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Montag, 11. April 2011

Schönwetterdemokratie

Es hat Charme, was die Kleine Zeitung da berichtet: die Bevölkerung Islands hat Ihrer Regierung den Stecken gegeben, wie es so schön heißt. Und in einer Volksabstimmung erneut dagegengestimmt, die Staatsschulden zu bezahlen, die entstanden sind, weil die Regierung des 300.000-Einwohner-Landes in der Haftung für Banken stand, die ihr Portefeuille ordentlich ausgeweitet und prompt Milliarden v. a. in Immobilienspekulationen verloren hatten.

Island-Fonds waren ja lange Zeit in Europa ein Geheimtip für Anleger, die ordentlich Zinsen kassieren wollten. Vor allem in den Niederlanden und in England hat so mancher Hochofenarbeiter seine Rente damit gesichert. Diese nunmehr um ihr Geld gefallenen Anleger wurden von ihren Regierungen aber freilich entschädigt. Das gehört sich so, in einer europäischen Demokratie sozialistischen Zuschnitts. Wer hätte denn das alles ahnen können?

Sicher nicht die armen Bürgerlein Englands. Die sahen nur die schönen Plakate "Kauft isländische Anleihen!" und malten sich shcon aus, wie sie mti all den vielen Zinsen zum Whalewatching ebendorthin reisen würden, im Alter, wo sie Zeit haben, und alleine sind, wie die Wale, weil sie lieber ihr Geld anders verwendet haben als in Kinder zu investieren. Nämlich: in Geld zu investieren! Tolle Idee! Wobei niemand daran dachte, daß es irgendwo jemanden geben muß, der diesen Wert auch tatsächlich erarbeitet. Wer denkt denn an so was?

Genau, meinten auch ihre Regierungen, sdie kurz vor den nächsten Wahlen standen, und auf keinen Fall riskieren wollten, Wähler zu verstimmen. Und zahlten an ihre armen, ahnungslosen, gutbürgerlichen Bürgerlein, die diesen bösen Wikinhgern auf den Leim gegangen waren. Sowas auch, haben zuwenig Nchwuchs, um das alles zu erarbeiten ... Dafür wollen nun diese letztenb anständigen Länder das Geld von Island zurück. In kleinen Raten, bis zum Jahre 2046, zu niedrigem Zinssatz gestundet. Das gehört sich auch so, wir sind doch Menschen.

Nein, sagen aber die Isländer schon zum zweiten mal. Das sollen sich die Regierungen selbst ausmachen, mit ihren Bürgern, die haben spekuliert, es ist danebengegangen, basta. WIR zahlen jedenfalls nicht. Wenn uns der Himmel auf den Kopf fällt, kümmert das auch niemanden, außer uns. Die Bank hat man ja auch damals über den Jordan geschickt, nicht gerettet, wie sonst überall, wo sich das einfach gehört.

Und das Parlament in Rejkjavik, in dem 70 % der Abgeordneten für eine Schuldentilgung gestimmt hatte? Was interessiert das Parlament mit seinen Weicheiern, die sich alle schon einen schönen Posten in Brüssel sahen, wenn sie ihre Bürger endlich so weit hatten, einem EU-Beitritt auch zuzustimmen, einen richtigen Nordländer, der sich seine Sachen beim Thing ausschnapst, und auch nach sieben Tagen Saufgelage nicht geregelt werden kann, mit der Axt erledigt? Die haben solche Sturschädel, unter ihren roten Schöpfen.

Schon in der Reformation war das so gewesen - nicht und nicht wollten die Isländer dem katholischen Glauben abschwören, gestärkt und gehalten von einem wahren Märtyrerbischof, dem letzten, dem die missionierenden protestantischen Dänen 1550 den Kopf abschlagen mußten, denn er wäre nie im Leben von seinem Glauben abgefallen, und mit ihm sein Volk. Mitsamt seinen beiden heldenhaften Söhnen, die der Henker vor ihm köpfte, mit dem Angebot sie weiterleben zu lassen, wenn der Vater abschwur. Pah! Das Blut sollte fließen.

Als man seinen ersten Sohn Ari zum Richtblock führte, sagte der: "So ist nun hier das Ziel, mein Herr?" Der dabeistehende Vogt der Dänen nickte: "Ja." "Du Hund," schrie ihn da der Isländer an,  "schäme Dich, Du widerlicher Lump! Ich habe mit meinem Gott gesprochen! Niemals nenne ich Dich einen Herren!"

Söhnen? Naja, das muß man ihm verzeihen, die nordischen Nächte sind lang, und das Land höchst einsam. Der zweite Sohn war sogar Priester. Der Apfel fällt nicht weit. Bis heute jedenfalls steht die katholische Vergangenheit in diesem Land in hohem Ansehen.

Wir Älteren erinnern uns ja auch noch lebhaft an den  Kabeljaukrieg (1958-77), wie er genannt wurde: da wollte Europa einfach die Hoheitszone Islands auf ein paar Kilometer Meer rundum begrenzt wissen, und ansonsten die schönen Kabeljau-Fanggründe auch für Liverpooler oder Hamburger Fangboote geöffnet wissen. Nix da, meinten die Nachfahren Eriks des Roten, wir brauchen (schließlich) 200 Kilometer, nur für uns. Was, schrie da Europa auf? Nönö! Da wollen wir auch unsere Netze reinhängen! Die Wikinger aber blieben stur, haben nicht lange gefackelt, und schlicht und ergreifend die fremden Fischkutter angegriffen, und ohne Netze, und ohne Fang zurück nach Liverpool geschickt. Es gab sogar dann und wann Schüsse, und aufgefahrene Kriegsschiffe. 1977 erst hat die EWG (so hieß das Ding damals noch) diese 200 Kilometer anerkannt.

Nordländer sind eben stur! Wenn ihr was von uns wollt, dann kommt, und holt es euch, von einem jeden einzeln! Arna Leifsdottir und Torfi Asgeirsson - holt schon mal Eure Axt, die Angelsachsen kommen!


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