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Dienstag, 23. November 2021

Eine erschütternde Tragödie

Wie ver-rückt diese Welt geworden ist - geworden? nein: gemacht worden ist - zeigt ein Filmchen, das die penny-Markt-Kette hergestellt hat. Man sehnt sich nach einem Leben in Unperfektion, in allen Fehlern und Fehlgriffen. Das dennoch nie aus einer gewissen Eingeflochtenheit in eine Ordnung fällt, deren Träger die Eltern, die älteren Generationen sind. Man wünscht sich Streit und Disput um das Richtige, man wünscht sich die Rebellion der Jugend gegen die Ordnung.

Ich habe es schon oft gesagt. Die große Enttäuschung, die ich mit dem Beobachten der Heranwachsenden erlebt habe ist, daß sie nicht GEGEN das Establishment gekämpft haben. Hier war ich wesentlich radikaler und meinen früh erkannten Grundsätzen treuer, viel aufmüpfiger, viel rebellischer! Gegen Schule, gegen Beton, gegen die Einschließung und für die persönliche Freiheit. Diese Heranwachsenden aber haben sich erhoben, um FÜR die Eingliederung ins Establishment zu kämpfen. Das hat mich immer wieder fassungslos gemacht. Und dazu gehört die Identifikation mit den Müttern ebenso, wie die Aushebelung der Väter.

Die Logik dahinter ist vielen nicht nachvollziehbar. Das alleine zeigt das Problem in seiner Tiefe. Es tut mir leid, aber dazu muß so viel Aufräumungsarbeit geleistet werden, daß sie auf der Ebene der Grundüberzeugung durch eine Diskussion, die in überschaubarem Rahmen bleiben soll, nicht lösbar ist. Sie braucht das Selbstverständliche, und dazu braucht es nicht den Rationalismus, sondern das, was ich immer mit "Kommt und seht, wie ich wohne" zusammenfasse. Auf dem Boden des Rationalismus aber bleibt jede Auseinandersetzung letztlich verbarrikadiert durch den Hochmut, den er selbst darstellt. 

Sehe ich mir die Landschaft der ernsthaften Kritiker an, jene der Menschen, die wirklich aufstehen und sich gegen diesen Vernichtungsfeldzug zur Wehr setzen, fast nur jene Menschen, die als sogenannte "Konservative" viele Jahrzehnte verleumdet und desavouiert worden sind. Warum? Weil sie persönlich ... unperfekt waren, so kann man es zusammenfassen. Das waren, was in diesem Filmchen als ersehnte Welt aufscheint, unausgesprochen, ganzheitlich gewissermaßen, denn durchaus nicht irrational, weil vernünftig. Oder scheint Ihnen, werter Leser, die Aussage des Films nicht vernünftig?

Wem also verdanken wir diese Erstarrung des Erkennens, der diesen Totalitarismus möglich gemacht hat, den wir erleben? Wem verdanken wir also all das Leid, das nun in die Seelen und Herzen kommt? Wem verdanken wir letztlich - es steht in einer Linie - die Corona-Bedrückung, die sich wie eine apokalyptische Vernichtung des Menschseins gebärdet?

Den (späten) 68ern, man muß Roß und Reiter nennen. Sie waren es, die die einzigen Gegenmittel gegen diesen Totalitarismus aus dem Weg geräumt haben, indem sie die Säulen menschlicher Ordnung in Schutt und Asche gelegt haben. Sie waren es, die sich instrumentalisieren haben lassen, von Ideologien, von letztlich den Hintermännern, die durch das Beseitigen der offiziellen Ordnungsmächte freie Hand bekommen haben. Sich nach dem Gesetz des Stärkeren auf dem Trümmerfeld, das nach den Umbauten der Ordnung der 1970er-Jahre zurückgeblieben ist. 

Die mit dem Marsch durch die Institutionen genau das bis in den letzten Winkel unserer Lebensweise getragen haben, das sich dann zu solch einem Totalitarismus auswachsen konnte. Dem niemand mehr gewachsen ist, weil die Mittel fehlen, weil vor allem die Selbstverständlichkeit eines Lebens fehlt, das NICHT durch den Wahnsinn der Vorherrschaft einer "Moral" über die "Ordnung" folgt. 

