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Freitag, 7. Oktober 2022

Abglanz und Spiegel Gottes

Wovon der Herz voll, davon kündet der in der Freude tanzende Mund. Denn wo das Herz voll des Lichtes, trunken vom absoluten Lichte ist, ist seine Tätigkeit unendliches Steigen und Fallen, wie der von den Lüften getragene Tanz der Schmetterlinge in der Frühjahrssonne.
A. d. Caraffa, De experientes

Zwar stimmt nicht, daß in der Vernunft (vorwiegend as Verstand aufgefaßt) Gott"zu sich" käme, wie Hegel es verstehen wollte. Aber es ist wahr, daß in der menschlichen Vernunft (als Ganzheit aus sittlicher haltung und rationalem wie klugem Begreifen) ein Spiegelbild Gottes in die Schöpfung getragen wird. In den Sinnen nimmt der Mensch an der Gestalt der Welt teil, indem er sie aufnimmt. Leidend, weil die Sinne leidend sind, also immer passiv, und im Prinzip immer unverfälscht.

Aus diesen Daten trägt der Mensch ein erst ungeordnetes, in der Vernunfttätigkeit aber dann geordnetes Wiederbild der Welt, die er sinnlich aufgenommen hat, in sich, und stellt es dann in der Sprache (das heißt in allen Formen von Sprache, die Künste sind hier nicht weniger eingeschlossen) aus sich heraus. Somit schafft der Mensch in seinem sittlichen Wiedergeben der Schöpfung eine "neue" Schöpfung. Damit sind wir am Höhepunkt der menschlichen Möglichkeit angelangt, bei der Kunst.

In der Kunst vermag also der Mensch eine Spiegel-Welt zu schaffen, die denselben Prinzipien folgt, wie Gott es bei seiner ursprünglichen Schöpfung tut. Er geht von geistigen Bildern und Gestalten aus, und läßt dieses Geistige dann in die bearbeitetet Materia fließen. Die nun zu einer Gestalt aus der Wahrheit wird, die ALS Gestalt Schönheit, in seinem Wirken Gutheit* ist.

Somit strebt zwar alles auf die Künstlerschaft zu (das ist das Wahre an dem Satz, daß "jeder Mensch ein Künstler ist", was als Seinsaussage aber wiederum nur eine Potenz, keine Aktualität beschreibt), ist aber im alltäglichen Handeln, das für den Großteil er Menschen ein Handeln innerhalb eines in seinen Abläuften streng geregelten Existenzkampfes, also innerhalb eines Geflechts von spezifischen, teilhaften Interessen ist, die in gewisser Hinsicht teilhaften Gesetzen folgen müssen. Der fromme Gedanke macht den falschen Handgriff, der das Mittagessen zerstört, und den ich dachte, weil ich an etwas "Heiliges" dachte, nicht richtiger.

Keiner kann es sich auch ersparen zu arbeiten, indem er sagt "Ich möchte das Leben anstreben" - er muß den Tisch herstellen, oder die Rechnungspapiere drucken und dem Kunden aushändigen, oder den Wagen beladen etc., UM die indirekte Folge eines Lebens oder nur Überlebens zu erreichen.

Dennoch kann man sagen, daß das Denken des Menschen die göttliche Seinsgrammatik in allen Dingen wiedergibt, also Gottes Wissen in der Welt repräsentiert. Vorausgesetzt, der Denkende hat die Sittlichkeit, wirklich seine Denkbewegungen der Gestalt des sinnlich Wahrgenommen anzuschmiegen. Gehorsam ist also die Grundbedingung des Denkenden. Dann aber ist sein Denken tatsächlich - wenn es sich also der Wahrheit fügt - ein Antlitz Gottes. 

Daß es nicht das GANZE Antlitz Gottes ist, geht aus der göttlichen Eigenschaft der Unendlichkeit hervor, die ein Gott haben MUSZ, wenn es denn Gott ist. Aber es ist ein "Abglanz des Vaters", wie die kirchlichen Gebete nach wie vor sagen, ein "veritatis splendor", ein Glanz der Wahrheit.

Daraus geht auch etwas anders hervor. Nämlich die Wahrheit des Satzes, daß Gott "im anderen" sei. Er ist es überall dort, wo der andree "wahrhaftig", also ähnlich ist. Dorthin wird er kommen und in ihm wohnen, wie er verheißen hat. Nicht identisch mit, aber IN ihm. 

Denn dann wird in diesem Wahrhaftigen, "Vollkommenen" auch Gott erkennbar. So wird zwischen Christus im Menschen und Dott dem Vater der Heilige Geist ausgetauscht. Dies zu erkennen ist dann selbst wiederum ein mehr oder weniger umfassendes Spiegelbild Gottes, die Teile passen also von allen Seiten.

