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Donnerstag, 11. August 2022

Chinesische Hintergründe (2)

Eine wirklich letzte Warnung - Die in Peking erscheinende GLOBAL TIMES, ein halboffizielles Organ, veröffentlichte am 1. August sogar die Schlagzeile "Sagt nachher nicht, daß wir Euch nicht gewarnt hätten!" und im dazugehörigen Artikel wird ein Satz verwendet, der legendär ist: "Wenn wir das tolerieren, was sollten wir einmal nicht tolerieren?" 
Keineswegs will Peking die Salamitaktik es Westens akzeptieren, in der jeweils scheibchenweise eine Schwächung der strategischen Position des Gegners herbeigeführt wird, die jede für sich aber "zu klein" sein sollen, um dafür eine Gesamteskalation zu riskieren. Weder Rußland noch China - beide die "Opfer" dieses bisherigen Vorgehens des Westens - akzeptieren das weiterhin. Udn beide Staaten haben auch deutlich und umißverständlich davor gewarnt.
Wenn man nun die innertaiwanesischen Veränderungen (s.o.) berücksichtigt, so sind die aktuellen Vorkommnisse in Taiwan ein Schritt zur Konstituierung eines völkerrechtlichen Subjekts. Bislang ist ja Taiwan als Staat offiziell von so gut wie keinem Staat der Welt anerkannt, nicht einmal von den USA. Das ist der Preis für eine diplomatische Vollbeziehung zum mächtigen Peking, und das soll für China auch so bleiben.
Die Veränderung des Auftretens Chinas von schwach und demütig hin zu stark (und das heißt "glaubwürdig potentiell aggressiv") hat Ende der 1960er Jahre eingesetzt, als es zur ganz gefährlichen, ums Haar in einem Atomkrieg gerutschten Auseinandersetzung mit der Sowjetunion am Ussuri gekommen war. In einer Phase, wo erstmals nach Jahrhunderten, in denen Hungersnöte häufig waren, China seine Bevölkerung erstmals wieder selbst ernähren konnte. Und sie fand sich schon 1996/97 als Reaktion auf die Entsendung von US-Flugzeugträgern in die Straße von Formosa als Warnung auch den Verinigsten Staaten gegenüber.

BEIDE MALE hat China erstaunlichen Mut gezeigt. Es war nämlich in beiden Fällen (noch) militärisch unterlegen (angeblich hat nur ein bittendes Gespräch Henry Kissingers mit Breshnew verhindert, daß die Sowjetunion Atomwaffen eingesetzt hat), hat aber eine kriegerische Auseinandersetzung nicht gescheut, als es darum ging, sich selbst zu behautpen. 
Wenn das 20. Jahrhundert in China als dar große Jahrhundert der Demütigungen bezeichnet wird, so immer mit dem Zusatz, daß es damit ein Ende hat, daß China das nicht mehr länger akzeptieren wird. 
Alle Fälle im 20. Jhd. waren aber noch von einem China getragenn, das militärisch und wirtschaftlich schwächer war als seine großen Kontrahenden. China hätte dennoch nicht einmal gezögert, gegen die USA in den Krieg zu ziehen. (So nebenbei: Es gibt Meinungen, daß die UdSSR mit der Eröffnung einer "zweiten Front", nämlich der gegen China, sich bereits in den 1960ern tödlich geschwächt hat, sodaß 1990 die direkte Folge war. Auch das ist heute anders, heute sind Moskau und Peking offensichtlich Partner.) 

