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Samstag, 20. November 2021

Liberté pour l'Autriche

Aus gegebenem Anlaß - Spontan kam es schon gestern zu einer Kundgebung vor der Österreichischen Botschaft in Paris. In einer angesichts der heimlichen, aber umso heftigeren, ja bösartigeren historischen Feindschaft dieser beiden Völker (die Rolle der Franzosen bei der Auflösung der Monarchie, der Haß, mit dem Österreich zertrümmert wurde, war beschämend; vergleiche man dazu die fast unverständliche Fairness, Verzeihungsgüte und genau darin wohlwollende Weitsicht mit der Metternich nur 100 Jahre davor Frankreich beim Wiener Kongress behandelt hatte), erklärten sich einige Hundertschaften Franzosen lautstark solidarisch mit den Österreichern, in deren persönliche Integrität mit dem jüngst verkündeten Anti-Coronamaßnahmen eingegriffen wurde. 

"Liberté pour l'Autriche" skandierten die Menschen. Freiheit für das Österreich**, Befreiung von der Corona-Diktatur!


P. S. Niemand geringerer als Aristoteles, mit Plato der seither bestehende Raum der Philosophie der Menschheit, schrieb, daß die Demokratie immer und zwangsläufig in die Ochlokratie gleitet. Aus der Herrschaft des Volkes wird immer eine Herrschaft der Schlechten. Weil die Demokratie Gesetze etabliert, die den Edlen in Nachteil setzen. Aber das Ziel jeder Kultur muß sein (ja, das ist überhaupt erst Kultur), das Edle im Menschen zu fördern. 

Will Demokratie aber nicht in einem Bürgerkrieg enden - und das steht an ihrem letzten Ende - muß sie auf einem sehr sehr weitgehenden Konsens des Volkes, das sich ihrer ertüchtigt, aufruhen. 
  • Niemals darf eine Staatsform zur Herrschaft der Mehrheit über die Minderheit werden, niemals darf sie zum Objekt der skrupelloseren Interessen werden. 
  • Niemals darf in einer Demokratie (wie immer sonst sie im Angesicht der ewigen Ordnung gesehen wird; die Kirche hat sie immer nur als aus historischen Gegebenheiten faktisch entstandene Notlösung gesehen, die aber aus ontologischen Gründen - sie wird in der oben angedeuteten unausbleiblichen Entwicklung sehr schnell nicht nur "nicht der Natur des Menschen entsprechend", sondern sogar naturwidrig - nie mehr als transient, als ein Übergang zu einer besseren, der Naturverfaßtheit der Menschheit** mehr entsprechenden Lösung hin sein kann) die Mehrheit Gesetze beschließen, die von der Minderheit auf keinen Fall mitgetragen werden können. 

*Im Video wird, wenn ich richtig höre, "Liberté pour l'Autriche" skandiert. Was seltsam ist und eher darauf schließen ließe, daß die Demonstranten KEINE Franzosen waren. Denn der Franzose sagt, wenn ich es richtig erinnere, "l'Autriche", nämlich richtigerweise "DAS ÖsterREICH." Was die tatsächliche Verfaßtheit Österreichs auch sehr präzise trifft, das nämlich eine als Reich zusammengefaßte Vielzahl von Völkern ist, neben Steirern, Kärntnern, Tirolern, Kroaten, Slowenen, Zigeunervölkern etc., neben Burgenländern bzw. Westungarn bzw. "Schwoben" resp. "Hoanzen", (!) und auch "Österreichern", dem größten dieser im Reich geeinten Völker. Der Franzose würde also der Sprache richtig folgend auch hier Freiheit für DAS ÖsterREICH rufen.

**Niemand geringerer als Dante Alighieri schreibt in seinem Büchlein "Über die Monarchie" philosophisch ausgezeichnet untermauert über die Monarchie.

Und zwar ausgezeichnet thomistisch, im besten Sinn, also nicht in der starren Lehrsatzhaftigkeit und Kasuistik, zu der die Philosophie des Hl. Thomas von Aquin leider so rasch und so oft vor allem verunstaltet wurde) über diese Grundverfaßtheit des Menschen, sodaß die Monarchie sogar NOTWENDIG ist.