Somit ist auch klar, daß der von Gott gewählte Weg, sich einem Wesen, das er notwendig ihm ähnlich geschaffen hat, weil Gleiches nur von Gleichem erkennbar ist, auch über die übrige Schöpfung ALS MITTLERIN seiner Wahrheit spricht bzw. gesprochen hat. Sodaß das menschliche Erkenntnisstreben Ausdruck der tiefsten Sehnsucht des Menschen ist, seiner Berufung zu folgen - und Gott ähnlich zu werden. Das ist es dann, was wir "heilig" nennen.

Die Schöpfung ist damit eine Analogie (Ähnlichkeit) des Seins, eine "analogia entis." Und der Mensch, dessen sittliche Aufgabe es ist, nach bzw. trotz der Erbsünde (die das Dazsichenschalten seines irdischen Willens und Verstandes ALS FÄHIGKEITEN notwendig gemacht hat) den Weg zu seiner Natur durch die Verstandestätigkeit, die sich der Wahrheit anähneln muß, zu finden bzw. wiederzufinden.

Der Sinn der Schöpfung liegt somit darin, sich als Mittlerin dem Menschen zu schenken und zu öffnen,  damit der Mensch in seinem Menschsein Gott DURCH SEINE FREUDE ähnlich wird. Und damit Gott selbst zur Freude wird. Denn das war der Sinn der Schöpfung absolut gesehen: Gott schuf, um seine Freude ins Unermeßliche zu steigern. Weil er in der Schöpfung (die wiederum in seinem Sohn begründet und aufgehangen ist) sein eigenes Gut- und Schönsein sich selbst zur Gabe aufstellt.
Weil aber der Mensch (als Menschheit) in der vererbten Sünde gefallen, also in seiner Verbindugn mit Gott gebrochen ist, braucht er auch einen Gott, der die Versöhnung und Sühne dem Vater, die der Menschehit (un dem Menschen als deren integraler Teil) leistet, udn so DIE MENSCHHEIT mit ihm versöhnt. 
Deshal ist der Sohn Gottes nicht nur innkarniert, sondern hat auch die Verworfenheit der Menschheit geheilt weil stellvertretend für DIE MENSCHHEIT (als Adam, in demalle Menschen waren) gesühnt. Und zwar als Opfer, als am Altar geschlachtetes Opferlamm, vor dme Vater, DEM geopfert wird, getilgt. 
Damit ist der Sohn, den Gott Vater nun in jedem Menschen, in dem dieser wohnt, um ihn "zur versöhnten Menschheit zu machen", sieht, jenes höchstmögliche (hohepriesterliche, wie es die Kirche nennt) Opfer, in dem Gott sich selbst (aus Liebe) opfert, Opernder und Opfergabe zugleich. Wodurch Christus, der wahre Mensch (und Gott) stellvertretend für alle die es ergreifen wollen in der Taufe und im Glauben (weil in ihm auch) die Menscchheit versöhnt hat. Nur wer getauft ist ist somit im eigentlichen Sinn auch ... Mensch weil Teil der (erneuerten) Menschheit.
Ein Kreislauf, sozusagen, den der Mensch in der Kunst, die er schafft, nachformt. Die als in Gutheit, Schönheit und Wahrheit geformt, dem Menschen eine ähnliche In-sich-selbst-Freuung schenkt, wie sie Gott mit seiner Schöpfung tat. Indem der Mensch mit seiner Schöpfung auf dieselbe Weise verbunden ist, wie Gott mit seinem Sohn als wahrer Mensch und wahrer Gott - umfangen, geformt, getragen wie umfangend, formend, tragend, vom wechselseitigen Aushauchen wie Einatmen des Heiligen Geistes, als zwei Bewegungen in einer Handlung.

Weil aber wie oben darzustellen versucht wurde, Gleiches nur von Gleichem erkennbar ist, ist die Inkarnation Gottes ALS wahrer Mensch (also in einer jeweils vollkommenen Doppelnatur, der "hypostatischen Union") unbedingt notwendig. Denn sonst wäre dem Menschen das eigentliche sein Gottes niemals begreiflich geworden, wäre er über eine Ahnung (wie sie sich in vielen anderen Religionen ja tatsächlich findet, aber nie als mehr) nicht hinausgekommen.

Als Jesus somit geboren wurde, brach tatsächlich die Zeitenwende an. Fortan war der Mensch (wieder) bereit gemacht, sich tatsächlich zu dieser Ähnlichkeit mit Gott aufzuheben. bzw. aufheben zulassen. Indem er Gott (im Menschen) sah. 

Nicht aber als Geschöpf, sondern ALS Mensch des Menschseins selbst, als Urbild des Abbildes, wie er aus Lehm geformt wurde, dem dann Gott Geist einhauchte - als bereits analoge Form des Austausches zwischen dem Sohn und dem Vater. Sodaß wer den nunmehr als Mensch (auf dessen Wegen hereinkommend, also) geborenen Christus sah, auch Gott den Vater sah. Möglich durch die Gaben des Heiligen Geistes., die den menschlichen Geist in die Höhe des göttlichen Austausches heben.

