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Sonntag, 14. August 2022

Geschichte als Charakterstudium

Man könnte sich fragen, warum es in der Ukraine keine Mechanismen zu geben scheint, die die Führungsebenen dieses Staates "zurückholen", und wieder an den immer historisch bedingten Nomos des Raumes rückbinden, in dem sich dieses Land befindet. Die treffendste Erklärung dafür dürfte darin liegen, daß die ukrainische Elite keinerlei Rückschlagmechanismus besitzt, der sie mit der Realität in Kontakt hält. 

Denn wie schon die Jahre zuvor, so jetzt und nin noch wesentlich größerem Umfang, ist die Ukraine nicht von ihrem eigenen Tun abhängig. Sondern lebt von der Hand in den Mund, die sie füttert, und das ist der Westen. Es ist der Westen, der der Ukraine sein Begegnendes wegnimmt, und das Land damit in eine innere Zerrüttung stürzt wie verhindert, daß sich die Ukraine in einem ihr adäquaten Selbstsein finden kann. 
Wer seine noch jungen Rosensträuche überdüngt, bringt sie aber um. Er wird außerdem beobachten, wie Schädlingsbefall die Kraft zum Eigensein weiter schmälert, der den überschüssigen, nicht von der Pflanzenkraft verarbeitbaren Nährstoff abschöpft.

Während das Wirtschaftsleben im Lande seit Staatsgründung 1991 in vom offiziellen Staat selbst quasi abgekoppelten Separatkreisläuften west (man nennt das Oligarchenstaat, und das ist die freundlichste Bezeichnung dafür), während an den offiziellen Abläufen nichts funktioniert ohne Korruption, ist Kiew durch den urssischen Einmarsch nun auch der Großteil der früheren Volkssteuern weggebrochen. Denn der (eher russisch-ethnische) Osten des Lanes ist bei weitem dichter bevölkert, als der Westen, und war auch wirtschaftlich-industriell das eigentliche Herz des Landes.

Wie also kann die Ukraine diesen Krieg überhaupt führen? Die Antwort darauf ist auch die Antwort auf die Frage, warum die Kiewer Staatsführung nach wie vor so frech und uneinsichtig und ohne jede substantielle Verhandlugnsbereitschaft agiert. 

Denn die Antwort ist simpel: Weil es der Westen ist, der diesen Krieg finanziert. Er bietet nämlich nicht nur Gebrauchsgüterunterstützung (wobei auch die geschätzt drei Millionen Flüchjtlinge in Polen, Ungarn und allen übrigen EU-Ländern wie Österreich /(offiziell sind es hier 70.000, davon 30.000 in Wien), sondern liefert Öl und Gas (über Polen bzw. über Deutschland!), sondern Waffen und Munition, UND ... er bezahlt direkt und indirekt die Soldatenlöhne durch große Geldflüsse, noch ohne Kredite. 

Kiew selbst wäre nämlich schon lange zahlungsunfähig, und hätte sich nie in so einen Krieg eingelassen, ohne verhandeln zu wollen, wenn es sich dieser Umstände nicht bewußt gewesen wäre. Selbstverständlich also haben die Stimmen recht, die sagen, daß es ohne die Gewißheit massiver westlicher Unterstützung überhaupt nie zu einem Krieg gekommen wäre. Dann hätte Kiew vielmehr sehr realistisch mit Moskau seine Position klären müssen. 

So aber hat man der Führung des Landes (und die hat das dann der Bevlkerung "verkauft"), daß es jederzeit ein Luftschiff besteigen und davonfliegen könne. Jetzt erfährt das Volk, daß dem beileibe nicht so ist. Wenn die Nchrichten stimmen, dann leidet bereits ein Drittel der (restlichen) Ukrainer sogar unter Nahrungsmittelknappheit. Ganz Ukrainien erlebt aber nun wie im Zeitlupentempo und hautnah, wie sich das Pendel an der Front unter dem Druck der rusischen Dampfwalze unnachgiebig in Richtung totaler Niederlage verschiebt. Die eine Ukraine zum Ergebnis haben wird, die diplomtisch nichts mehr hat (außer seine Menschen), um es bei Friedensverhandlungen in die Waagschale zu werfen. Die sich also jedem Diktat des absehbaren Siegers bedingungslos unterwerfen wird müssen. 

