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Samstag, 17. September 2022

Gedankensplitter (1436)

Nichts auf dieser Welt, das nicht in jedem einzelnen Menchen auch da wäre. Ob das Schillern der Kobra, das Zupacken des Greif, die Quirligkeit der Kellerassel, die Majestät des Leu, alles in jedem einzelnen der Menschen auch.

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Das Teil ist aber nichts, und die Individuation, die aus allem etwas macht, als der unendlichen Poetnz eine beschränkte Eigenschaft eines einzelnen Menschen, ist keine Frage eines "vorhandenseins" eines Teils oder einer Zelle. Sondern die des Hingestelltseins auf einen bestimmten Ort.


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Der Geiger, der aus Wien nach Tokyo fährt, ist wie eine Pflanze, die man in einem Blumentopf durch die Welt fährt., auf daß sie woanders ihre Blühe zeige.

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Das Irrtum des Nazißten ist deshalb keiner der "Fähigkeiten". Der Narziß glaubgt ja, er könne alles, weil er zu allem, was auf der Welt existiert, die Gestalt als Potenz in sich trägt. Nur - das tut jeder! DEr Irrtum des Narzzß ist deshalb die Wendung des Blicks, der sich wenn er nicht im Außen verhangen ist, also in einer konkreten Weltkonstelltion, die immer historisch und gewissermaßen relativ ist, in diesem "alles was auf der Welt ist" verliert und dort keinen Halt zu einem distinkten "Ich" findet.

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Irdisch ist der Mensch endlich und erschgp0fbar in allem, was es auf der Welt eben gibt. NUr in seiner Geistigkeit ist diese Endlichkeit nicht nur nicht gegeben, sondern wird zur Unendlichkeit formiert. Der Geist ist also der Formierende, der sich nach oben reckt, in den Geist selbst, der Gott ist, dem der Mensch ähnelt.

Die Konstellationen sind es deshalb, die unendlich sind, und sie sind es auch, die überhaupt das machen, wa sman mit Welt bezeichnen kann. UNd sie änern sich von Moment zu Moment.

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Es gibt verschiedene Weisen, die konnotationen zu lesen. Um die Art, in der sie erscheinen, zu verstehen, erlaube ich mir Hinweise zur Methodik, in der sie entstehen. Denn sie sind zu weitesten Teilen in ein bauschiges Kleid gehült, das nicht mehr udn nicht weniger als die Vorbereitung des Terrains bewirken soll, auf dem dann einzelne, oft ganz weniger Sätze den entscheidenden Punkt treffen. Der aber nciht verstehbar wäre, gäbe es diese Ramnpe dorthin nicht. 

Malte Oppermann, dessen (verglichen mit diesen Texten: spärliche) Schriften ich überaus schätze, hat einen anderen Weg gewählt, und ich stelle ihn vor, weil er in gewisser Weise dasselbe tut, aber diese Sätze für sich stellt, Und damit voraussetzt, was ich durch "literarische Fülle" vorzubereiten versuche. Bei ihm muß man bereits sehr viel mitbringen, er setzt enorm viel voraus, um dann die einzelnen Edelsteine für sich zu stellen. 

Ich habe auch bei meinen Texten immer wieder erwogen, so vorzugehen. Und sie auf diese Form, die dann Aphorismen gleichkommt, zu reduzieren. Mich aber dann doch immer wieder umentschieden. Vielleicht, weil ich einfach "anders bin", eher aber, weil ich mich einem anderen Publikum gegenübersehe. Nicht einem dümmeren, sondern weil ich meine Rede an den "Mann nebenan" richte. An den, der neben mir am Tresen der Wirtshäuser stand, die ich früher un über viele Jahre als eine Art "Heimatstube" hielt. An den, der mich von Kindheit an begleitete, als jene Umgebung, in die ich hineingeboren worden bin. Und von der ich stets den Eindruck hatte, daß ich mich in einer Fremde befände. 

Einer Welt, die "nicht die meine" ist, in der ich dennoch einen Grund des Gemeinsamen suchen mußte. Den ich nicht fand, sodaß ich schon früh zur Auffassung kam, mir diese Gemeinscamkeit, dieses Verstehen, diese Heimat schaffen zu müssen - durch das grundlegende, umfassende "Klären des Gundes" auf dem wir Menschen stehen. Jene, die mir fremd sind, und jene, die bereist in tieferer Gemeinschaft mit mir stehen. Und mir so vertrauen, daß man wirklich von Gemeinsschaft sprechen kann. 

Der Unterschied zu Oppermann ist gewiß darin gegründet, daß er im Gegensatz zu mir die Laufban der akademischen Philosophie absolviert hat. Sodaß er völlig andere Gesprächspartner und Umgebungshindernisse erlebt hat wie ich. Das kann man (bei mir) bedauern, aber man kann es auch als die besondere Aufgabe sehen, die aus meinem Ort - in den mich die Geburt hineingestellt hat, aus einem Vater gezeugt, der selbst völlig Fremder in der Umgebung war (oder geworden war), in die hinein er mich dennoch zeugte, indem er dem Eros meinr Mutter noch einmal nachgab oder erlegen ist. 

So fremd war er, daß er bei meiner Gebuert nicht einmal in dieser Umgebung anwesend war. Ich kam während einer längeren Abwesenheit von ihm zur Welt. Und diese Situation ist es, die mien ganzes Leben dann geprägt hat. Ich weiß aber aus der Erfahrugn mit meinen eigenen (acht) Kindern, daß jedes von ihnen eine ganz konkrete Anwort auf die Lebenssituation war, in der ich mich gerade befunden habe. Ich habe immer an ihnen dann diese Situation wiedergesehen. Und zwar in einer Feinheit, Umfassendheit, Prinzipialität und Wahrheit, die mich lange Zeit so verblüfft hat, daß ich den Gedanken darin gar nicht fassen konnte.

Umso mehr gilt mein Rat jedem Menschen, sich diese Situation seiner Geburt sehr genau anzusehen. Denn dort liegt die Lösung, die den Sinn der Richtung und Art des Pfeils - und jeder Mensch is tein abgeschossener Pfeil - erkennen läßt, und so das eigene Leben aufhellt. Vorausgesetzt, man ist bereit, die Realität zuzulassen. Denn es gibt auch die Art der Situation, in der das Verbergen der wahren Verfaßtheit des Geborenen Teil der Situation ist.

Jcb bin mir dessen bewußt, daß diese hier als "meine Art" beschriebene Weise des Schreibens einen Aspekt von Geschwätztigkeit hat. Doch ist es wie bei einem Bild, bei dem man eigentlich erst nur einen (jedenfalls ganz ganz wenige) Momente in den Blick nimmt, die wie der Zielpunkt des ganzen Gemäldes sind. Das aber doch aus zweienhalb (...) Quadratmester sorgfältig bemalter Leindwand besteht! Dennoch geht sein Sinn in einigen Qudratzentimetern auf, auf die alles sonst hinläuft. Der Himmel, die Wolken, die Büsche, das Licht, die Menschen der Umgebung, die Gebäude ... 

Ist aber etwas unwesentlich, nur weil es nicht das Zentrum ist? Oder dient nicht das Rundherum eben diesem Zentrum? Bliebe das Bild vond er Berufung des Matthäus von Caravaggio daselbe, wenn man es auf den Ausschnitt reduzierte, in der gerade die hinweisende Hand Jesu sichtbar ist?  Oppermann begnügt sich mit diesen paar Quadratzentimetern. Ich male das ganze Bild.