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Freitag, 15. April 2011

Als käme es auf die Blüten an

Hegel schreibt einmal, daß in der Philosophie mehr als in anderen Wissenschaften der Schein stattfinde, daß ihr Zweck in den Resultaten und Ergebnissen liege, daß es ein endgültiges Resultat gäbe, gegen das der Weg dorthin unwesentlich und vernachlässigenswert werde.

Mitnichten, schreibt Franz Vonessen in "Krisis der Praktischen Vernunft" dazu. Die Hoffnung erfüllt sich nicht, im Ergebnis das Wesentliche zu haben. Die Mathematk zeige handfest, wie hilflos jemand ist, der zwar Endergebnisse haben und forttragen, aber damit nicht arbeiten kann.

Es ist eine schreckliche Täuschung zu meinen, in der Philosphie gäbe es Ergebnisse, die man wie Blumen pflücken könne, die man nicht selber gepflanzt habe, und schon hätte man das Wesentliche verstanden.

Gerade in der Philosophie sind Resultate nicht ohne den Weg dazu denkbar, weil Denken Aneignen, Durchleben heißt, und niemand an seiner statt denken lassen kann: Denkarbeit kann nur von jedem selbst vollzogen werden. Den lebendigen Sinn eines denkerischen Ergebnisses kann nur erfassen und genießen, der auch seinen Weg nachvollzogen, ja von vorn begonnen hat. Unerschöpflich sind die Mißverständnisse, die sich um falsch verwendete, nie verstandene weil nie nachvollzogene, also tote Ergebnisse ranken. Nichts, was uns noch fremd ist, vermag uns in Wirklichkeit zu bereichern. Jeder Mensch muß alles Denken noch einmal - wirklich - nachvollziehen.

"Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt." (Hegel) Keine philosophische Einsicht, und sei sie noch so begründet und einleuchtend, kann sich deshalb auf die Dauer durchsetzen.

Lektüre kann deshalb (im wesentlichen) auch nur zur Sprache bringen helfen, was an Erkennen bereits vorhanden ist. Will sie nicht zum bloßen Schlachtmaterial (s. u. a. W. Raabe in "Der Hungerpastor") herabsinken.


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