Eigentlich könnte man den Titel des aktuellen Buches von William Briggs als Leitmotiv über diese gesamten Seiten mit seit 2007 mittlerweile 10.500 veröffentlichten Beiträgen. "Warum alles, was sie glauben, falsch ist" ist eben eine Aussage aus der Analyse dessen, was sich noch als Substanz einer verwehenden oder schon verschwundenen Kultur darstellt, und in diesem Urteil stimme ich mit dem Statistiker und Logiker Briggs restlos überein.
Der Zustand, in dem wir - mit Westen hinlänglich bezeichnet, der Begriff Abendland ist nur noch Reminiszenz, Ruinentourismus, ein Thema der Archäologie - leben, hat mit Kultur nichts mehr zu tun. Er ist ein Zustand, mehr nicht, in dem es niemanden mehr gibt, der nicht mit Krücken herumläuft, sonst würde er längst gefallen sein.
Dieser Zustand hat eine überwältigende Dynamik angenommen. Was an dessen Ende steht ist Thema von utotpistischen Dystopien, und das Kunstschaffen wirft längst die Schatten dessen voraus, was am Horitzont bereits sichtbar ist. sind auch die Themen, die Sie, werter Leser, hier finden. Am auffälligsten ist es in der Beleuchtung, imLicht zu erkennen, in das diese Szenarien getaucht sind. Spoeziell in Filmen fällt mir auf, wie stark sich das Geschehen der meisten Geschichten schon in die Nacht, in Dunkelheiten unter der Oberfläche oder im schwarzen Weltraum, also in Abseitigkeiten verlagert hat. In dieser Abwesenheit des Lichts faßt sich die oben angeführte Aussage zusammen.
Denn wenn man von Irrtum spricht, wenn man von Abseitigkeiten und düsteren Prognosen spricht, spricht man vom Fehlen des Lichts, das das Verdämmern der Religion, die die Quelle des Abendlandes gewesen ist (dessen leere Larvenrelikte und Kokons einst entschlüpfter, schon längst verschiedener und gefressener Schmetterlinge wir bewohnen) in seinem Ursprung hat.
Es läge somit auch in einer folgerichtigen Linie eine apokalyptische Szenerie vor uns zu sehen. Wäre die Geschichte ein unentfliehbarer Automatismus; das ist sie nicht, wiewohl sie dazu wird, sobald eine Kultur im Dunkeln wandert. Dann fehlt die Fähigkeit, zu errichten, weil nur noch der Tastsinn bleibt. Und der ist nicht prospektiv, sondern bleibt orientierungslos an den Ruinen des Gestern kleben. Damit wird auch die gesamte Art zu denken und die Welt zu beurteilen statisch und absolut berechenbar.
Denn das Unschöpferische ist berechenbar. Weil nur durch Traszendierung die schöpferische Kraft des Geistigen (der "Sprache der Sprache") in die Welt kommt, bleibt eine Welt, die die Transzendenz als Wesen der Existenz ablehnt, in sich selbst gefangen, und damit zur Redundanz verurteilt. Was immer heute geschieht trägt deshalb bereits die Spuren des Unausweichlichen, denn die schöpferische Kraft hat sich bis zum völligen Verschwinden zurückgezogen.
Damit haben umso mehr jene Kräfte die Oberhand im Spiel der Begegnungen, die auf vergangene Topoi zurückgreifen - Kalter Krieg, Kommunismus, Gier und Laster (sie alle sind tote, trocken-starre Larven der Hoffnungslosigkeit) - weil es nur noch um das Klammern an nie entwickelte, nie in die Gestaltung geführte Anfänge geht, deren Konturen aber umso mehr verschwimmen.