Von hier aus ist der Schritt nich tmehr groß zu begreifen, warum man sagen kann, daß im Anfang nicht  nur da sWort war, sondern ... das Bild, also ... die Schrift. Als Symbol der Wahrheit, aus dem dann die gesamte Schöpfung ihren Anfang nahm. Durch die Aussendung dieser Gestalt, die aus sich heraus die Form nahm, um sie der Materia einzuprägen.** 

Sodaß alles was (außer dem Menschen) noch geschaffen ist, eine mehr oder weniger teilweise, teilhafte Teilaussage Gottes über ihn ist. Die ihre volle Umfänglichkeit und Größe, ihre Durchgängigkeit vom Untersten bis zum Obersten (also vertikal, durch alle Ebenen des Daseins) aber nur im Menschen genommen hat. 

So kann und muß man davon sprechen, daß der Mensch in seiner Analogie Gottes die Krone der Schöpfung ist. Denn er ist in ihre Mitte gesetzt, um sie in seinem Vollkommensein zum vollkommenen Spiel der göttlichen Wahrheit und Weisheit zu vereine, zu ordnen und (als geschichtlichem Auftrag) zu gestalten.*** 

Dem Menschen ist die gesamte Schöpfung sohin nicht nur gegeben ("daß er sie nütze", das heißt alles zu seinem Sinn führe), sondern diese ist ihm auch untergeordnet. Sie erwartet also von ihm - mit Recht; Paulus bringt es auf den Punkt: "Die gesamte Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes!" weil sie sehnsüchtig darauf "wartet", ganz im Sinn aufgehen zu können, nicht sich selbst und einem Zufall überlassen zu sein - zu ihrer eigenen Vollkommenheit durch vollkommene Eingliederung in die Ordnung (des Sinns, des logos, wir haben also auch von dieser Seite die Querverbindung zu Christus, DEM Wort) in ihr Schönstes, Vollkommenstes, bestmögliches "Gutsein" geführt zu werden.


*Womit eimal mehr und hoffentlich ein für allemal gezeigt ist, daß die Gutheit (des Gutmenschen) AUS DER WAHRHEIT und damit aus dem Sein stammt, und NICHT aus der Moral, aus einer für sich stehenden GUTEN TAT. Diese guten Tagen sind nämlich, wie nun erkennbar ist, in sich gesehen leer und eigentlich sinnlos. Man könnte fast sagen: Es gibt sie nicht! Es gibt keine "gute Tat". Es gibt sie nicht, wenn ihr nicht die Liebe und die Wahrheit vorausgehen, und der "Schaffensapparatus" völlig der Grammatik der Wahrheit folgt, also sei Sein gut IST. 
Auf die Spitze getrieben läßt sich somit sagen, daß NUR DAS WAHRE UND VOLLKOMMENE WAHRHAFTIGE SEIN (VOLLKOMMEN9 GUTES TUN KANN. Deshalb sagt Jesus einmal: "Was nennst Du mich gut? Nur einer ist gut, und das ist der Vater im Himmel.") Beim erbsündlichen Menschen ist die Fähigkeit zum vollkommenen Sein eingeschränkt und als Ergebnis eines sittlichen Prozesses "mehr oder weniger" gut. Die absolut gute Tat kann er allerhöchstens in der sakramentalen Handlung, in der Liturgie vollbringen, weil das ein Handeln Gottes selbst ist.

**Damit ist auch klar, daß die bildende Kunst, wie wir sie in alten Zeugnissen (nicht nur in Höhlenmalerien, auch in der Musik, den Piktrogrammen als "Verzierugen" usw.) mainfestiert sehen, dem Menschsien von allem Anfang an so eingeschrieben ist, daß Mensch ohne Kunst gar nicht zu denken ist. Wo immer die Kunst deshalb schwindet, schwindet auch das Menschsein, und der Mensch sinkt auf ein unsagbares weil furchtbares Niveau seiner Selbstdepravation.

***Deshalb ist die Kunst immer eine Mimesis, also eine Nachahmung der Schöpfung. Aber nicht als plumper Abklatsch! Sondern in der Wirklichkeit: Das Kusntwerk ist immer das, was es darstellt, weil es von seiner (geistigen) Wirklichkeit aus geschaffen wurde, die in den in der Natur erscheinenden Formen ihre Anleihe nehmen kann. Sie wird an der Hand der natürlichen Formen genommen, um sich über die immer vollkommenre Nachahmugn der natürlichen Formen zum geistigen Spiel, zum Schaffen von Neuem, Eigenem, die Schöpfung erweiternden zu steigern. 
Das dann in der Schönheit (im Abglanz des Göttlichen Seins) zu einer unmittelbaren, nicht weiter rationalisierbaren, begründbaren (nur "vorhandenen") oder widerlegbaren Einsicht wird. Die dann sogar oder gerade dem Kinde erfaßbar ist. In dem sich die Freude Gottes in einem Punkt konzentriert der Welt offenbart, um sie in göttliches Licht zu tauchen. Eine schöne Welt istsomit auch eine von Licht durchglühte Welt.


Erstellung 27. September 2022 - Ein Beitrag zur