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Dienstag, 26. April 2011

Vorzimmer der Mystik

Selbstverständlich, meint auch Alois Mager in "Mystik als seelische Wirklichkeit - Psychologie der Mystik", kann auch der Nicht-Christ, der Nicht-Getaufte, bis zu den vormystischen Zuständen (wie Theresia von Avila u. a. sie bezeichnet) gelangen, bis zum "Gebet der Ruhe" also. Sämtliche Berichte und Schilderungen, auch aus anderen Religionen, sind also ausreichend glaubwürdig, und ihre Psychologie deckt sich logischerweise mit der der christlichen Mystik.

Auch der Nicht-Christ begegnet und erfährt Gott in seiner Seele, aber er erfährt ihn - geistig und direkt, vorausgesetzt er hat den Weg zu dieser Geistigkeit wirklich beschritten - auf jene "allgemeine" Art, in der Gott in seiner Schöpfung eben gegenwärtig ist. Auch hier ist die Geistseele bereits "passiv", wird vom reinen Geist bewegt. Aber die Berichte dieser Mystik enden auch genau hier. Man könnte es mit dem Übergang 4./5. seelischer Hof - nach Theresia - bezeichnen. Was ab da folgt, fehlt der nicht-christlichen Mystik völlig.

Der Nicht-Christ gelangt eben nicht mehr darüber hinaus, weil ab diesem Zeitpunkt die Gnade, das Übernatürliche fehlt, das artverschieden, nicht einfach graduell verschieden ist, und sich im Leben der Geistseele natürlich auch nicht entfalten kann. Der gesamte Bereich eigentlicher bzw. katholischer Mystik, der ab hier erst einsetzt, von der Verlobung bis hin zur Vermählung mit Christus, dem was z. B. Theresia mit 7. innerer Burg bezeichnet, bleibt ihm versperrt. Gnade bedeutet eben, daß eine Bewegtheit durch Gott selbst notwendig ist (siehe: Passivität der Mystik!), die zu bewirken eben das Sakrament besteht.

Anselm Stolz freilich sieht die Mystik genau damit an ihrem Beginn, nein, noch davor erst definiert, und er bestreitet in seinem (nach wie vor:) Standardwerk "Theologie der Mystik", daß es außerhalb des Gnadenlebens überhaupt Mystik im eigentlichen Sinn gibt. Mit der Begründung, daß außerhalb dieses Gnadenlebens ein Verhältnis zu Gott, über Christus, gar nicht "normal" gestaltet sein kann: der Nicht-Christ bleibt aus diesem Innenverhältnis ausgeschlossen. Stolz meint, daß diese Dimension des Seelischen nicht "psychologistisch" aufgelöst werden könne, sondern mit geistigen Realitäten zu tun habe: seelisches, objektives Geschehen, schon gar wenn es um die Geistseele gehe, könne nicht in der Erlebensdimension aufgelöst werden, und diese Gefahr bestehe bei der "spanischen Mystik" (in deren Tradition ja Mager argumentiert).

Die nicht-christliche Mystik (ohne daß man davon sprechen könne) erschöpfe sich letztlich im Ahnen und im Mittelbaren. Weil aber das Mittelbare Konkretion (im Dinglichen, Anschaulichen) braucht, bleibt sie auch geistig weltimmanent, es fehlt ihr das worauf sich die der Welt entnehmbare Transzendenz (als Streben alles Geschöpflichen) bezieht.

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