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Donnerstag, 18. November 2021

Suche im leeren Raum (1)

In den Videos, die sich auf dem von "KenFM" Jebsen gegründeten Portal APOLUT finden, läuft ein Vor- wie Abspann, der so lautet: "apolut - So denke ich auch". Als ein Motiv, diese Plattform zu gründen, die zugleich sein "Abschiedsgeschenk" werden sollte (dessen er sich jedoch, wie er auch sagt, zu gegebener Zeit wieder bedienen werde; NACH Beendigung seiner Auszeit, die sich auch darin ausdrückt, daß er seine Sprechgeschwindigkeit wenigstens etwas verringert hat, von Gebirgsfluß auf Mühlenkanal sozusagen) nannte Jebsen, daß er über die Wirksamkeit seiner Videos enttäuscht sei. Denn er sei draufgekommen, daß es eine kleine Gruppe sei, die quasi "alles" in diesem Bereich der "Systemkritik" konsumiere, die in sich aber geschlossen bleibe, und kaum an Zahl und Verbreitung zunehme.
QR apolut.net

Immer dieselben also konsumieren immer die gleichen Kanäle, die somit immer ein und dasselbe Publikum ansprechen. Damit hat er zweifellos recht! Aber warum dann so denke ich auch als Wahl- und Leitspruch?

Vielleicht aus einem anderen Grund als den der "Kritik". Vielleicht aus demselben Motiv, aus dem das gesamte Internet (diesem Begriff ordne ich immer auch die social media bei), dessen immer noch am meisten Staunen machendes Merkmal die unglaubliche Geschwindigkeit der Verbreitung ist. Binnen weniger Jahre - und ich kann mich noch gut erinnern, wie es in den Jahren 2000/2001 bei uns in Österreich begann, mit diesen (verglichen mit heute) unglaublich umständlichen Post-ISGN-Modems und -Anschlüssen, und einem Gefühl, als sei das Reich des Gratislebens angebrochen, in dem jedem alles zur Verfügung steht, und jeder alles kostenlos zur Verfügung stellt. (Siehe Anmerkung*)

Aber das Internet war der Deckel auf dem Topf einer Kulturgesellschaft, die als Gemeinschaft bereits zerbrochen war, und nun verzweifelt nach jener verlorenen Gemeinschaft sucht.

Denn der Einzelne ist nicht nur immer die individualisierte Form von Gesellschaft - Einzelner und Gemeinschaft sind nur die Pole ein und desselben "Menschseins" - sondern der Einzelne kann ohne Gesellschaft, ohne Gemeinschaft nicht existieren bzw. existiert gar nicht. Weil seit der descartschen Wende das Sein des Menschen auf sein Bewußtsein reduziert gesehen wird, also als Sprache und "Denken" (als formulierte mathematisch-logische Sätze - Siehe Anmerkung**), wird aber das Selbstsein des Menschen "logischerweise" nur in dieser Welt der Sprache gesucht! Denn dort muß sie ja dann (ausschließlich) vorhanden sein. 

Somit führt sich die Welt der Propaganda, die v.or allem im 19. Jahrhundert als "Lebenswelt" entstanden ist, und ohne die das moderne Gerede von der "Demokratie" auch den letzten Sinn verlöre, direkt auf diese descartsche Wende des 16. Jahrhunderts zurück. 

Die aber ein Irrtum ist, um es gleich vorweg zu nehmen. Sucht sich der Mensch wirklich existentiell IN dieser Sprachwolke, so kommt er automatisch in die Welt der Simulation und Illusion (durch Sprache bzw. das Reden). Die Metaphysik geht aber davon aus, daß Dinge nicht sind, WEIL wir sie erkennen oder behaupten, sondern das Sein geht allem Sprechen vom Sein (Ontos-logein) voraus. 

Unser Erkennen hinkt also immer dem Sein hinterher, und wird es immer nur stückhaft abdecken und so erfassen, daß wir es sprechend wiedergeben können. Unser Ich ist also kein "Ding unserer Gedanken", sondern ISSET, unabhängig davon, ob wir davon denken/reden oder nicht. Das Sein geht dem Sein des Seienden voraus, und während das Sein selbst immer besteht (weil bestehen muß), hat das Seiende nur Anteil am Sein, kann also vergehen. 

Wer sich also selbst wirklich sucht, findet sich nicht im Wort, sondern in der Begegnung von physischen Gestalten, als Wirkung am anderen sozusagen. Und zwar in einer Umfassendheit, die wir gar nicht erahnen, noch weniger aber rational "ausdenken" können. Sprich: Die Welt ist eine Welt der Gestalten, und als solche derartig umfangreich, derartig reichhaltig, daß sie in Produkten unseres Denkens - wie es das Internet ist, das nur (NUR!) enthält, was wir denken bzw. was eigentlich der Programmiere DENKT - nicht einmal annähernd darstellbar ist. 

Werden wir aber auf das Internet als jenes Medium, als jenes Fluidum reduziert, in dem "wir existieren und kommunizieren", reduziert sich das Wissen um uns selbst. Und damit FEHLT DAS ICH - die eigene Identität - UNS SELBST. Die immensen Gefahren (vor allem für junge Menschen), die damit im Geruch des Internet stecken, können nicht einmal andeutungsweise aufgelistet werden 

QR Internet-Vortrag Spitzer
Wie es der Neurologe und Gehirnforscher Manfred Spitzer ja seit Jahr und Tag versucht, der uns immerhin einiges an diesen Schäden (die aus der extrem mangelhaften Natur der digitalen Medien stammen) tatsächlich belegen kann. Seine Vorträge sind sehr problematisch, aber immerhin interessant, und liefern manchen Hinweis, WEISZ MAN MEHR ALS ER - denkt man vor allem metaphysisch. Denn auch sein fundamentales Problem, das ihm beim Erkennen des Menschen im Wege steht, ist wie bei so vielen eben das evolutionistisch-materialistische Menschenbild. Aber schalten wir einen seiner Vorträge einmal dazwischen, und gehen wir dann im Text weiter.


Demnächst Teil 2)