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Freitag, 2. September 2022

Russischer Realismus

Dieses Bild aus Rußland macht derzeit die Runde, und wird meist von den hiesigen Medienasseln mit empörten Stimmen kommentiert. Es ist die phototechnische Adaption eines Gemäldes aus den 1950er Jahren, das die Situation, auf die Europa durch die Politik mutwillig gestürzt worden ist, aber recht illustrativ beschreibt. 

Es machte vor allem aber auch Furore, weil es der ehemalige österreichische Außenminsiter, Frau Karin Kneissl - der wohl einzige Außenminister Österreichs der letzten 50 Jahre, für den ich mich nicht geschämt habe, auch wenn Frau Kneissl nur kurze Zeit im Amt war - auf ihrem Twitter-Account publizierte. Sie erinnern sich? Richtig, das war die Dame, die uns diese herrlichen Bilder von ihrer Hochzeit in den Weinbergen des spätsommerlichen südsteirischen Hogellands schenkte (auch "steirische Toskana" genannt), zu der überraschend Vladimir Putin mit einer Sondermaschine angeflogen gekommen war. Um nach Überbringen von Glückwünschen und einem Anstandtänzchen mit seinem Troß wieder gen Moskau zu düsen. Fast konnten wir damals - es ist kaum vier Jahre her - wieder daran glaube, daß doch noch etwas an diesre Welt gut würde. Wie haben wir uns getäuscht. 

Diesmal liefert uns Frau Kneissl aber endlich wieder ein Bild. Das (wie sonst) dieselben Lurche aufregt wie damals. Dazu schrieb sie: "And one day the time for diplomacy, the real conversation, will come" 

Ich habe es schon mehrmals erzählt, daß ich bei den Russen, die ich kennengelernt habe, stets einen fast deprimierenden weil eigentlich traurigen, nüchterner Erwartungslosigkeit entstammenden Sinn für Realismus festgestellt habe. Diesen Sinn, der sich auch in der herrlichen "klassischen" Literatur des Landes findet und in der stupenden Menschenkenntnis Dostojewskys, Gontscharows, Turgenjews oder Gogols seinen Höhepunkt findet, haben sie offenbar nicht verloren. Die Bildüberschrift lautet:
 
"Februar 2023. Purin empfängt in Sotschi eine Delegation der EU"