V. Orban - Rede Sommer 2022 |
Selbst wenn man das Salzkorn akzeptieren muß, daß die Ungarn in ihren Haltungen tradtionell seit je (vorsichtig formuliert) "sehr pragmatisch" am eigenen Vorteil orientiert, und deshalb charakterlich "sehr wendig" sind, ist Orbans Analyse der gegenwärtigen Lage Europas vor dem Hintergrund der Ukrainekrise bestechend. Sehr nüchtern bringt er zur Kenntnis, wie es "auf der Welt" aussieht. Erst wenn wir aber dazu bereit sind, kann man eine Perspektive aufbauen, die realistische Handlungsoptionen vorstellt.
Die historisch bewiesene Bereitschaft der Ungarn, für "die Freiheit" ihr Blut zu geben, steht zu dieser Wendigkeit nur in scheinbarem Widerspruch. Der Ungar - und das wird ihm vor Gott gewiß hoch angerechent - ist ein Mensch, der gerne für die Galerie des Göttlichen Kinos stirbt, wie es der Filmemacher Laszlo Horvath einmal ausdrückte. Diese gewissermaßen "reine Seele" kann so faszinieren, daß traditionell der Zustrom Deutscher groß war, die ja auch so gerne von dieser Leidenschaft für Reinheit träumen.
Ich sage offen, daß man sich derzeit in Ungarn tatsächlich sehr sicher fühlt. Das beginnt bei der (verglichen mit Österreich) nur kurzen "Coronawahn-Zeit" - heute ist vo Corona praktisch nichts mehr zu spüren, man kann also wieder normal werden - und geht bis zur Ukrainekrise, in der die Sonderstellugn Ungarns auch manche Ängste umschifft.
Auch wenn man natürlich sagen muß, daß dies durch die Einbindung Ungarns in EU und NATO keineswegs der Fall ist. Ungarn ist völkerrechtlich so eng gebunden, und das wird auch durch disziplinäre Druckmittel von außen her bewahrt, daß es sich in einem Schicksalstopf mit Brüssel befindet. Aber was der ungarische Ministerpräsident in diesem Video sagt, wird immerhin von einem überwiegenden Teil der Ungarn unterstützt und gibt den Menschen Mut und Optimismus. Keiner hier fürchtet etwa vor einem "kalten Winter."
Im Land herrscht generell und spürbar eine Atmosphäre eines wohltuenden Hausverstands, so sehr der auch zur sehr ungarischen Neigung zum Kleinbürgertum erstarrt sein mag. Aber das ist für den Außenstehenden (wie mich) nahezu identisch mit dem eigenen Gefühl der Gedankenfreiheit. Entsprechend hat man hier nirgendwo Angst, offen über alles mögliche zu sprechen, und so Gedanken auch zu entwickeln. Was man als gelernter Österreicher oft gar nicht glauben kann, sodaß man beschämend merkt, wie sehr man die Vorsicht beim Sprechen bereits internalisiert hat.
Natürlich gibt es auch in Ungarn Ablehnung gegenüber Orban, und man nennt ihn sicher nicht zu Unrecht einen (wenn auch guten, das sagen selbst Kritiker) Dampfplauderer, der viel sagt, aber ganz anders handelt. "Er reißt sich da Land unter den Nagel" ist eine der häufigsten Anschuldigungen, und die Belege liegen quasi vor der Nase.
Doch muß man ihm auch zugute halten, daß er durch seine "verbale" Politiklinie für ganze Branchen in Europa Ungarn zum Hoffnungsgebiet gemacht hat, die Angst vor dem Großen Bruder zu einer wahrhaftigen Psychose geworden ist, deren Affe man ständig auf der Schulter trägt..
Wie ein Smmler sammelt Ungarn derzeit aber Industrieniederlassungen - durch ausländisches Kapital finanziert - ein, um ein Land, das bis vor zehn, fünfzehn Jahren immer weniger bis schließlich so gut wie nichts mehr selbst produziert hat, in eine Produktionsstätte zu verwandeln. Die nicht zuletzt durch Orbans "Slalompolitik" eine Energiesicherheit bieten kann, die der Westen schon aufgegeben hat.
Wenn Orban dabei auch geschickt das Lohngefälle zum Westen ausnützt, und auch die Landeswährung zu einer Waffe geschmiedet wurde, die den Export solcher Produkte dann begünstigt, (und die mehrenteils arme Inlandsbevölkerung über die somit ständig verteuerten Importe von Alltagsgütern bedrückt wird) so bleibt, daß der Wohlstand eines Landes langfristig nur über Arbeit aufzubauen ist.
Und hierbei kommt die kaum zu unterschätzende Bedeutung zum Tragen, wenn die Führung eines Landes durch eigene Vernunft die Vernünftigkieit der Bevölkerung quasi "vorprägt", in der Stimmung, in der Freiheit, die Denkwege zu wählen, die nahe liegen, und nicht in einem Dauerzustand des Krieges alles was man tut, denkt und sagt auf die allerletzte Konsequenz des Bestands ausrichtet, dem alles unterzuordnen ist.
Wie bedeutend das ist, merken wir nicht zuletzt in unseren Ländern, deren Bevölkerungen sich einem geistigen Zustand einer Zombifizierung nähern, die vom Kopf ausgeht und von der Führung her mut- und hoffnungslos geworden ist.
Denn was immer über diese angebliche Demokratie geplappert wird, was bestenfalls noch mit Kriegs-Sprechweise und -Propaganda verglichen werden kann, die nur noch ein "Sollen-Sagen" erlaubt, keinen Findungsprozeß des Wahren mehr darstellt: Die innere, die ontologische Verfaßtheit von Völkern ist der eines Organismus, der sich entlang der Idee "des Kopfes" formiert, also von diesem Kopf nicht nur durchdrungen ist, sondern sich nur durch ihn zu einem lebendigen Ganzen organisieren kann.
Darum muß man Orban Dinge zugute halten, die weit wesentlicher sind, als man meinen könnte. In denen er nämlich über einen bemerkenswerte Sinn für Symbole und Mythen ganz behutsam Formen wieder aufrichtet, die der verblödete Mensch dieser Zeit zwar als unwichtig ansieht, die aber in Wahrheit die innere Grammatik eines Volkes langfristig wieder am Sein ausrichten. bleibt freilich abuarten, ob Ungrn sich gegen die Wucht der westizistischen Lebensweise wirklich zur Weht setzen kann.
Dieser Kampf wird derzeit in Ungarn vom oder im Volk selbst geführt. Wie ungewiß sein Ausgang ist läßt sich im Westen des Landes (und ind er Hauptstadt) hautnahm erleben. Denn die Lebensweise es westizistischen Wohlstands, die als Vernichtung der geistigen Substanz mit immensen Verführungskräften arbeitet, hat eine Kraft, die nicht nur nicht zu unterschätzen ist sondern auch in Ungarn diesen unwiderstehlichen Todestrieb des Westens mächtig macht. Zugleich ist DAS die wahre Spaltungslinie in den Völkern, in Ungarn wie auch im Westen.
Erstellung 15. August 2022 - Ein Beitrag zur