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Samstag, 20. August 2022

Das grobe Mißverständnis (1)

Betrachten wir einmal zwei Äußerungenwie sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Die eine hat der US-Footballstar Aaron Rodgers gemacht. Er erzählte im Fernsehen sehr offen von seinen Erfahrungen mit Drogen, die er in Südamerika (damit unterliegt er in den USA keinen Strafgesetzen) gemacht habe. Und er gerät förmlich ins Schwärmen. 

Diese Erfahrung habe sein komplettes Verhältnis zu sich und der Welt verändert. (Ironie-Einschub: Was sonst?) Weil er unter Drogeneinfluß erstmals beginnen hatte können, sich selbst emotional ganz zu lieben. Das habe fundamental auch seine Haltung gegenüber den Mitmenschen, den Mitspielern usw. verändert. 

Und nun ziehen wir die Aussagen der mystischen Lehrer des Kahtolizismus heran. Die Reginald Garrigou-Lagrange in Passagen zusammenfaßt, die er zu den wichtigsten auf dem Weg zu Gott hält. Und die betreffen den Umstand, daß man begreifen muß, daß man vor Gott NICHTS ist. Nich tnur das, daß alle Mitmenschen in ihrem negativen Urteil über einen nur Recht haben können, ja vermutlich noch weit untertreiben.  Was immer verdemütigt ist ein wertvoller Schritt auf den Weg hin zur Vollkommenheit.

Einer der beiden spinnt, müßte man nun sagen. Denn nur einer der beiden kann recht haben. Entweder liebe ich mich "so richtig", wie der Footballer es beschreibt (und darin gleichen seine Aussgen denen vieler Drogenkonsumenten, ja darin scheint sogar der Sinn der Drogen zu liegen: Sich selbst zu "spüren", sich selbst zu "lieben") oder ich veracht emich, wie die Lehrer und Kenner der Mystik es beschreiben, die ihren Weg durch nichts sonst definieren als sie sage, es sei der Weg zur christlichen Vollkommenheit.

Liegt in den Auissagen der Mystiker nicht damit aber sogar eine Häresie? Liegt darin nicht die puritanisch-quäkerische Haltung der Passivität der Welt gegenüber, die für jede Art der Vervollkommnung bedeutungslos wird? (Und: Worin utnerscheiden sie sich dann von den Drogenerfahrungen, die ja auch in eine Parallelwelt absinken wollen, die mit der bislang nüchtern erfahrenen Welt so gar ncihts zu tun hat, sodaß sie ihre Haltungen auflösen und neu konsitituieren wollen?) 

Natürlich weiß der Leser, daß die Wahrheit nicht in der Drogenerfahrung liegen kann. Denn ein Mittel, das nicht einfach nur Grenzen überschreiten, sondern diese Grenzauflösung zum Dauerzustand machen will, kann nur ins Verderben führen. Weil damit alles, was uns Menschen heilig ist - und wir nennen vor allem den Freien Willen und die Selbstherrschaft - ausgeschaltet wird. Und wer schon einmal wirklich Drogensüchtige erlebt hat, die also aus dieser Grenzauflösung gar nicht mehr herauswollen, wer erlebt hat, in welche Verzweiflung diese stürzen, braucht keine erläuternden Worte mehr. Auch unterscheiden sich diese Art von Rauschmitteln von den sogenantnen Kulturdrogen (allen voran Alkohol) in der Art, wie tief sie den Mesnchen aushebeln und seiner selbst berauben können (was sich bei schewr Alkoholkranken natürlich ebenso entwickeln kann), und wie leicht (oder schwer) man sich anschließend, nach dem Rausch, wieder gewinnen kann. 

Denn jede Kulturdroge ist dadurch ausgezeichnet, daß sie einen normalen Zustand ERHÖHT, STEIGERT; aber nicht in das Gegenteil der völligen Derangierung ausarten läßt. Der Wein ist eine Steigerung eines Erlebens, das man im Grunde auch sonst hätte, weshalb er eine typische "Feierdroge" ist. Der Konsument von Drogen aber steigt aus, und sucht eine andere, eine parellele Welt, die ein sonst nicht vorhandenes Erleben schafft.