Das ahnen, das wissen die Menschen. Aber weil es an Auswegen fehlt, wird im Namen der Existenzbewältigung die Welt zu einem Schilderwald der Etikettierungen und damit Behauptungen, die auf Realität zu prüfen von einer im selben Maß aufsteigenden Todesangst verhindert wird und um jeden Preis vermieden werden soll. Es wird wahnsinnig viel geredet, aber dieses Reden wird immer bedeutungsloser.
So bedeutungslos, daß es schon kaum noch jemand wagt Stimmen zu identifizieren, die noch das Sein im Gepäck tragen, wo die Worte Sein säen, und nicht das Nichtsein verbergen wollen.
DAs klingt kryptisch? Verhüllt? Ich möchte mich nicht mit Jesus verlgiechn, Jössas, aber ich kann gut verstehen, warum man Jesus denselben Vorwurf machte. Er spreche in so dunkler Rede, verhülle so viel. Der darauf antwortet, daß "diese Generation" nicht mehr versteht. Deshalb KANN er nur in Gleichnissen reden. Aus dem realen Zeitgeschehen läßt sich keine Linie in der Zeit mehr bilden, weil ohne Sinnuntergrund als tragender Grund von Bewegung alles zusammenhanglos wird.
Dann muß man zu künstlichen Geschichten greifen, zu Archetypen, zu Mythen, zu vergangenen geschichtlichen und religiösen Ereignissen, weil nur noch darin die in der Zeit wirkende Hand des Zeitlosen, des Transzendenten zu erkennen ist. So, wie es der Dichter eben macht. der eine Geschichte "erfindet", so sehr sie auch bekannte Teile und Versastzstücke aus der aktuellen Realität verwendet, die sie dann zu einer "neuen" Geschichte ordnet. Die über die Katharsis den Substanzwert der Welt herausschält. Soferne, ja soferne die Dichter nciht selbst schon jedes Licht verloren haben, denn immerhin sind sie gleichfalls Kinder ihrer Zeit.
Man kann das an konkreten Dingen sehen. Wenn etwa Filme aus Hollywood (ich nehme Filmproduktionen wie Netflix, Wald Disney etc. in diesen Sammelbegriff hinein) fast panisch, auf jeden Fall fanatisch versuchen, Lebensfakten in eine vllig neue Ordnung zu stellen. Die gar nicht neu ist, das ist ja der Witz bei der Sache, sondern GAR KEINE Ordnung ist, sodern eine Illusion.
Als würde DANN, wenn man die nackten Lebenstatsachen in diese vorgeschlagene Ordnung versetzt, plötzlich wieder Freuungen und Geglücktheiten aufstehen, wie man sie früher hatte (oder noch mehr: NIE hatte, so die dazugeheftete neue Behauptung, sodaß die Vergangenheit sogar als Schreckensbild verfehlten Menschseins erzählt wird.)
Nun, soweit also sind wir nun gegangen, wo wir doch nur auf einen kleinen Anlaß reagiert haben. Daraufhin haben wir die Schuhe angezogen, die Hosenbeine aufgekrempelt, und haben usn auf den Weg gemacht, nciht wissend, ob wir auf Eis oder festem Grund gehen, und wie weit erträgt, ohne in eine Grube oder ein Loch im Eis zu stoßen, in dem wir dann versinken, um uns doch wieder herauszustemmen, um den ursprünglichen Weg fortzusetzen.
Dieser Anlaß war ein Gedanke, der aus dem Hören einer Analyse über die wirtschaftliche Entwicklung aufgestiegen ist. Es war ein einfacher Gedanken, der sich plötzhlich als leuchtender Stern entpuppt hat, der so viel Weiteres sehen läßt. Plötzlich habe ich gesehen, daß sich hinter einer Bemerkung, die an anderem Ort zu lessen gestanden* hat, einer der oben erwähnten Irrtümer verbirgt, die so allgemein geworden sind, daß niemandem mehr auffällt, was für - irrige! - Voraussetzungen damit einhergehen.