Dies alles sei deshalb und an diesem Ort gesagt, weil leider auch über die Freiheit gröbste Mißverständnisse kursieren. In der sie von der Wahrheit getrennt wird, erstens, und zweitens in ihrer aktualistischen Natur als "Akt zum Guten hin" verkannt wird, in der sie von Dauer nur insoweit ist, als dieser Akt in eine Haltung überführt, die zum Guten generell hingeneigt macht. Dennoch ist sie nur von Akt zu Akt überhaupt und nie als Dauerzustand.

Aber, und damit zurück zu Dante in seiner Monarchie: Von einem Staat aber muß gewährleistet sein (und das ist es dann, das Gemeinwohl in seiner umfassendsten Bedeutung), daß er alles unterläßt, um diese Haltung zu beschädigen, und alles tut, um sie seinen Bürgern möglich zu machen. Einen "Zustand der Freiheit" an sich, wie es die bürgerlich-liberalistischen Revolutionen dann etablieren wollten, gibt es gar nicht.

Insofern ist also auch nicht jeder staatliche Zwang per se freiheitswidrig. Wenn der Zwang nämlich der Abwendung eines Übels dient (wie es der Fall wäre, könnte man von einer "Seuche" sprechen, die jeden oder die meisten befällt, der ihr begegnet), der die Menschen nicht mehr in die Lage versetzt, in der Möglichkeit zur Freiheit zu leben. (Was nicht automatisch heißt, daß jeder Tod vermieden werden muß! Fast möchte man sagen: Zum Gegenteil!) 

Doch dazu müßte erstens jede staatliche Maßnahme strengem Vernunftgebrauch erfolgen und zweitens (wir haben es hier mit den zahlengereihten Anführungen, gell?) auch in diesem Sinne vernünftig sein. Das heißt, daß die Gefahr, die die Bürger ihres Freiheitsgebrauchs entledigt, real und nachweislich gegeben sein muß, und dann die Maßnahme selbst keine Folgen haben darf, die die ursprüngliche Gefahr nicht nur nicht übertreffen, sondern die das Maß des notwendig im Lebensablauf zu tolerierenden übersteigen. 

Vereinfacht gesagt: Es müßte zu einer wirklich tödlichen, gefährlichen Krankheitsform kommen, die das Gemeinwohl nachhaltig schädigen könnte, sodaß das Ziel des Volkslebens nicht mehr erreichbar wäre. (Und das heißt auch nicht, jede Not unbedingt und mit allen Mitteln zu verhindern.) Das müßte also im Fall Corona nachgewiesen sein. 

***

Das Übel an dieser Pandemie ist aber, daß keine dieser Voraussetzungen gegeben ist. Nicht einmal der Umstand, daß es überhaupt eine Pandemie einer tödlichen, der Kultur schwerst abträglichen globalen Krankheit sein solle, ist eindeutig gegeben. Von so vielen anderen Verletzungen dieser strengstens einzuhaltenden (weil sonst eine Spaltung des Volkes unausbleiblich hervorrufenden) Bedingungen gar nicht mehr zu reden. 

Man muß aber nicht einmal tief graben, um in der offiziellen Rede über diese Pandemie auf Widersprüche zu stoßen, die dem einfachsten Bürger einleuchten, soferne er nur ein bißchen von der Vorausetzung jedes sozialen Gebildes genascht hat: Dem guten Willen, dem Wohlwollen den Menschen, dem Mitbürger gegenüber. Selbst also, wenn man diesem nunmehr verhängten Impfzwang nach außen scheinbar "einlenkt", sich fügt, sich "friedlich" weil widerstandslos impfen läßt, wird im Tiefsten der Seelen der Menschen eine Haltung etabliert, die auf einen Krieg abzielt. Und nur auf die Gelegenheit "wartet" (meist ohne daß sich die Gedanken darüber Rechenschaft ablegen), Rache am anderen zu üben. Der einem diese Demütigung, allen diesen Vernunftwidrigkeiten folgen zu müssen, zugefügt hat. 