QR Jugendträume
Die Jugend braucht die Rebellion gegen das Sein, das muß so sein, richtig. Aber niemals darf die Welt der Erwachsenen ihnen auch folgen, das reißt die Jungen selbst aus jeder Lebens-Selbstverständlichkeit. Denn die jugendliche Rebellion ist ein Eingewöhnungsprozeß, ein Anpassungsprozeß, natürlich, was sonst, und ein Anpassen der Kostüme, die sie später dann tragen werden. Aber wehe jenen, die sie selbst ihre Kostüme schneidern lassen, weil sie feige und bequem zurückweichen. 

Die Mutter im Film könnte also durchaus sich selbst beweinen, ob ihrer Sünden. Und sie könnte bereuen und Seelenfrieden finden, den einzigen Weg aus der Trauer, hätte sie nicht die Institutionen beseitigt, die nun ihr wie der Jugend fehlen. 

Aber was wollte die (noch einmal: später; man muß hier unterscheiden) 68er-Bewegung? Die Herrschaft der (materialistischen) Wissenschaft, der Unausweichlichkeit der Argumente, der der Aufklärung zu verdankenden Rationalisierung des Lebens. Seltsamerweise stellen wir heute aber fest, daß hier "irgendetwas nicht stimmt." 
Daß sich das Leben zwar erkennen läßt, daß es sich als rational darstellen läßt, daß aber jeder Versuch, einen großen Entwurf der Welt und des Lebens aufzustellen - scheitert. Eine Welt herstellt, die mit dem, was wir in unserem wirklichen Begehren anstreben, entsetzlich kollidiert. Ja so kollidiert, daß diese Rationalismus-Konstruktion wie eine Hölle wirkt.

Somit ist das Dargestellte im Grunde beschämend. Der Junge tröstet die Mutter, schiebt den Stuhl zu ihr hin, um sich auf dieselbe Ebene zu stellen: Erwachsener geworden, ohne es je noch werden zu können. Die Mutter ahnt zwar, was sie angerichtet hat, weiß aber keine Lösung. Und der Junge steht aber eigentlich über ihr, weil er zumindest weiß, daß er bei Null anfangen muß. Bewußt ist ihm der Zynismus, mit dem er es zu tun hat, nicht, aber er reagiert unbewußt (vom Ontologischen getrieben, könnte man sagen) so, wie es der Zynismus der Elterngeneration verdient.

Man muß deshalb genau zusehen, gut zuhören, werter Leser, dann wird einem vielleicht klar, was in dem Film nämlich wirklich zu sehen ist: Eine Totalabsage an die Eltern, die Tradition, die sie weiterzugeben hätten, und die normalerweise und gesunderweise nur durch den selbstverständlichen Lebensvollzug weitergegeben werden kann. Unhinterfragt (wenn auch von der Jugend immer und immer neu angegriffen, bis das Verständnis dafür herangereift ist).  Der junge Mensch setzt neu an. Daß er scheitern wird, ist bereits absehbar. Das gibt dieser Zeit diesen bitteren Geschmack von Tragödie. 

Denn dazu fehlte dem Jungen noch einmal die Selbstverständlichkeit, die man ihm entzogen hat, und dann fehlt ihm das Wissen, nein, mehr noch: Die Möglichkeit weil die Tugend, sich dieses Wissen anzueignen, es anzunehmen, denn es hängt mit dem Ersteren, der Selbstverständlichkeit der Macht der Ordnung zusammen. Das ist es dann, wo man sogar von Bildung sprechen kann, die in dem Maß abnahm, als die Massen-Titel und -Zertifikate selbstverständlich wurden, als Ausweise der Höherrangierung über die Eltern. Der Junge leidet unter deren Folgen, aber er ist so geprägt, daß er auch die Kur, die Medizin ablehnt und nicht mehr annehmen kann. 

Wir erleben nun die Wüste, die jede Revolution hinterläßt. Die noch nie etwas besser, die immer aber alles schlechter gemacht hat. Weil sie die Ordnungen zerstört haben, die nach dem Vorüberziehen der Stürme so unbedingt wieder "als Leben selbst" herbeigesehnt werden. Die nicht mehr rekonstruierbar, Baustein für Baustein quasi - wie Lego - aufzubauen sind. Weil das Ganze mehr ist als die Summe der Teile, der Satz hat immer seine Gültigkeit. 

Hier nun aber der Film von penny-Markt.


*151121*