Aber wir wollen uns gar nicht so sehr der Drogenerfahrung widmen, weder dem Alkohol, noch den schweren Drogen, die der Footballer schildert. Vielmehr geht es uns doch um die Haltung, wie Garrogou-Lagrange sie schildert. Denn auch ihr muß man etwas hinzufügen, das diese Erfahrung der völligen Wertlosigkeit in den richtigen Rahmen stellt. Erst dann ist sie so, wie sie beschrieben wird, auch wirlicherer Schritt zur Vollkommenheit.

Denn der Mystiker spricht von einem Teil des Selbst, das wir mit Ich bezeichnen. Und dieses Ich ist in der Tag vollkommen in der Hand Gottes. Ihm gehört es, von ihm kommt es, und trägt somit auch seine Handschrift, weil alles Geschaffene dem Hervorbringer ähnelt. Hier greift dann das Kreuz als volltaugliches Symbol des Menschen, der sich völlig hingibt, und nicht zuläßt, daß dieses ich SICH SELBST gehorcht - "liebt" - sondern dem Auftrag dessen, dem es sich verdankt, Gott. 

Dieses Ich aber hat in sich den Grundauftrag, sich in die Welt zu entwickeln, und damit Welt zu sein. So wie alle anderen Menschen, ergibt das nun die Welt als ein unendlich dichtes Netz von Beziehungen. Zu Gott, zu den Mitmenschen, zu den Dingen, zu Lebewesen, zum eigenen Wirken, und so weiter. 

Das Sterben in Gott, wie es das Kreuz ausdrückt und sich damit als Schlüssel zur Vollkommenheit begreiflich macht, liegt nun aber nicht darin, diese Welthaftigkeit zu vernichten oder gar zu beschädigen oder beschädigen zu lassen! Sondern darin, den Eigenwillen des ICH ablegen zu lernen. Das sich aus unterschiedlichsten Gründen an Welthaftigkeiten hängt, die es für Wesentlich zu erachten gelernt hat, an denen es hängt - und an denen somit das Herz hängt, in dem alle Strebungen des Menschen aus allen Dimensionen, die er durchragt, zusammenfließen. 

Dieses ICH nun muß lernen, in seinen Rollen hinein zu sterben, die ihm das Leben vorgelegt, aufgesetzt und sogar aufgezwungen hat. Darin mag alles an Ungerechtigkeit und Haßo enthalten sein, dessen die Welt, so fern sie Feind des Seins sein will oder strukturell sogar ist.

Und natürlich gibt es eine gewisse (klein- oder groß-)systemische Prägung hin zum Tod als dem Erzfeind des Seins, das ohen Seiendes nicht denkbar ist, wie die Dreifalitkeit zeigt: Die in sich in der Person Christi auf das Fleischlich-Welthafte ausgerichtet ist; es gibt also eine Kultur des Todes.

ABER die Dynamik des Existierens des Menschen, die im Ich auftraghaft, richtungshaft angelegt ist (jedes Wort, jede Idee hat in sich die Richtung, Welt zu werden, also als Form in die materia hinein zu zeugen) ist nur deshalb das Lebendige selbst, weil es das Lebendige vom Leben selbst empfängt. 

Also von dieser "Idee" geht es ja sogar aus, sie ist vor dem Einzelleben da, sozusgen, denn auch hier gilt, daß jede Idee seine Wahrheit und Wirklichkeit daraus bezieht, daß sie mehr oder weniger direkt eine Eigenschaft Gottes darstellt, also seinem Wissen und seiner Ordnung entstammt.

Die weltschöpferische Realität dieser wirklichen Idee aber tritt erst in die Welt, wenn das Ich "zur Seite tritt", und also seinem Eigenstreben absagt, und damit den Weg für Gottes Willen freigibt. Hier haben wir es also, das Kreuz.

 Morgen Teil 2) Um 180 Grad anders. Die Große Angst: Der Weg zum Unglück?


Erstellung 10. August 2022 - Ein Beitrag zur