Seit Jahren widmet Wiliam M. Briggs die sonntägliche Kolumne der "Summa contra gentiles" von Thomas von Aquin. Dabei bringt er einfach jedesmal ein Kapitel, und geht so an der hand von Thomas die Denklandschaft unserer Zeit durch. Denn wer da glaubt, wir lebten in originellen Zeiten, der irrt gewaltig. Zeiten wie die unsere, die sich nicht mehr denken können, die die Welt nicht mehr dneken klnnen, sind vielmehr zum Epigonentum gezwungen. Das heißt, daß sie einfach alte, teils uralte Irrtümer wieder aufgreifen, und an deren Irrwegen selbst in dei Irre gehen.
Was Thomas vor 750 Jahren geleistet hat is tnichts anders, als sich mit den Denklandschaften seiner Zeit auseianerzusetzen. So hat er die gesamte öffentliche Meinung und das, was auch in den Wissenschaften (soweit sie sich bereits artikuliert haben) und Philosophien gedacht worden ist, nach strenger Denksystematik analysiert - und richtiggestellt.
Dabei hat er selbst auf eine uralte Technik der Rhetorik zurückgegriffen. Er hat erst die Behauptugn dargestellt, um sie auch wirklich zu verstehen. Dann hat er sie analysiert und kritisiert, und aufgezeigt, wo sie richtig liegt, aber auch, wo und dann warum sie falsch ist. Um sie dann die Frage, die durch die Behauptung beantwortet hatte werden solle, richtig zu beantworten. Im grunde ist das die Systematik der Wissenschaft selbst, die dann auf alle bereiche angewandet worden ist und bis heute angewandt wird. Zumal die Behauptung ja auch eine These sein kann, die versuchsweise über einen Gegenstand gelegt wird, um zu sehen, wieweit beide übereinstimmen. Wobei diese these selbst wiederum in vielen Fällen der Inspiration zu verdanken ist, wo immer diese auch herstammen mag. (Denn auch dämoniche Inpiration kann auf dieselbe Weise geprüft werden.)
Diese rhetorische "Technik" zwingt aber zu Sorgfalt. Und im Grund ehaben wir damit bereits das erreicht, was wir als Wissenschaft bezeichnen. Denn Wissenschaft ist keine Methode, um "Gewußtes", also Inhalte, Aussagenzu generiene, die sicher richtig sind, aondern sie ist immer eine Methode der Sorgfalt.
Und das ist eine Sorgfalt im Denken. Was Briggs da macht weist ihn also als Wissenshflter aus, und das ist er ja, auch wenn er als Hochschullehrer emeritiert ist. Aber er ist sich nicht zu schade, wie ich auch aus unserer Korrespondenz weiß, dieses sein Denken in seinem sätndigen Voranschreiten wieder und wieder zu prüfen.
Wer diese rhetorische Methodik genau ansieht wird erkennen, da sie eigentlich "nur" eines ist: Sie ist die ständige Zurückführung bereits komplexer Aussagen auf die ersten Prizipien der Wirlichkeit. Denn diese sind es, die alles weitere Denken begründen. Die "Syndeiresis" genannte Üereinstummung, die die gesamte Menschheit darin fidet, hat mit einfachsten Aussagen über die erkenbare Wirklichkeit kzu tun, die im übrigen auch Aussagen über Gott sind. Das ist, daß ein Ding es selbst ist. Daß dieses Ding nichtz zugleich ein andres sein kann. Und daß zwei Dinge nicht dasselbe sein können.
Unser ganzes Denken baut auf idesen scheinbar ganz einfachen Wahrheiten auf. Und so komplex und so zusammengesetzt eine Aussage dann auch sein mag, so kompliziert sie scheinen mag - sie läßt sich immer auf diese ihre erste Grundsätze zurückführen. Wenn sie das nciht tut, wenn sie irgendwo auf ihrem Weg un Aufbau igegen eines dieser Prinhzipien verstoßen hat, dann kann man auch sagen, daß der spätere Aufbau falsch ist. Das ist es dann, was man mit "Kritik" bezeichnet, und der jede Aussage und natürlich auch jede wissenschaftliche Aussage unterzhogen werden können muß, und es ist letztlich immer dieselbe Art und Weise, in der sie durchgeführtt wird: Sind auf ihrem Entwicklungsweg Grundsätze des Denkens als dieGrundzüge des Wirklichen verletzt worden.
Wo immer eine solche Kritik nicht möglich ist, ist auch eine These oder Behauptugn nicht wissenschftlich und denkerisch haltbar. Sie ist dann meietwegen eine "dogmatiche Aussage", die man glaubten will oder nicht, mit der man aber auch riskiert (um nicht mehr zu sagen), in einer völlig wirklichkeitsfernen Gesamtanschauung zu landen. Nun ist zwar die erste Aussage über die Welt tatsächlich ein Geglaubtes, aber auch dieses Geglaubte muß sich im weiteren Lebenfortschritt als Licht erweisen, das die Welt erschließt - nicht verschließt, also okkult macht.
