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Samstag, 23. April 2011

Nur in der Heiligen Scheu

Es ist etwas ganz Besonderes um die Haltung der Ehrfurcht den Dingen, und wie erst den Menschen - als der höchsten "Dingheit" - gegenüber. Nur in der Ehrfurcht, in der heiligen Scheu, lassen sich jene Beziehungskonturen ahnen und erfassen, die bei der Begegnung von zwei "Seienden" aufeinanderstoßen, sich ineinander verhaken.

Vertrautheit bedeutet nun nicht, diese Grenzen allmählich zu verwischen oder gar zu vergessen! Das wäre zwar Nähe, aber keine Vertrautheit, die es verdiente, die sein sollte. Sie bedeutet, daß diese Grenzen sich mehr und mehr ineinander schieben, OHNE daß ihre äußeren Konturen in Vergessenheit geraten, in den Hintergrund verdrängt werden.

Wieviele Beziehungen sind solcherart durch zu große - weil nicht der Zeit gemäße, zu frühe! - Nähe zerstört worden. Wo sich Nähe plötzlich als Griff in die Eingeweide des Gegenüber erweist, der sich im Detail auflöst, und plötzlich - als Innensicht einer nicht mehr sichtbaren Außensicht - in seinem "Funktionieren" sichtbar wird.

Aha, sagt der Operateur dann: er IST gar nicht die äußere Kontur! Er ist Mechanismus! Er ist Leberfunktion! Er ist Gallenfett!

Als wäre es einem Menschen möglich, auf Erden ganz heilig zu werden, ja, als wäre mit dieser Heiligkeit sogar paradiesische Unversehrtheit gegeben! Keinen Heiligen gab es, auf den es je zutraf. Und die Unwilligkeit zur Sünde, aus der Vermähltheit mit Gott, war und ist nur den Höchsten gegeben - ohne daß sie ihre Vergangenheit verlassen könnten. Die sie nur auf ihr Ziel ausrichten, mit oft viel Anstrengung besitzen, so schwer manche Leber, manche Galle wiegt.

Wir aber wissen, daß solch eine Sicht und solch ein Anspruch nur dem möglich ist, der sich selbst dafür hält. Wir wissen auch, was dem geschah. Der das Sein nicht mehr als es selbst gelten lassen wollte, sondern es aller Ehrfurcht entblößt in sich hinein aufgelöst fand - sodaß er meinte, sich darüber erheben zu können, um zu sein wie Gott.

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