Was wird als nächstes geschehen? Die ukrainische Verteidigungslinien werden zusammenbrechen. Ob in vier, ob in acht,oder in zwei Wochen, nur das ist die Frage. Ob es dann noch einmal zu einer soliden Verteidigugn an der Dnejpr-Linie kommen wird, bleibt abzuwarten, der Süden und der Donbas sind verloren. Vielleicht geht es dann noch um den Zugang zum Schwarzen Meer, um die Region Odessa, es kann aber für Kiew nur noch schlimmer kommen. Strategisch ist der Westen der Ukraine relativ bedeutungslos, weil die Ebene bis zu den Karpaten - das wußte schon die Österreichisch-Ungarische Armee - nicht verteidigbar, infrastrukturell schwach, und deshalb das ideale Pufferfeld ist. 
Wer sich in einem Durchgangshaus verwurzelt, wird den Charakter eines Durchgangsbewohners annehmen. Seine Häuser werden eher Luftschlössern gleichen, seine Nahrung dem Zutragen des Windes entnommen sein, seine Art den Boden, den Wald, den Himmel zu lieben transient sein. 
Und er wird das Fundament der Wortgebilde mehr gebrauchen wollen, als der Eiche nebenan zu eigen ist, deren Worte in jenem Stamm verborgen liegen, den der unruhige Reiter nie ausgebildet hat. Der seinesgleichen anzieht, sodaß seine Welt wird wie er ist. 
Denn die Menge des Wortes bleibt immer gleich. Aber die Ebene, auf der es Welt wird, ist unterschieden. Bei dem einen bleibt es Ton, Wind, Wolke und Traumbild. Beim anderen findet es sich in der Art fleischgeworden und damit ins Materiale versenkt. In der Art, wie er das Haus baut und gestaltet, den Weg zur Haustüre pflastert, die Gärten rundum anlegt, die Eßgefäße töpfert, die Werkzeuge schmiedet, und die Tiere versorgt.
Die Geschichte hat es ja gezeigt, indem seine "Besitzer" ständig gewechselt haben. Nicht einmal Rußland hat sich jemals darauf verlasse, dieses Gebiet ob gegen Napoleon oder gegen Hitler jemals verteidigen zu können, und sich jeweils sofort zurückgezogen. Und das westliche Reichs-Europa mußte mehrere male hinnehmen, daß östliche nomadische Völker diese Ebenen kurzerhand überrannt haben, um dann erst an die Tore verteidigbarer Grenzen zu stoßen, wo es dann auch erst gelungen konnte (Magyaren, Tataren), sie zum Stehen zu bringen.

Es ist dasselbe Geschehen, das in jeder menschlichen Situation zum Tragen kommt, und das uns selbst durch den gleichermaßen absurden und anthropologisch makabren "Sozialstaat" (wie überhaupt durch jede Form von Etatismus) ruiniert hat. Wo das menschengerechte Maß nicht mehr gekannt werden wollte. 

Das da heißt, daß man im Namen der Liebe wohl soll jemandem beistehen soll, der durch egal welche Ursachen (ob selbstverschuldet oder ob fremd- bzw. außenverursacht darf da nur eine bedingte Rolle spielen) in Not geriet. Was heißt, daß sein Selbstsein beeinträchtigt und nicht mehr von sich aus aufzurichten ist.

Dann ist die soziale Gemeinschaft im Namen Gottes verpflichtet, diese Fähigkeit wieder aufrichten zu helfen. Aber immer nur so weit, bis der Notleidende sich selbst wieder auf den Beinen halten kann. Niemals aber kann Hilfe bedeuten, jemanden in die Lage zu versetzen, Dinge zu tun, die seinen natürlichen Lebens- und Wirkkreis überschreiten! Hilfe kann jedes mal nur heißen, diesen SEINEN Kreis wieder auszufüllen, zu durchbluten, in AnEIGNUNG zu halten, zu bewahren. 

Jemanden durch Hilfe in eine Situation zu schieben, in dem seine Mächtigkeit sein POTENTIELLES, also IDEALES (als das seinem Urbild entsprechende) Selbstsein übersteigt, bewirkt das prompte Gegenteil. Statt Frieden und Gedeihlichkeit entsteht neue Unruhe (nicht zuletzt durch den Kontakt mit seinen Nachbarn), und vor allem eine dann auch psychologisch (damit ist auch die Volksseele, also nicht nur die individuelle Seele gemeint) unausgewogene Befindlichkeit. 

