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Mittwoch, 10. August 2022

Chinesische Hintergründe (1)

Bis 2020 hatten sich sowohl Taiwan als auch die Volksrepublik China als jeweils legitime Erben der Xing-Revolution unter Sun Yat Sen von 1911 bezeichnet. Damals hatte Sun Yat Sen die Revolution angeführt, die dann die Monarchie abgeschafft hat. Aus den Jahren des anschließenden Chaos, das bekanntermaßen die Japaner für sich zu nutzen suchten, hat sich dann ein Bürgerkrieg entwickelt. Nachdem nämlich der Nachfolger Sun Yat Sens innerhalb der Kuomintag, Tschiang Kai Schek, die chinesische Kommunistische Partei unter Mao Dse Dong ausgeschlossen und zum Feind erklärt hatte.

Den daraufhin ausbrechenden Krieg gewann Mao Dse Dong. Über die Gründe daffür wird bis heute spekuliert. Vermutlich war es eine Absprache mit Stalin. Denn nachdem anfänglich die USA Tschiang unterstützt hatte, un dieser bereits als Sieger aussah, zog sie diese Untersützung nach dem 2. Weltkrieg wieder zurück. Tschiang Kai Schek unterlag daraufhin den kommunistischen Soldaten, und floh mit seiner geschlagenen Restarmee auf die Insel Formosa, also Taiwan, und erklärte die Insel als die einzig legitime "Republik China". Gleichzeitig wurde in Peking ebenfalls die "Republik China" ausgerufen.
Beide Staaten haben sich offiziell als das EINE "China" erklärt.
Die von Tschiang Kai Schek erklärte "Republik China" berief sich aber genau so wie die "Volksrepuboik China" auf Sun Yat Sen. Beide Staaten feierten auch den Jahrestag der Revolution von 1911 als Tag ihrer eigentlichen Gründung. Sodaß sich beide Staten unter "Ein Staat - Zwei Systeme", jeweils aber als die einzigen legitimen Erben und Nachfolger des traditionellen China verstanden. *

Der Kalte Krieg kam, und die USA unterstützten nun Taiwan gegen den Systemfeind, zu dem nach 1945 die kommunistische Welt geworden war. Und nachdem Amerika militärisch so stark, Festland-China aber so schwach, fiel es nciht schewer, Taiwans Existenzu auch militärisch zu garantieren, wenigstens symbolisch. 

Bis 1971 hatte Taiwan aber sogar den UN-Sitz "China" inne, war gar MItglied des UN-Sicherheitsrats, und zwar auch hier als "China". Bis, ja bis 1972 Kissinger (zusammen mit einer umfangreichen Bankendelegation), und 1973 Nixon China besuchte. Fortan war alles auf "friedliche Koexistenz" gebürstet, und China wurde mit den Billionenkrediten amerikanischer Financiers zum Industrieland Nummer 1 geschossen. 

Für Taiwan begann nun das große Zittern. Niemand wollte noch mit dem Schmuddelkind spielen, weil er sonst fürchten mußte, sich's dann mit Peking zu verscherzen. 

Im Jahre 2021 geschah dann etwas Unerhörtes. Die nunmehrige Präsidentin der Republik China, Tsai Ing-wen, sprach in ihrer Rede zum Gednektag der Revolution 1911 mit einem mal von einer "72jährigen Geschichte ihres Landes" (bezog sich also auf 1949, auf da jahr. wo Tschang Kai Schek nch Formosa flog). Das sie dann außerdem noch als  "Republik China - Taiwan" bezeichnete.

Was dann im folgenden Jahr, also heuer (2022), geschah, mußte Peking endgültig als Zeichen ansehen, daß Taiwans Präsijdentin ihr Land als "eigenen Staat" verstanden wissen will. Denn nun sprach die taiwanesische Spitzenpolitikern sogar nur noch von TAIWAN. "China" ist "drüben." 

Das heißt nicht weniger als daß sich Taiwan erstmals nicht mehr als "China" bezeichnet, sondern als "Republik Taiwan" versteht. Als ZWEITEN STAAT. Ja nicht genug. Tsai berief sich in ihrer Rede sogar auf den "Beistand der demokratischen Brüder USA, Japan nnd Australien."

Das mußte Festland-China als Provokation auffassen. Und Peking, das heute keineswegs mehr die USA als stärkere Macht anerkennt, deren Willen es sich zu fügen hat, will diese Abweichugn von der "Ein China"-Politik auf keinen Fall akzeptieren. Ebensowenig wie es die USA (mit Australien, England und Japan in einer weiteren "Pazifischen Verteidigungsallianz AUKUS", die in den letzten Jahren erheblich aufgerüstet hat, ein deutliches Signal an Peking) als Mitspieler in dieser (wie Peking es bezeichnet) "rein internen Angelegenheit Chinas." 

