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Samstag, 6. August 2022

Der Samstag Nachmittag-Film (2)

Der Film, das Kunstwerk, und seine Bedingungen - "Good Bye my Lady" ist da anders, das kann ich noch verraten, und den Film damit gleich noch mehr empfehlen. Denn wenn man eines darin erlebt, dann eben das: Größe. Größe im Kleinen. (Wobei: Was ist "klein" im richtigen Leben? Eben, nichts!) Nicht spektakulär ist es also, Sie werden keinen Actionfilm sehen, sondern in ruhigen Bildern, die einem Zeit lassen, mit dem Geschehen zu atmen. Und so wird man sogar gewahr, woran es uns so fehlt, und was die Welt so schön machen würde: MENSCHLICHE GRÖSZE. 

Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, in aller Gebrochenheit durch menschliche Schwächen, ja, so sind wir eben, in allen Versuchungen auftreten und dabei eine warme Milde aufkommen lassen, die unser Herz durchzieht. Das hat mit Moralismus absolut nichts zu tun. Aber - es IST moralisch.

Sogar danach habe ich mich dann gesehnt, nach dem, was ich doch aus meinen eigenen Jungenjahren noch kenne: Die Sehnsucht nach Größe, nach Männlichkeit in der eigenen Seele, nach einem Verhalten des Erwachsenen! Hat sich nicht all mein Spielen genau nru darum gehadnelt? ar das nicht der Indianer hinter dem von mir gespielten Indianer (und wie viele unter uns Buben wollten nicht damals Indianer sein, diese edlen Männer? 

Deshalb bin ich beim Anschauen des Films sogar selbst noch einmal zu diesem selben Jungen geworden. Ich habe mitgefühlt, weil alles gut gekannt, was hier so gut, so überzeugend, dabei mit so einfachen Mitteln gespielt, erzählt, gezeigt wird.

Und ao ist der Film ein Kunstwerk  Wie häufig das vor fünfzig, siebzig Jahren noch war, wird mir ebenfalls erst in letzer Zeit bewußt, weil ich zuletzt häufiger solche alten Filme aus dem Hollywood der USA jener Zeit ansehe. Und meinen tiefen Respekt davor zurückerhalten habe, weil ihn diese Produktionsstätte für seine Filme zwischen Chaplin und 1965, dem Ende des Production Code, tatsächlich verdient hat. Wo ein hochwertiges Produkt nach dem anderen die Studios verließ, mit Leuten, mit Namen, die wirklich große Künstler ihres Fachs waren.  

Der Regisseur von "Good Bye my Lady", William Wellman, gehört zu diesen Ausnahmekünstlern jener Zeit. Als Ururururenkel eines der Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, stammt er aus einer der traditionsreichsten Familien der USA, und war voller Tatendrang und Abenteuerlust. Nch der Frendenlegion kam er, als hochdekorierter, schwer verwundeter Pilot der US-Luftwaffe, aus dem 1. Weltkrieg zurück. Und arbeitete erst im damals erst entstehenden Hollywood als Stunt-Flieger. Bald spielte er selbst, machte dann seine ersten Stummfilme, meist Cowboy-Schmachzetten, und bekam 1929 eine erste echte Chance in einem Fliegerfilm. Die er prompt nutzte, und dabei für die noch nie gesehenen Bilder einer Szenerie hoch in der Luft sogar seinen ersten Oscar erhielt. Viele sollten noch folgen.

Aber ab da gehörte er zur Ersten Garde Hollywoods. Er drehte einen Klassiker nach dem andren, oft mit noch nie gezeigten Bildern und Szenerien, und fuhr Preise und Auszeichnungen en massé ein. Dabei fällt uns ein gewisser Sinn für Lebensrealismus ins Auge, der seinen Filmen nicht immer auch an der Kasse Erfolg einbrachte. 

Legendär waren seine Streitrereien, ja Handgreiflichkeiten mit Stars am Set, wo er keine Scheu bewies, gegen alle Alüren um seine Visionen zu kämpfen. Sein Privatleben war kaum weniger aufregend. Alleine mit seiner vierten Frau, die er 1933 in deren 19. Lebensjahr heiratete (er war 37), hatte er 7 Kinder.

Warum reichte aber die Ära der reihenweise hergestellten, außergewöhnlichen Filme aber wirlich nur bis 1965? Warum gibt es sie nicht seither auch so häufig, wo doch so viel an Freiheit - angeblich - für die Kunstschaffenden "dazugewonnen" wurde? Denn seither gibt es hochkarätige Filme tatsächlich nur noch ganz vereinzelt. 

Ich vermute daß auch hier zutrifft, was ich schon so oft auch woanders beobachten konnte. Offenbar braucht menschliches Schaffen einen Stachel im Fleisch, eine Narbe im Gesicht, eine Schrunde an der Hand, einen Buckel am Gesäß. Wie so oft auch im Leben rundum, scheint auch in der Kunst dieses schmerzende Maß zu fehlen, seit es 1965 fiel. Sodaß bis dorthin noch eine erzählerische Zucht gefordert war, die zwar schmerzte, dann aber dramatisch fehlte. Krebs ist auch Zelle, aber ihm fehlt der Zwang der Gestalt, der gesudnes Gewege immer gehört. 

Es fehlte in der dann folgenden Maßlosigkeit also das, was überhaupt auch erst Schnheit hervorbringen läßt: Die Strenge der Form, ja das Korsett, das oft erst der Grund ist, warum überhaupt Schönheit in mitten einer gebrechlichen Welt entsteht - "am Rücken". Als Schatten. Denn Schönheit ist eine seltsame Frucht. Sie übersteigt die Grenzen des Materiellen und umglänzt die irdische Gestalt wie eine unfaßliche Aureole, deren Kontur nie einfach einer Form nachläuft.

Alsdann, mit Empfehlung aus der Küche. "Good Bye my Lady" (1956)