale Auslotung braucht, WEIL das Rationale nicht ausreicht. Bei so gut wie keinem Menschen - sieht man von den Dichtern und Philosophen ab, die nie in den Lebenskampf des Alltäglichen eingebunden waren, bzw. sich dagegen verweigern mußten, also unnützlich sind - bei so gut wie keinem also finden sich ausreichende "Argumente", um ein Hinterfragen der grundlegendsten menschlichen Antriebe und Seins-Willen zu gestatten. Nicht, weil es nicht argumentierbar ist also, sondern weil die plumpe Rationalität, mit der wir heute konfrontiert sind, der Versuch ist, ein Meer mit einem Löffelchen auszuschöpfen. Also kategorial gar nicht adäquat ist (übrigens eines der Kriterien von Wissenschaft: Das dem Untersuchungsstoff adäquate Mittel).

Nur die Frage nach der Ordnung des Seins selbst ist hier angebracht, und die ist nur in den Gesamtrahmen des Menschen, also auch seines religiösen Bedürfens und Ahnens und Wissens, wenigstens irgendwie zu beantworten. Mit der Demut, daß wir Menschen den tieferen Sinn alles Seins gar nie adäquat erfassen KÖNNEN. Es also das sein lassen müssen und sollen und - und! - wollen: Die wirklichen Dinge des Lebens einfach selbstverständlich zu akzeptieren. Und uns zeitlebens darum zu mühen, ihren Sinn, ihren Inhalt nach und nach mehr erfassen zu können. Ganz wird uns das ohnehin erst nach dem Tod möglich sein. 

Aber im Paradies hat niemand gefragt, dessen können Sie, werter Leser, sicher sein. Denn das Selbstverständlichste überhaupt ist die Seligkeit in Gott. In der Erbsünde haben wir nichts anderes gemacht als diese Selbstverständlichkeit zu zerbrechen, weil an ihr zu zweifeln. So wurden wir auf diese Ebene der Ungenügendheit der Antwortmittel zurückgeworfen - unserer Antwortmittel. Denn wir müssen die Mittel zu jenen Antworten, die wir erfragen könnten, von der Gnade erbitten. Wer sich der Gnade aber vorenthält, wird also seine Fragen gar nicht beantworten können. Sie gehen ja auch nicht in der dreckigen Arbeitsjeans zur Hochzeit ihrer Tochter, um sich an der Eleganz und Schönheit der zu ihrem Selbsthochstand aufgezierten Menschen zu erfreuen. 

Aber das, was die Gnade erweicht, ist nicht das Kalkül, die mathematische Überlegung, die angeblich "Denken" sei. Das, was die Gnade erweicht - nie erzwungen, immer aus freiem Akt Gottes, des Seins - ist die Schönheit. Deshalb ist das einzig zulässige Kalkül des Menschen seine ... Ästhetik, sein ästhetisches Empfinden. In dem er dem Bild seines Lebens Punkt um Punkt, Teil um Teil, Darstellung um Darstellung hinzufügt. Ganz so, wie es der göttliche Maler mit der Schöpfung macht.