Zu den Mindereinnahmen [durch fehlende Steuereinnahmen bei Kernkraftwerken; Anm.]  kommen Mehrausgaben: Staatliche Milliarden-Programme für Offshore-Windkraft und Wärmedämmung. Mehr
 Kosten für Strom bedeutet weniger Geld für anderes. Das dämpft die 
Konjunktur. Arme Haushalte werden auf mehr staatliche Zuwendungen 
angewiesen sein. [...]
Für den Ausbau des Ökostroms muss das Hochspannungs-Leitungsnetz einer 
neuen Logik folgen, weil der Strom nicht mehr da produziert wird, wo er 
gebraucht wird, sondern in Norddeutschland, wo der Wind bläst. Deshalb 
braucht es so viele neue Hochspannungsleitungen (3000 Kilometer), 
außerdem müssen noch viele Niederspannungsnetze ausgebaut werden, um den
 Solarstrom einzuspeisen. Windkraftwerke hinterlassen einen großen 
ökologischen Fußabdruck in der Landschaft gemessen an dem 
Flächenverbrauch je produzierter Kilowattstunde Strom. Deutschland 
brauchte 111 000 rund 100 Meter hohe Windkraftwerke, um die AKWs zu 
ersetzen, sie beanspruchten nebeneinandergestellt dreimal die Fläche des
 Saarlands, hat der Ökonom Hans-Werner Sinn ausgerechnet. Damit 
Naturstrom überhaupt dauerhaft fossile und nukleare Brennstoffe ersetzen
 kann, braucht er einen Speicherpuffer: zum Beispiel 
Pumpspeicherkraftwerke, für die Täler geflutet werden müssen. [...]
Große Energieverbraucher sind von Preissteigerungen durch die 
Naturstromförderung weitgehend ausgenommen. Deshalb trifft sie die 
stetig steigende Umlage für erneuerbare Energien nicht. Doch hier droht 
Gefahr: Die Europäische Union prüft, ob das Privileg für die großen 
Stromschlucker nicht eine verbotene Beihilfe ist. Setzt sich die EU 
durch, wird es für Aluminiumhütten und Stahlwerke schwer in Deutschland,
 weil für sie Energie einer der größten Kostenposten ist.
[...] Löcher im Staatshaushalt müssen gestopft werden. Die Kabinettskollegen des Finanzministers dagegen wollen 
gerne mehr Geld für Windstrom und Wärmedämmung. Steuererhöhungen oder 
ein Sparprogramm sind zwangsläufig. 
Eine planwirtschaftliche Vision hinter den staatlichen Förderprogrammen 
war immer, dass deutsche Umwelttechnik nun in der ganzen Welt verkauft 
wird, wenn Deutschland mit seinen Förderprogrammen zum Umweltpionier 
wird. Eine Zeitlang hat das funktioniert, jetzt holt das Ausland stark 
auf. Sogar in Deutschland kommen inzwischen die meisten Solaranlagen aus
 Asien.
Tschechien und Frankreich verkaufen mehr (Atom-)Strom nach Deutschland. 
An windreichen Tagen verdienen ausländische Pumpspeicherwerke. Sie 
bekommen für den überflüssigen Strom aus Deutschland teils sogar Geld, 
wenn sie ihn nehmen. [...]
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