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Freitag, 12. November 2021

Das immer ungerechte Geldgeben (1)

Wenn Gott vom ungerechten Mammon (Lk 16, 9-15) spricht (während in den nächsten Zeilen dieser Perikope die Rede davon geht, daß man nicht Gott UND dem Mammon dienen könne, daß die Liebe zu Gott, das erste Gebot, die Liebe zum Mammon quasi ausschließt), so erschließt sich diese sonst schwer zu verstehende Stelle (der Freundschaft MIT dem oder DURCH den UNGERECHTEN Mammon) leichter, wenn man mit einbezieht, daß die Grundlage des Wirtschaftens DER VERZICHT AUF DIE GERECHTIGEIT ist.

Wie das? Wie kann es das geben? Sind nicht die Gerichte voll mit Fällen, in denen der Richter aufgesucht wird, um durch seinen Spruch Gerechtigkeit zu schaffen, wenigstens annäherungsweise? Und geht es nicht im Handeln, im Wirtschaften (und jede Arbeit ist im Grunde ein Akt des Wirtschaftens; zur Arbeit aber besteht sogar ein anderes, nicht weniger radikales Gebot: Nur wer arbeitet soll auch essen. Gleichwohl: das Recht auf Essen - siehe das Gleichnis vom einen Denar, der allen Arbeitern im Weinberg zusteht, egal ob sie zur ersten oder zur elften Stunde kommen, als ginge es bei der Arbeit um einen symbolischen Akt, der als solcher das Gesetz erfüllt, nicht durch Quantität, nicht durch ausgerollte Meßbarkeit - nicht von der Menge der Arbeit abhängt, um das Recht auf den EINEN Lohn, das EINE Essen zu erwerben. 

(Und das erste Maß des Geldes, egal in welcher Form es verwendet wurde, war immer EIN Tag, EINE Tagesleistung, und EIN Tageskonsum an Essen, sprich Lebensbedarf. Weil jeder Tag seine eigene Mühe hat, wie es an wieder einer anderen Stelle heißt.)

Worum es geht (und wir kehren damit zum ungerechten Mammon zurück) ist, daß wir bei Geldangelegenheiten aufhören müssen, zu rechnen. Erst dann wird auch das Geld - erst dann also, wenn wir nicht nach Gerechtigkeit in seiner Verwendung fragen (siehe dazu auch die Stellen, in denen Jesus davon spricht, daß wer die Jacke will, dem auch die Hose zu geben sei, wer ein Hemd wolle auch das zweite, wer verlange eine Meile mitzugehen auch eine zweite zu geben sei, und so weiter) - erst dann wird der Mammon zu unserem geistigen Heil dienlich werden können. 

Nie aus sich selbst, sondern als Ausdruck einer Selbstübergabe an die göttliche Vorsehung, in der wir jedes irdische Rechnen aufgeben. Um uns ganz in Gottes Hand zu begeben, auf daß unser Leben mehr und mehr zu einer Darstellung der himmlischen Qualität werde. Auch hier wieder eine Stelle der Heiligen Schrift, wo Jesus die arme Frau hervorhebt, die zwar wenig in die Opferschale am Tempeleingang gab, aber dafür alles was sie besaß. Während der Pharisäer zwar quantitativ viel gab, nichts davon aber insofern wirkliches Opfer war, als dieses Opfer ihn nicht an Gott auslieferte - er gab nur von dem Allzuvielen, das er besaß.

Übergabe an Gott, das ist der Sinn dieser Stelle. Selbstübergabe an die göttliche Vorsehung und Weisheit, auf daß die Welt den Weg Gottes gehe, nicht den eigenen, das ist jene Ungerechtigkeit, in die wir uns vertrauend einbergen sollen. 