Diese Bemerkung hat ein "Trendforscher" gemacht, der einmal mehr zugeben mußte, daß seine Vorhersage über ein Ereignis nicht eingetroffen ist, er sich um ein etlich Maß verschätzt hatte: Der Stimmenanteil einer bestimmten Partei war um fast zwanzig Prozent falsch eingeschätzt worden, udn das ist doch erheblich. Aber da sagte er etwas Interessantes: Daß es nämlich einen eklatanten Unterschied zwischen der "Befragung" von Leuten und dem Moment gibt, in dem sie mit der realen Situaion der Stimmenabgabe kontrontiert sind. Wo sie die Wahllokale betreten, im Wirtshaus am Ort, an dem sie leben, mit all den Menschen, die sie kennen, den Wahlfunktionären, die ihre Freunde und Verwandten sind, und IN EINEM AUGENBLICK alle ihre Überlegungen über Borf werfen, und DOCH wieder anders handeln.
Was der Meinungsforscher (der sich eigentlich Trendforscher nennt) aber da sagte hat mich schlagartig daran erinnert, daß das auch bei Wirtschaftsangelegenheiten der Fall ist. Daß man zwar bei Einzelfaktoren durchaus sagen kann, wie sie theoretisch WIRKEN WÜRDEN, daß aber dann das Handeln als Arbeitender, als Utnernehmer, als Konsumen niemals vorhersagbar ist. Weil der Mensch mit einem mal dann doch ganz anders handelt, als er in einer andere Umgebung, in einer anderen Situation als richtig erkannt hatte.
Da fiel mir auf, wie falsch die Ökonomie überhaupt gesehen wird. Sie wird nämlich wie eine Disziplin der Physik gehandhabt, und hat sich als solche zu einerr "Wissenschaft" aufgeschwungen (und das ist eine Erfindung der Neuzeit), in der Abläufe, Ursachen- und Wirkungszusammenhänge angenommen werden, die zwar in bestimmten Modellen (und gerade in der Wirtschaftswissenschaft gibt es deren hunderte) "funktionieren", sich also wirklich vorhersehbar auswirken, aber fast nie beobachtbar sind.
Und zwar nicht ausnahmsweise, sondern regemäßig. Sodaß nicht wenige der Ökonomie überhaupt jede Wissenschaftlichkeit absprechen, - weil ihr Objekt gar nicht als Gegenstand existiert, also auch ihre Methode willkürlich und alle sanders als sicher und bestimmbar ist - weil ihr Gegenstand ien iner ganz anderen Disziplin enthalten ist, und das ist ... die Moraltheologie.
Weil das reale Handeln des Menschen ALS Wirtschaftender, als Faktor der Ökonomie, immer unvorhersehbar ist, kann man also auch nicht von ökonomischen Mechanismen sprechen, die sich aus jener oder dieser Konstellation sicher ergeben. Das hat damit zu tun, daß es immer Menschen sind, deren Handlen man als "ökonomisch" bezeichnet. Einen ökonomichen Apparatus gibt es also gar nicht.
Der Mensch ist eben nicht eine Maschine, die automatisch oder nach den Paradigmen einer modellhaften "Wirtschaft" handelt. Sondern sein Handeln wird von einer unbegrenzbaren, unendlichen Fülle von Faktoren getragen, die im Grunde alle als "Element der Moral" zu bewerten sind. Man kann deshalb z. B. sagen, daß "theoretisch" eine Erhöhung des Geldumlaufs (allein das ist auf zahlreiche unterschiedliche Weisen möglich, und deren wichtigste - die Umalufgeschwindigkeit - ist nicht einmal von außen induzierbar sondern selbst wiederum Ergebnis eines komplexen Urteilsprozesses der Menschen.
Morgen Teil 2) Das Unglück, das dem Irrtum entstammt. Der Irrtum, der über uns verhängt wird. Der Irrtum, der uns zum Verhängnis wird.
Erstellung 30. September 2022 - Ein Beitrag zur