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Montag, 3. Oktober 2022

Von Mächtigkeit und Legitimität (1)

Eine der schlechtesten Konstellationen des menschlichen Repertoires liegt in der Balance zwischen Macht, Mächtigkeit (als Vermögen, Dinge zu bewegen), und der ontologischen Disposition dazu (um das Wort "Vorbestimmtheit" zu vermeiden.) 

Dieser Gedanke geht davon aus, daß sich überall in der Natur eine Entsprechung zwischen dem Sein der Dinge und deren Wirkfähigkeit findet. Diese Reichweite der Mächtigkeit läßt sich an der Ausstattung der Dinge erkennen. Der Löwe hat mächtige Waffen, aber er kann sie nur anwenden, wenn er auch entsprechende Strategien hat, Beute damit zu schlagen. Begegnet er stärkeren Mächten, stößt er an Grenzen, die also immer "von oben" kommen. Das zeigt sich auch in Machtkonstellationen, in denen das Indiviuum in die Bereiche des Soziialen als Wesensbestandteil ragt. 

Beim Löwen ist es das Gruppenverhalten bei einer Jagd, ohne die der Einzelne kaum Beute machen könnte. Der Löwe IST deshalb als sozihales Wesen erkennbar, weil das Soziale nicht weniger mit seinem Bestehen (Überleben) zu tun hat, wie das rein Indiviualistische, das auf das Soziale angewiesen ist - und umgekehrt. Ohne Klauen und Zähne beim Individuum wäre auch das beste Treib- bzw. Rudelverhalten bei einer Jagd sinnlos. Der alte oder auch nur (durch irgendwelche andere Umstände) zahnlos gewordene König der Steppe ist bereits auf Barmherzigkeit angewiesen, was in der Regel damit endet, daß er aus Schwäche verendet. 
Soziales und Individuelles sind aufeinander ausgerihtet. Sie sind damit auch nicht zwei Dinge, die irgendwie und unabhängig voneinander zusammenfinden, sondern ganzheitlicher Teil der Natur des Dings.
Wo immer also ein Gruppenverhalten dem Einzelnen dienlich ist oder das Einzelne seinem Sinn zuführt, kann man nicht nur von "natürlich" sprechen, sonder überall dort ist das Sozialverhalten, das den Einezlen mit Fähigkeiten ausstattet, die seine rein indiviuellen Fähigkeiten übersteigt, 
Das Soziale, die soziale Organisiertheit ist also Teil der Mächtigkeit des Einzelnen.
Es bleibt dem Menschen vorbehalten, diesen Zusammenhang willkürlich herstellen oder zerstören zu können. Denn der Mensch muß seinen Verstand benützen, um jene Ganzheitlichkeit, jene automatische, selbstverständliche Ganzheit herzustellen, die die Erfüllung seiner naturgemäßen Ausrichtung, in der also auch die Erfüllung seines Sinns liegt, ermöglicht. Er hat keine Instinktsteuerung, die gar kein Abweichen vom Natürlichen zuläßt, sondern er muß seine eigene Wahrheit finden.

Er hat also die Freiheit, diese Grundentscheidung zu treffen, wieweit er seiner Bestimmung folgen will, oder ihr widerspricht. 

Was lediglich insofern (halb-)automatisch (als Haltung dem Instinkthaften quasi gleichgeformt) geschieht, als er wie alle Dinge der Schöpfung auf "das andere" ausgerichtet und angewiesen (!) ist, das Soziale braucht. Auch der Mensch ist ohne das Ganze, das alles Umgreifende (das nur beim Menschen auch tatsächlich univeral ist, also auf die ganze Schöpfung ausgedehnt werden kann) 

Zu geringe Machtausstattung ist der primäre Zustand, und das Großwerden eines Kindes, sein Zustreten auf die Erwachsenheit, ist der Weg zur Herstellung der Entsprechung von Bestimmung (als in die Wiege gelegte Identität) und real verfügbarer, aktualisierbarer Macht. Bleibt der Mensch durch Umstände Defekte oder Mißgunst anderer (um nur einige Möglichkeiten zu nennen) unter seiner Mächtigkeit, dann hat er an dieser Diskrepanz der Unerfülltheit zu leiden. Er muß auch ertragen, daß die Welt die ihn umgibt und die mit ihm zu tun hat (also "seine" Welt ist) 

Das zu erfüllende Wesen ist unsichtbar, und geht dem Selbstvollzug voraus. Es ist da Ziel, auf das hin sich jedes Lebewesen transzendiert, als sein boßes "Auf-sich-selbst-beschränkt-sein" überschreitet (transzendiert.) Was ist, ist also DARIN (und somit DESHALB), weil es sich in seiner physischen Beschränkung permanent auf ein giestiges Bild hin überschreitet. 