Wie sehr das die Menschheit noch kennt und wieviel sie sich daran noch erinnert, findet sich aber in so vielem, das uns umgibt. Zäumen wir das Pferd bei (von uns so bezeichneten) Naturvölkern auf. Dazu müssen wir den Begriff von Eigentum* untersuchen. Denn wir aus den Augen verloren haben, so seltsam das klingen mag. Und zwar in dem Maß, als wir die Gier zum treibenden Element des Lebens und der gesamten Physik des Kosmos gemacht haben.**

Daraus wird aber erst vieles von unserem eigenen Verhalten erfaßbar. Wir können vielleicht unsere Arbeiten und Wirtschaften und Haushalten besser verstehen, den Umgang mit den Dingen, Materiellem, "Mammon" begreifen, wenn wir Eigentum als Erweiterung unseres Selbst begreifen. Das in seiner extremsten Form (wie bei Jesus Christus, dem Herrn des gesamten Kosmos, dessen Eigentümer er auch ist - warum? WEIL er alles darin beherrscht, weil ihm alles folgt und gehorcht, und ERST DANN zu seiner Erfüllung gelangt) auf ALLES abzielt. Das in seiner gemessenen Form (die ein Bescheiden auf das ZUGETEILTE ist) in der Hand Gottes des Seins liegt. Eines Eigentums, dessen vollen Umfang wir aber nie kennen, der in der Vorsehung Gottes liegt. Wir haben nur den Gesetzen der Dinge zu gehorchen, müssen aber alles und jederzeit wieder aufgeben können). Eines Eigentums, das in seiner eigentlichen Form die Gestalt von GELIEHENEM hat. 

Die Gerechtigkeit, die die unsere ist, ist nie gerecht. Sie ist immer weit, ja unendlich (weil um Dimensionen, die wir nicht erfassen können) weit von unserem menschlichen Horizont des Verstehens entfernt. Also haben wir mit den Dingen, die in unserem Nahbereich so liegen, daß wir für sie Verantwortung haben (und das ist das vielleicht grundlegendste Kriterium von Eigentum: Verantwortung) so umzugehen, als hinge alles von uns ab. Gleichzeitig haben wir jederzeit darauf zu verzichten. 

Und zwar vor allem (siehe die Legende vom Samariter) in der Barmherzigkeit. Die danach bemißt, was DER ANDERE benötigt, NICHT WIR. Wie weit das geht, wie weit das gehen kann oder gar muß? Herrschaften, so weit, wie wir im Heiligsein, im Himmelreich groß sein wollen. So ist es nämlich, daß wir in dieser Weise mitbestimmen, wie groß wir einmal sein werden, wenn die Posaune erschallt ist, und alles nach Gottes Gerechtigkeitsmaßen abgerechnet wurde. Wenn die Neue Erde entsteht, die Neue Schöpfung, von der niemand weiß, wie sie aussehen wird, von der wir nur wissen (soweit wir Jesu Worten glauben), daß sie kommen werde. Bis dorthin spricht nur viel dafür, daß es so sein wird, das unseren Glauben stärken kann. Aber die Tatsache selbst müssen wir glauben. 

Also glauben, daß es NICHT um dieses Diesseits geht! Daß wir nicht auf Erden jenen Schmuck als bleibende Frucht präsentieren können, den wir für die Ewigkeit (!) erhalten WEIL in Gottes Augen und in Seiner Gerechtigkeit ... nein, verdienen will hier nicht geschrieben sein, denn es ist etwas anderes, es ist Gottes, des Vaters, Wille und Liebe, wo wir zu stehen haben werden, und in welchem Schmuck, in welchem Gewande; und in dieser Neuen Erde wird alles deshalb an einem Platz stehen, den wir jetzt niemals kennen können (siehe Jesu Worte beim Rangstreit der Jünger, wer im Himmelreich an seiner Seite sitzen könne: Nur der Vater weiß es).

Auch der Handel (Kauf/Verkauf) ist damit weit weit mißverstanden. Dieses "Hier Ware - dort Geld", das wir dann "Preis" nennen, setzt fälschlich eine Einigung "auf Gleiches" an den Anfang des Wirtschaftens. In Wahrheit ist eine zeitliche Entfernung zu sehen: Die Gabe bedeutet zugleich nämlich KREDIT. Und wird in gewisser Zeit VERMEHRT zurückgezahlt - und ob wir wollen oder nicht, das erinnert an ... den Zins. Dessen Grundfehler nicht das MEHR ist, sondern DIE MATHEMATISCHE, lieblose, gottferne Gerechtigkeit.

Morgen Teil 2) Warum wir auf die Erfahrung des Nicht Gerechten hoffen sollten


*061121*