Man kann kaum mehr Unruhe stiften als dadurch, jemanden dazu zu motivieren, daß er mehr anstrebt, als seiner Lage angemessen ist. Ja, will man jemanden ruinieren, buchstäblich zerstören, dann versetze man ihn in die Potenz, mehr "ausgeben" zu können, als er "verdient". 

Auch wenn dieses Maß nicht so einfach zu finden sein mag, so existiert es denn nämlich doch: Das Maß der Angemessenheit. Das bedeutet zwar nicht, daß eine Situation statisch-unbeweglich ist. Existieren ist immer eine dynamischer Vorgang, immer eine neue Begegnung mit dem anderen, das einem so umgibt wie den Fisch das Wasser. Insofern kommt es auch zu Veränderungen. 

Aber dennoch gibt es immer ein (zeitbedingt) "stabiles" Zueinander, das in allen Schwankungen eine gewisse Tendenz der Ausgewogenheit aller Interessen und allen Eigenseins INNERHALB EINES RAUMES (der dadurch ja erst entsteht, und deshalb einen Nomos hat, also ein stabiles Wert-, Normen-, Verhaltensgefüge ist) trägt bzw. davon getragen wird. 

Wenn Sie deshalb, werter Leser, jemanden so rasch wie möglich zerstören wolle, dann gebern Sie ihm mehr Geld als die Menge, mit der er sicehr umzugehen weiß, und loben ihn über den Klee, ja überschütten ihn mit Lob und Beteuerungen von Anerkennungen, selbst wenn es gewisse Eigenschaften gibt, die anerkennenswert sind. Aber es ist immer noch besser, jemand verbleibt in gewisser Demut und Vorsicht seinen eigenen Fähigkeiten gegenüber, ja in gewisser Unterschätzung, als jemand wird in einen Zustand der Beschwingtheit getrieben, in er er unzweifelhaft seine Grenzen überschreitet. 

Das wahre Sein eines Menschen (das, wie gesagt, in gewisser Hinicht nur ynammisch existiert, wiewohl es eine Art Urbild zum Bezugspunkt hat) findet mit den Lebensjahren immer seinen festen Boden. Sodaß der Mensch verwurzelt wird, wenn er sich auf diese Begegnungen offen einläßt. 

Das Maß, an dem er sich satttrinkt, ist weit größer, auf jeden Fall gerechter, als es jedes bewußte Wollen und Planen je auszumessen vermag. Und es kommt von außen. Sodaß es in jedem Fall klut ist davon auszugehen, daß die Art und Weise, wie die unmittelbare Umgebung auf einen reagiert, GUT UND GERECHT WEIL ZUTREFFEND ist. An dem sich nämlich auch das eigene Werturteil formen muß! Das seine Kriterien von außen erhält, NICHT von innen (das es in dieser Art, als Maßstab, gar nicht gibt: Auch auf dem tiefsten Seelengrund wartet ein anderer ... Gott, das Sein selbst, das einem immer voraus ist!)

Wer die Geschehnisse in der Urkaeine beobachtet, und zar seit drei Jahrzehnten, wer will - noch weit länger - wird somit dort auch eine Wirklichkeit entdecken, die genau nach den hier angerissenen Merkmalen geformt und fehlgeformt wurde. Sodaß eine gewisse Unausgewogenheit der Seele nahezu einen Kollektivcharakter hervorgebracht hat, der alle Völker umfaßt und erfaßt hat, die traditionell diesen geographischen Raum schon seit längerer Zeit beleben. 

Der sogar eine gewisse psychologsiche Ähnlichkeit mit allen angrenzenden Völkern aufweist, die ja alle diesen Raum mehr oder weniger "durch-gemacht" haben, oder (wie die Slawen) von dieser Wurzel abstammen. Nicht nur, aber am besten findet sich dieses Charakterbild bei Dostojewsky beschrieben und erfaßt, aber auch wer Lermontow oder Gontscharow ("Oblomow"!) kennt, wer Gogols "Tote Seelen" gelesen hat, wird das bestätigt finden.

Und es hätte dem Westen gutgetan, dies bei seinen Überlegungen mit einzubeiziehen. Dann hätte er nicht so absurd unrealitisch gehandelt, und sich dabei selbst zerstört.