Dieses Sich-Überschreiten auf eine nur im Geiste bestehenden Ganzheit seines Wesens ist also ein Wesenszug der gesamten Schöpfung. Und nur, wenn man dieses Transzendierungsprinzip erfaßt, kann man auch eine "Wissenschaft übe die Natur" betreiben, die das Beobachtbare in seine Sinngestalt fügen und damit erst das Einzielne erkennen läßt. Zumal es sich auch im Unbelbten findet! Wo sich noch ein weiteres Prinzip erkennen läßt: Daß diese Selbstaktivierung immer an ein "Anderes" stößt. 

Wo eine aus dem Wesen hervorgehende (weil darin enthaltene) Eigenschaft NICHT an ein (somit begrenzendes) Außen stößt, wird es - dem Krebs vergleichbar - zur pathologischen (weil wesensfremden) Wucherung (wobei9 man diese Begriffe als das begreifen muß, was Worte eigentlich sind: Metaphern, Topoi, die ein grunsätzhliches Geschehen beschreiben, das sich je aber nur konkret und im Fleische - materialisiert - wiederfindet.) 

Wir haben uns damit zu einem Wesensgrundsatz aller Dinge vorgearbeitet. Der den Bestand eines Dings (wir können es hier durchaus "gesund" nennen) mit der Adäquatheit von Wirkmacht, Wirkweite und Anlage (Natur) zusammenführt. Wo immer sich diese Aspekte nicht in einer Entsprechung finden, haben wir es mit einer Pathologie zu tun. 

Die eine kennen wir schon. Es ist die Unterdeckung der Berufung durch real erlangte Macht. Der Löwe, der in einem Kampf mit einem Gnu sein Augenlicht verloren hat, muß deshabl unter seinen (geistigen, "theoretischen") Möglichkeiten bleiben, und die gefährden seinen Bestand. 

Nicht anders verhält es sich bei Faktoren, mit denen der Mensch zu tun hat. Und deren einer ist eine Armut, die nicht seinem Wesen entspricht, sondern aus äußeren Umständen, durch ungerechtes (also immer "lieblosen") Verhalten seiner Umgebung 

Das macht ja eine genuin christliche Kultur (in der also das erste Gebot des Christlichen, die Nächstenliebe, allen verbindlich weil sogar im Absoluten, somit dem ersten Existenzgrund verankert erscheint) so erstrebenswert. Nur in ihr findet sich die Verbindung von Wahrheit (als Erkenntnislicht) und Urteil (getragen vom Willen zur Liebe, also zum Wohlwollen dem Wesen des oder allen anderen gegenüber), in der nun eine allgemein förderliche, für möglichst alle bestmögliche Entwicklung durch Institutionalisierung sogar formende, prägende Macht hat. 

Als Werkzeug zu einer Schöpfungsentfaltung, in der das Sinngebot, das der Schöpfung eingeschrieben ist (als Wille zum Selbstsein) erfüllt wird: In der die Schöpfung ein einziger Lobgesang vor Gott ist weil sich in ihrer unendlich weisen, ´guten ("Und Gott sah, daß es gut war!") Gefügtheit realisieren kann. 

Wenn es denn so gewollt ist - nie kann und nie darf dieser Zustand von der Wesenserfüllung des Menschen als FREI getrennt werden. Man kann ihn nicht erreichen, indem die eine oder andere "weniger nützlich erscheinende" Eigenschaft des Menschen unterdrückt wird. Anderseits muß sie in der Institutionalisierung (zu der auch ein "Nomos" gehört, also ein unausgesprochenes Normenbild, Bild des "Normalen") an die Wahrheit gebunden bleiben. 

Nur kurz erwähnt, wir haben diese spezielle Frage bereits andernorts gehandelt: Für sich genommen haben diese Gesetzlichkeiten aber NICHT mit den sogenantnen "Fähigkeiten" oder "Talente" zu tun. Diese sind nie ohne konkrete (also vorausliegende) Identität, Verwiesenheit an einen Ort (hierarchisch-vertikal nicht weniger als Teil eines horizontalen sozialen Gefüges)  denkbar und nicht die Basis menschlicher Organisiertheit. 
Dieses Denken "vom Talent her" ist vielmehr Ausfluß des technizistisch-mechanistischen Weltbildes der Aufklärung. Der talentierte Mensch erfüllt "seine" Aufgabe aus dem Ort (der als Beziehungsknotenpunkt immer Teil einer Ordnung ist), nicht umgekehrt, seine Aufgabe (als Verwiesenheit an einen Ort im Organismus) richtet sich also nicht "nach Talent".

Morgen Teil 2) Anhand konkreter Beispiele. Und: Warum das Schicksal der Bloodlands sich weiter verlängert