Die zweite Gewähr für die Qualität des Geglaubten als zutreffender Aussage über die Wirklicheit ist dann der Bezug zum Gewährsmann, der diese mir nicht gedanklich erschließbare Aussage, die ich zuerst nur annehmen kann oder nicht, trifft udn mir übergibt. Damit berühren wir die eigentliche Substanz des Christengums bzw. des katholischen (allumfassenden) Christentums. Denn eine sicher wahre Aussage, die meine eigene Denkfähigkeit überschreitet, durch die diese als Wirklichkeitsaussage also erweitert werden würde, kann im letzten dann nur das Absolute, also Gott machen.
Sämtliche Religionen (und in Wahrheit auch sämtliche Philosophien) haben deshalb in ihrem innersten Kern eine Aussage, eine Geschichte, die nachweist, daß ihre ersten Grundsätze von Gott selbst stammen. Üer einen Prophete, einen Erleuchteten, und so weiter. Aber direkt von Gott stammt sie nirgendwo - außer im Christentu! Das seinen real nachweisbaren Wahrheitsanspruch also auf Gott selbst zurückführt, der in Jesus Christus als Sohn Gottes Fleisch geworden ist.
Zugleich garantiert diese Systematik auch, daß das Denken, so komplex es auch gewordne ist, den Kontakt mit der Wirklichkeit nicht verliert. Denn die ersten Denkgrundsätze sind nicht weiter hinterfragbar, sondern erste, unhintergehbare Einsichten, die aus der Natur selbst stammen. Die deshalb auch jeden Menschen guten Willen (sic!), der also bereit ist, sein denken nach der Wirklichkeit zu formen, und nicht einfach drauflos zu phantasieren, zur Verfügung steht. Und zwar unabhängig, welcher Religion oder Geistesrichtung er angehört, und unabhängig davon, wo auf diesem Erdenrund er geboren udn aufgewchsen ist.
wenn man dann, in einem weiteren Stadium davon etwa spricht - ich möchte damit nur zeigen, wie sich diese Systematik anwendet - sagt, daß die Katholische Reliion die einzig wahre ist, dann hat das ganz genau darin seine Begründung und Nachweisbarkeit. Es giht keine, wirklich keine Religon und keine Weltanschauung, die nicht in das zusammenläuft, was sich auf eine andere (höhre) Weise dann in der katholsichen Dogmatik (also in den stets weiter entwickelten, weiter entfalteten Kernaussagen über Gott und die Welt) zeigt, die NICHT in ihren Wurzeln auf einen Verstoß gegen eines dieser ersten Denkprinzipoien überführt werden könnte.
Das sagt nicht aus, daß die katholische Religion rationalistisch ist (also sich auf Denksystematik zurückführt), sondern es sagt ur aus, daß die in Christus geoffenbarte Wahrheit die Welt von deruntersten bis zur obersten Ebene durchwirkt. Daß das Geoffenbarte auch in der denkerischen Logik seine Entsprechung findet. Denn im Grunde ist ja jede noch so mathematisch ausziselierte Wahrheit nur möglihc, weil sie auf einer vorausgehenden Offenarung über die Wirklichkeit beruht, die der Erkennende aufgenommen hat, und auf der er dann sein gesamtes weiteres Welterkennen aufbaut.
Im Anfang war das Wort, das uns als Fackel und Licht gegeben wurde, und dieses Licht erhellt uns nach und nach die Erde, und macht sie uns angetan. Es enthüllt inmitten eines zuvor amorphen "Sinnesdatenrauschen" nach und nach eine immer vielschichtigere, immer buntere, lebendigere, großartigere Welt von Gestalten, die alle auf eine unfaßbar komplexe Weise zueinander in Beziehung stehen. Und was in Beziehung steht, hat auch eine Ordnung.
Die gesamte Erde, von den höchsten geistigen Erkenntnissn (soweit sie dem Memnscehn zugedacht sind), bis zu den einfachsten Wahrheiten über (sagen wir) die Art, wie man einen Ziegenstall baut. Imemr aus einer wahren Denkstruktur heraus, die dann alle weiteren Inhalte ordnet und wählt, je nachdem, ob sie das Gesmtbild fördern oder stören.
Wir haben hier also auch gestreift, warum ejde wissenschaftliche Aussage letztzlich dem Geoffenbarten nicht widersprechen kann. Sondern das GEoffenbarte immer nur weiter entfalten und seine Wahrheit in immer kleinern Teilen und Beriechen der Welt nachweisen kann. Glaube und Wissen sind also damit zwei Seiten derselben Medaille, wenngleich sie in einer Hierarchie stehen, in der der Glaube, das Geoffenbrte, höhrer steht. Beide arbeiten an ein udn derselben Wahrheit, beide sind aus demselben Material geschnitzt.
Um diese Systematik, die also essentiell für jedes weitere Denken und Weltbewältigen des Menschen ist, sicher anzuwenden, und nicht irgendwann festzustellen, daß eine Aussage nicht mit der Sache übereinstimmt, also wahr ist, braucht es eine gewisse Gewöhnung. Die wird zum einen durch Übung erreicht, zum anderen aber braucht es vor allem einen Lehrer. Den jeder Schüler erst vertrauensvoll (!) imjitiert, um dessen Denken, desse innere Grammatik nach und nach in sich zu erfahren - um sie dann, nach und nach, ablösen und vom lebenden Lehrer abstrahieren zu können. Dann wird sie ihm als Werkzeug selbständig verfügbar und anwendbar.
Morgen Teil 2) Denken muß man lernen. Lernen braucht einen Lehrer
Erstellung 19. September 2022 - Ein Beitrag zur