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Dienstag, 16. August 2022

Die nicht-normative Kraft des Faktischen

Ungewöhnliche Thesen an dieser Stelle zu lesen ist der Leser ja vielleicht schon gewöhnt. Er sei vergewissert, daß dahinter keine "Methode" (vielleicht, um Interessantheit zu evozieren) steht,. Sondern sie entstammt der schlichten Tatsache, daß (wie William M. Briggs es in seinem aktuellen Buch ausdrückt) "alles, was wir heute glauben, falsch ist."

Das schicke ich der Antwort auf die Frage von Leser T voraus, der da wissen möchte, was die gegenwärtige Situation der USA mit dem Bürgerkrieg von 1861-65 zu tun haben solle, wie hier zu lesen steht. 

Guter T, so viel, daß ich mich stark beschränken muß, sonst haben wir hier den nächsten hyperlangen Artikel, und er wird kaum reichen. Weil wir dann das Prinzip des sogenannten "Amerikanismus", wenn nicht sogar das des "Universalismus" aufarbeiten müßten. 

Ich mache es deshalb einfacher, und weise auf Folgendes hin: Wenn die USA sich in der Frage von Taiwan exemplarisch aus dem Fenster hängt, so macht sie etwas, das sie BEI SICH SELBST niemals anerkannt hätte und anerkennen würde. Und den Beweis dazu liefert ... der Bürgerkrieg, auch Sezessionskrieg genannt. 

Wo sich Washington entschied, die (wiewohl föderal verstandene) USA dadurch zu "bewahren", daß sie das Austreten der Südstaaten nicht akzeptieren wollte. Sondern mit ihrer überlegenen militärisch-technischen Macht die Abtrünnigen plattmachte, um "eine USA" aufrecht zu halten. 

Klingelt es bei diesen Begriffen schon? Handelt nicht die USA bei China VÖLLIG ANDERS? Beharrt sie nicht dort (und an alle möglichen Orten noch, wie im Kosowo bzw. am Balkan, wie bei der Ukraine, bei Georgien, etc. etc.) auf dem "Recht" eines Teilgebietes, sich aus einem großen umfassenden Ganzen abzusetzen, zu "sezedieren"?

Wenn ich eines mit Sicherheit sagen kann dann das, daß es in jedem Utnernehmen schief geht, wenn es aus vermeitnlich pragmatischen Notwendigkeiten gegen die anfänglichen Prinzipien verstößt. Dann wird es sich in sich selbst aufspalten, und plötzlich Dinge tut, "die es gar nicht kann."

Das Handeln folgt eben dem Sein. Wer aber gegen das Sein handelt, hungert die faktische Basis des Daseins aus, bis sie mangels Sein stirbt. 
Denn auch dieser Satz Marxens, der ihn selber von Hegel hat, ist falsch, als er von der "normativen Kraft des Faktsichen" sprach. Das Sein ist aber kein Ergebnis aus dem Faktischen. Wenn etwas so aussieht, dann haben wir es mit einem vorübergehenden Prozeß zu tun. Der aber die Spannung des Daseienden zum Sein so lange erhöht, bis der existentielle Nerv reißt.
Wer dennoch auf diesen Satz baut, weil er oft tatsächlich "nützlich" scheint,* der wird erleben, daß sich seine Welt mehr und mehr mit Schein- und Phantommasken füllt, bis sein faktisches Leben nur noch ein (immer hektischeres) Manoeuvrieren von Etikettierungen wird. 
Bis das gesamte Weltbild Phantasiebild und Täuschung ist. Während das eigene Verhalten widersprüchlich² weil notwendigerweise verlogen wird. Wer lügt wird dabei erleben, daß er selbst sein Denken verwirrt.***

Deshalb ist nicht nur kristallklar, warum China eine Sezession Taiwans so vehement verhindern will. Es würde sich (faktisch) selbst destabilisieren, weil ein für sie essentielles Prinzip schwächen. Selbst wenn China (wenigstens unbewußt) weiß, daß es diesen inneren Zusammenhalg nicht "hat". (Was das Verhalten noch "entschiedener" machen kann,) 

Daraus kann man aber sogar vorhersagen, daß die USA selbst einer nächsten Sezession entgegen geht, die 1865 ja ebenfalls nur zur Einheit camoufliert wurde. Welche Täuschung durch völlige Auslöschumg der kulturellen und sozialen Grundlagen des Südens vervollständigt werden sollte. Was zum Drängen des "Süden-seins" in den Untergrund geführt hat. Welcher Vulkan aber niemals erlsöchen kann. Nicht einma, wenn die Menschen ausgelöscht würden, weil dann noch die Relikte einer Kultur für diese vital und stellvertretend, aber jederzeit wieder zeugungsfähig bleiben.

