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Freitag, 21. Oktober 2022

Der Leidende leidet nur (1)

Wieder habe ich es gehört. Wieder haben Intellektuelle in einem hochgelahrten Disput über die Gegenwart davon gesprochen, daß diese und jene Untätigkeit der Regierung eingetreten und zu befürchten" sei, und daß diese damit immer näher dme Punkt käme, an dem dieMassen aufstünden, auf die Straße gingen, und ihr Brot forderten.

Ich weiß nicht, was es war, aber diesmal stand es in großen Buchstaben vor meinen Augen. Diesmal sah ich klar, was da betrieben wurde, und warum.

Denn ich sah diesmal, daß sich dieses Schema seit Jahrund Tag udn Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, wiederholt. Denn was diese Gelahrten und Intellektuellen da brabbelten, war alles andere als eine Beschreibung der Wirklichkeit, die angestochen wurde, und nun vor dem Ausströmen stehen soll. 

Dieses Imperativische der Worte ist nie zufällig gewählt. Sollen ist ein Befehl,  ein Imperativ, von dem die Imperatoren hoffen, daß er befolgt werde. Von wem? Von den Eliten. Anführern und Politikchefs, zu denen sie selbst nicht gehören.  Und von denen, denen sie angeblich Gutes tun. Ist das aber so?

Deshalb sind diese Drohungen kein Ausdruck von "Sorge", keine Befürchung, die namens der wahren Liebe zum Nächsten ausgesprochen wurde, der vor dem Leid bewahrt werden, dessen OLeien gelindert werden soll. Es sind Drohungen, die zwei Zielgruppen haben: Die Regierungen, die Machthbenden, die Eliten hier, und die Leidenden, die Opfer, die Bedrückten dort. Beide Gruppen sollen zur Panik gebrcht werden. Die einen, um dann Hals über Kopf die Throne zu verlassen, die ndreen, um in Angst vor der Not versetzt zu werden - Angst VOR der Not! - um dann gerne jeneauf ihre Schultern zu nehmen und auf die Schilde zu heben, die 
Sie beschrieben vielmehr Mechanismen, die wenn sie anerkannt würden für SIE SELBST Anlaß werden sollte, ihre Kritik und damit ihren Anspruch auf Führung zu legitimieren. Denn wer kritisiert (und auch Log ist eine Form der Kritik), stellt sich neben, ja eigentlich über den Kritisierten.
Denn was sie da erzählten, war einmal mehr von so vielen malen einfach FALSCH. Es widerspräche jeder geschichtlichen und persönlichen Erfahrung zu behaupten, daß Not die Menschen auf die Stra0en triebe. Das war noch nie der Fall. Im Gegenteil, nichts macht Völker so ruhig und sogar beherrschbar wie schwere Not.

Weil die Not, das wirkliche Leiden, den Menschen auf eine ehrfurchtgebietende Weise auf sein erstes Verhltnis zum Sein drückt - und das ist die Gegenüberstellung mit Gott. Nichts macht die Seele so empfänglich für das Sein (jeder Fastende sucht ja genau dieses Erlebnis), und nichts läßt angesichts des Gottes, der sich im Leiden anmeldet, die eigene, höchst persönliche Schuld (wo immer sie ist, und sie IST) so in den Vordergrund drücken. Nichts mach so bewußt, daß der Mensch alles Gute von Gott zu erwarten habe, und nichts macht im besten Sinn so demütig wie die Not.

Alle großen Klugen der Weltgeschichte haben sich deshalb regelmäßig getäuscht, wenn sie meinten, die Leidenden wären auch die, die auf die Straßen gingen, und die Macht angriffen. Alle großen Gescheiten haben damit dieselbe Finte versucht:, diekein wirlich Leidender anwenden würde: 

Sie haben jemanden gesucht, der an diesem Leiden DIE SCHULD TRÄGT bzw. TRAGEN SOLLTE 

Der Leidende selbst hingeben begreift sein Schicksal wieder und noch tiefer denn je als persönliche Angelegenheit mit seinem Gott, in dessen Hand alles liegt, Anfang und Ende, Wohlleben und Armut. Alles ist nämlich bei diesem Gott in einen Horitziont es Sinns eingebettet. Der Leidende wird ruhig, und legt sein Schicksal mehr denn je in Gottes Hand. 

Nur eines möchte er dabei: Sich demütig prüfen, ob er selbst eine Schuld trage. Dann wird er Buße tun, bereuen, und den Fehler nicht mehr zu machen versprechen. Ist das nicht der Fall, dann wird er begreifen, daß das, was ihm zustößt, nicht in seiner Hand lag, sondern für Gott zu tragendes Schicksal ist. 
Wenn der Sinn der Schöpfung die Anhänlichung mit Gott ist, dann ist der Sinn des Leidens die Anähnlichung mit dem Erlöser selbst. Deshalb ist jeder Weg AN SICH schlecht, der das Leid mit allen Mitteln vermeiden will, und nicht die Fähigkeit, es zu tragen weil im Sinn zu bergen, stärkt 
Nicht sagen will ich damit, da0 man das Leid "suchen" muß. Aber sagen will ich, daß der Mensch nur zu tun hat, was er zu tun hat. In Aller angemessenheit, in aller Bescheidung auf seine Lebenskreise. 
Der Ausgang dieses seines bescheidenen Lebens ist dann nicht seine Sache, sondern im Sinn der Schöpfung geborgen. Er hat nur zu tun, was er im Rahmen seines Standes zu tun hat. Wo Leid auftritt, das außerhalb dieser Pflichten liegt, ist es dann zu tragen.
Aber niemand ist Gott so ähnlich, wie der Leidende. Das vermeiden will deshalb niemand so sehr wie der Haß auf Gott, im Kapitalismus hier, im Sozialismus dort. Beide wollen deshalb das Menschsein an der Erde festnageln, und mit hohen Zäunen umgeben.
Der Leidende verdient sich so eine Reife, die den Intelektuellen zur Gänze fehlt. Der das nämlich, was Reife bedeutet, in Schmerzvermeidung zu umgehen sucht. Und gar keine Notwenigkeit zur Reifung sieht, sondern die auf irgendwann aufschiebt - auf später, wenn das Leiden beendet sei, an dem der Kritisierte Schuld trägt.

Morgen Teil 2) Die Ablenkung vom Sinn. Kein Mitleiden