Auch im seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt mit Indien hat China (dem es um die Anbindung an den indischen Ozean über Pakistan wegen des strategisch unerläßlichen vorderasiatisches Öls - bei Umgehung des Nadelörs der Molukken-See - geht) hinlänglich bewiesen, daß es seine Interessen auch mit militärischen Mitteln vertreten wird. Wenn das schon früher so war, wie erst jetzt, wo von einer schwachen Position keine Rede mehr sein kann? "Sagt nicht, wir hätten Euch nicht gewarnt!" muß also als klassische und wirklich letzte Warnung angesehen werden, bevor China militärisch aktiv wird.
Dabei steht Xi Jinpin sogar unter starkem innenpolitischem Druck. NIcht aber nur durch die kommunistische Partei selbst, sondern durch die Bevlkerung. Wo die Stimmung überwälrigend klar eine scharfe Reaktion verlangt. Zu stark ist die Erinnerung an die lange Zeit der Demütigung, an die Zeit der Hungersnöte und des Chaos, niemand will das wieder. Auch Auslandschinesen fordern deshalb einen starken, handlungsfähigen Staat. 
Angesichts eines nunmehr selbst wieder als gemeinsamer Gegner auftretenden USA, ist die chinesische Stimmugn auch eindeutig auf eine starke Allianz mit Rußland ausgerichtet. Das sich gerade in der Ukraine als militärisch (atomar) starkes Land mit lebenswichtigen Rohstoffen beweist. 
Nach Meinung von Beobachtern ist die Biden-Administration aber bestenfalls als amateurhaft zu bezeichnen. Sie ist ganz offensichtlich nicht in der Lage, mit dieser komplexen Situation, die sie selbst angeheizt hat, umzugehen. Entweder, weil man sie nicht sieht, oder das gar nicht versteht, oder weil man sogar ein Chaos will.
Wenn aber der Konflikt von den USA noch weiter angeheizt wird, läuft er auf einen heißen Konflikt mit China hinaus. Dessen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft jedoch so immens wären, daß die Folgen der Ukraine-Blockade, die den Westen schon so überfordert, im Vergleich dazu ein Furz wären. Die "sanitäre Quarantäne" im Hafen von Shanghai im letzten Herbst war als Zeichen offenbar nicht genug. 
Am wenigsten für die US-Politik. Die nicht damit umgehen kann, daß sie nicht mehr das mächtigste Land der Erde vertritt, das machen kann, was es will. Das glaubt sonst aber nur noch die gleichermaßen realitätsferne Politkaste in Europa. 
Blindheit als Strafe aus der bösen Tat seit 1945, Nemensis Divina nach Hiroshima und Nagasaki - Die Wahrheit ist, daß die USA auf einen selbst losgetretenen Zweifrontenkrieg zusteuert: Ukraine und Taiwan. Jetzt schon inmitten einer veritablen Wirtschaftskrise, haben sie sich aus Inkompetenz einen Gegner geschaffen, der sogar überlegen sein wird - die Allianz zwischen China und Rußland.
Das alles spielt sich in einem geopolitischen Raum ab, der in den letzten 15 Jahren EXTREM aufgerüstet hat. China hat seine Armee total umgekrempelt, modernisiert und aufgerüstet. Und während das Südpazifische Verteidigungsbündnis, das ehemalige ANZUS (jetzt AUKUS) mit heute den USA-Japan-Australien-United Kingdom durch ständige Manöver seine Stärke demonstriert, hat Japan vor Jahren und erstmals nach 1945 begonnen, sein Militär von der bloßen "Volksverteidigungskraft" auf die Aufstellung einer regulären Armee umzustellen. Mit voller Musik, und samit Flugzeugträgern. Vermutlich hat es sogar bereits Atomwaffen, technisch wären sie sicher kein Problem für Tokyo.

Wenn die Lage dort nicht baldigst de-eskaliert wird - und die Amerikaner scheinen dazu nicht in der Lage zu sein, sondern gießen weiter Öl ins Feuer - wird aber die Ukraine in Kürze zum Nebenschauplatz absinken.

Nachbemerkung Natürlich lesen Sie hier eine extrem verkürzte Erzählung der Geschichte Chinas im 20 Jahrhundert. Aber nachdem ich davon ausgehe, daß der Leser kaum mehr von China weiß als ich, habe ich mir erlaubt, diese Verkürzung auch zu veröffentlichen. Die ich angefertigt habe, um mir selber eine Orientierung zu schaffen, worum es in diesem fernen Konflikt, von dem wir doch tagtäglich und nach meinem Eindruck immer mehr in unseren Medien hören, überhaupt geht. Denn kein Heute ist ohne Gesern zu verstehen. Ja, jedes Heute ist eigentlich ein bestehen gebliebenes Gestern.

Nachbemerkung 2) Ist Taiwan gegen eine chinesische Invasion verteidigbar? Diese sehr i9nteressante, aber ganz eindeutig zu benantortende Frage - niemals! - behandelt dieses Video (englisch). Es ist deshalb unverantwortlich von den USA, so zu tun, als wäre das zu gewährleisten ihre Absicht weil Möglichkeit. 

Also lauter hohle Worte, die die USA wieder einmal liefern. Die genau so zynisch sind wie die Ermunterung der "Aufständischen Demokraten" von Hongkong, die erst vor zwei Jahren geschehen ist. China sah damals erst zu, griff dann energisch durch ... und heute ist es sehr still in Hongkong. Alle aufgewiegelten Studenten und Bürger von damals sitzen heute in chinesischen Gefängnissen und Umerziehungslagern. Und die USA? Schweigen, weil sie sowieso nie etas machen hätten können. Alles waren wieder einmal nur leere Worte gewesen.


Erstellung 31 Juli 2022 - Ein Beitrag zur