Ein Zerfall, für den ohnehin noch etliche weitere Indizien sprechen. Weil der Amerikanismus keine Einheit schaffen kann. Weder in den USA, noch weltweit, wie es seit 1945 versucht wird (sodaß der momentan zu beobachtende Zerfall des US-Imperiums nur ein Vorbote ist.) Er entwickelt sich aber zwangläufig zur Diktatur. Dieses Stadium steht den US-Amerikanern noch bevor. Und genau das war ja shcon der Sieg des Nordens im Jahre 1865: Eine militärische und totale Unterwerfung des Südens.*** 

Mag sein in zwanzig, mag sein in fünfzig Jahren, aber es wird so kommen, daß die USA sich in mehrere oder viele neue und souveräne Staaten zerfallen. Weil sie im Tun eine Politik betreibt, die eine Identifikation nach sich ziehen, die ihrer eigenen Konstitution entgegenarbeitet.



*Einfach gesagt: Die Gesetze und Verhaltensgebote reichten sich nach dem faktischen Lebensgebrauch, und haben kein Fujndament in einem aus der Zeit herausgehobenen, übergreifenden, "ewiten" oder dauernden Prinzip oder Wesenszug. Anlaßgesetzgebung oder Situationsmoral bzw. -ethik sind dafür bekannte Begriffe.

**Ich vermute ganz stark, daß sich ein großer Teil der "Demenz" - angeblich DIE Massenerscheinung der nächsten Zukunft; angeblich sind bereits 15 Prozent der Jungen sogar anfanghaft "dement" - alleine daraus erklären läßt. Und tatsächlich als Massenerscheinung "unausbleiblich" ist. Ohne Erinnerungsvermögen aber löst sich das Menschsein überhaupt auf, udn der Einzelne fällt auf den amorphen Zustand des "nur Möglichen" zurück (also des Kleinstkindes.)

²Dazu gibt es ein ganz aktuelles Beispiel: ZUM SELBEN ZEITPUNKT, wo die USA ihr Engagement in der Ukraine damit begründet, daß ein Staat (Ukraine) das Recht habe, seine territoriale Integrität auch mit Gewalt zu behaupten, Sezessionisten also zu Terroristen werden, argumentieren sie China in der Taiwan-Frage gegenüber mit dem Argument, daß die Insel bzw. das taiwanesische Volk das RECHT habe, sich von Festland-China abzuuspalten, wenn es ihr so gefalle, sodaß nun China der Terrorist wäre.. 

Das Bemerkenswerteste dabei ist aber, daß die US-Administration allen Ernstes zu meinen scheint, sie verdiene noch Glaubwürdigkeit. Und nicht einmal sieht (Stadium der Selbstverwirrung, s.o.), daß weder China noch Rußland ihr solchen Glauben schenken. 

Wobei das bei weitem nicht die einhigen widersprüche sind, in die sich die USA außenpolitisch manoeuvriert hat. Hierin hat sie sogar bereits das Stadium der Kontraproduktivität erreicht, und zwar egal, was sie noch macht. (Stadium der Verwirrtheit; Joe Biden ist also ein ertaunlich wahres Symbol der Wirklichkeit der USA.)

***Auch wenn es längst ein Gemeinplatz ist, noch einmal übersichtsartig die geschichtlichen Eckdaten: Die "Sklavenbefreiung" war der Motivationswechsel 1862, und aus der Tatsache für notwendig erachtet, daß unter der Bevölkerugn des Nordens eine ausgemachte Kriegsulust festgestellt werden mußte. Der zweite Motivationswechsel 1864 war das Ergebnis auf die schweren Niederlagen der Nordstaaten zu Jahresbeginn. 

Um das Steuer herumzureißen, führte nun Lincoln das Motiv des "göttlichen, missionarischden Auftrags des Nordens" ein, der Welt "die Erlösung einer besseren und demokratischen Welt zu bringen." So agieren auch die USA, die also eigentlich das Regime des Nordens sind, seither: Mit dem Sendungsbewußtsein, der Welt die Freiheit zu bringen. Dieser Zweck heiligt seither alle Mittel.


Erstellung 4. August 2022 - Ein Beitrag zur