***

Das Übel ist somit noch größer. Es ist die Tatsache, daß diese Wahrheiten ihrer "Materie", ihres Handlungsraumes den Herrschenden nicht einmal im Ansatz klar sein dürften. Die deshalb die Reichweite der im Fall Corona existierenden (also aktiv "lebenden") Haltungsdivergenz einschätzen können, in der die eine Gruppe den Anlaßfall für Zwangsmaßnahmen nicht gegeben zu sein annimmt, und die andere Gruppe, die Mehrheit in dem Fall, dennoch ihren Willen implementieren will. 

Sodaß dieser Durchsetzungswille (in Kombination mit den Vernunftfragen), der (weil ein Volk immer pyramidal aufgebaut ist) nur sehr wenigen (der "Oberen") in seiner Vernunftdimension als Aufgabe vorgestellt ist, schon ganz wenige Zentimeter UNTER dieser Führungsschichte zum reinen diktatorischen Willen wird: Mögen die Führenden auch nicht "diktatorisch" sein wollen, so sind es also solcherart verhängte Gesetze in ihrer Wirkung beim Volk: Die Mehrheit DIKTIERT somit, und verhält sich dem Nächsten dementsprechend.
Kurz und gut: Wir haben es in der Frage nach Zwang bei Gesetzen immer mit dem praktischen Anlaßfall zu tun. Ganz konkret, und ganz spezifisch, nicht als grundsätzliche Frage, ob der Staat den Bürger "zwingen" darf. Denn das darf er. Aber nur, wenn es strengster Vernunftprüfung standhält. 

Die aber - jedoch ganz anders als die Aufklärung behauptet** - tatsächlich JEDEM Bürger (mit nur wenig gutem Willen zum Wohlwollen dem Nächsten gegenüber) sofort beurteilbar ist. Nicht aus "rationalen Gründen", sondern aus der Erfahrung der Übereinstimmung von gesetzlichen Maßnahmen mit der im Alltag geformten Vernunft. DAS läßt sich nämlich meist sofort feststellen: Ob etwas grundsätzlich vernünftig ist, oder ob nicht. 
Wenn darüber aber Dissens herrscht, haben wir es mit einer Spaltung des Volkes zu tun, das mit "Aufklärung" nicht (und zwar prinzipiell nicht) zu überwinden ist. Sondern eine Haltung des Herzens bräuchte, die wiederum die Einigung insofern möglich macht (und anders ist sie nicht möglich), als sie sich bei EINER Vernunftgrammatik, die jedes Leben "von oben bis unten" durchpulst, wiederfindet.

Wenn ein Volk aber gespalten ist, ist ein Staat nicht mehr zu halten. Sondern wird ohne den geringsten Zweifel zerfallen, weil von einem mehr oder weniger großen Teil seines Volkes nicht mehr gewollt sein. 

**Die Aufklärung übersieht in ihrem Begriff des Rationalen, daß es nur ein Rationales INNERHALB einer Grundgrammatik der Welt gibt, die auf apriori gesetzte Annahmen über die Welt beruht. Wo diese divergieren, ist ein rationaler Konsens NICHT MÖGLICH.  

Wenn in einem Volk also die Grundannahmen über die Wirklichkeit (wie sie sich nicht zuletzt, sondern vor allem in der tatsächlichen Religiosität ausdrücken) auseinandergehen, ist eine Einheit auch mit noch so viel rationaler "Aufklärung" NICHT MÖGLICH. Und einem Staatsgebilde fehlt die Legitimation. Das heißt: Es wird zerfallen, weil die Bürger sich auf einer darunter liegenden "kleineren" Einheit sammeln (also kleine Räume des Konsens, wie Familie, Skatrunde, Gemeinschaften, Vereine aller, auch solche geheimer Art), um sich in anderen Angelegenheiten (!) dem Staat übergeordneten Einheiten anzuschließen.