Erst letzte Woche hat Xi Jinping in einem Gespräch mit Joe Biden, dessen Skript er dann sogar veröffentlichte, kundgetan, daß eine Gesprächsbasis mit den USA lediglich auf der Basis der "Ein China-"Lösung möglich ist. Das sei eine Rote Linie Pekings, die die USA zu akzeptieren habe. China beharrt also darauf, daß es zu keiner Bildung eines eigenen und neuen "China" - Taiwan - samt völkerrechtlicher Anerkennung kommt, und geht davon aus, daß irgendwann die Insel wieder mit Festland-China staatlich-rechtlich vereint ist. 

Deshalb steht die Situation zwischen China und der Insel Taiwan auf Spitz und Knopf, und deshalb ist alles, was die USA hier macht, von so großer diplomatischer Bedeutung. Denn man darf nicht übersehen, daß die USA in der jüngeren Vergangenheit bereits drei mal in einem Memorandum mit China ebenfalls zu dieser "Ein China-"These erklärt hat. Das war die Bedingung, daß sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwishen diesen beidne LÄnder derartig intensivieren konnten. 

Nun wird spekuliert, ob China eine Invasion planen könnte, um jede Fehlentwicklung zu stoppen. Weil es fürchten muß, sonst nicht verhindern zu können, daß sich in Taiwan tatsächlich so etwas wie ein eigenes Staatsbewußtsein entwickelt, daß die USA Taiwan offiziell anerkennt, und die Insel dann endgültig für China verloren ist, weil als völkerrechtlich "eigener Staat" dasteht.

Taipeh's Präsidentin Tsai Ing-weh hätte nämlich das nie gesagt, wenn es sich nicht sicher wäre, daß ihm die USA den separatistischen Rücken stärkt. Damit vermutet Peking wohl zu Recht, daß hier die USA wieder einmal "etwas probieren."

Wir - Sopron und Wien - denken aber eher, daß sich hier dasselbe abspielen könnte, was die USA seit hundert Jahren machen: Sie ermutigen Länder und Völker, sich außerhalb ihres geographischen Nomos und aller politischen Tradition zu bewegen, nur um sich dann, wenn es ernst wird, nach einigen Schinhandlungen und -hilfen schließolich doch zurückzuziehen, und kein Ohrwaschel zu rühren. Frag Ungarn, Frag den Prager Frühling, frag Süd-Vietnam, frag Ukraine, frag ... und jetzt wahrscheinlich Taiwan. 

Denn was imemr die USA da verlauten lassen: Taiwan ist niemals zu verteidigen. Einem britischen Militärexperten nach wäre die Insel (mit gut 96 Prozent Han-Chinesen, bei 23 Mio. Bewohnern) bei einer chinesischen Invasion innerhalb einer Woche übernahmereif weil nicht versorgbar und militärisch verteidigungsunfähig gebombt. Denn man kann mit Sicherheit davon ausgehen, daß Peking den Standort jedes Militärstützpunkts, den Aufenthaltsort derSoldaten, ja jede abzufeuernde Granate kennt, und gezielt ausschalten kann, die die taiwanesischen Streitkräfte besitzen. Tausende und abertausende Oppositionelle säßen ab da im Gefängnis. Niemals würden die USA, die militärisch hier nichts zu bestellen hätte, zu Atomwaffen greifen. Einen größeren Fehler könnten sie gar nicht machen.

Morgen Teil 2) Eine wirklich letzte Warnung


*Seit damals war übrigens sowohl die (äußere) Mongolei als auch Tibet ein eigener Staat, Diese Gebiete hatten die Gusnt der Stunde, den Zerfall der Monarchie in Peking, genutzt.. Auch das Gebiet Tuwa im Altai gehört dazu. Dieser Quellort des Jenisseij gehröte aber bald zur Sowjetunion, und heute zur Russischen Föderation.
Als Leseempfehlung darf ich hier die interessanten Reisebücher von Sven Hedin nenen. Der in Büchern wie "Der wandernde See" diese innerasiatischen Gebiete - übrigesn auch mit den Ansiedlungen der islamisch-gläubigen Ujguren - bereist und sogar kartographiert hat. Aus denen für mich zumindest ersichtlich wird, wie multiethnisch, aber auch wie "chinesisch" diese Gebiete vor dem 1. Weltkrieg noch waren.
Das gesagt, um die Spannungen zu begreifen, die da jeweils bestehen. Tibet wurde ohnehin 1951 wieder einkassiert.


Erstellung 31 Juli 2022 - Ein Beitrag zur