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Donnerstag, 21. April 2011

Zukunft Selbstauflösung

Die Reduktion der Dinge auf Zustände (seiner selbst) und Eigenschaften (Fähigkeiten) läßt die Dinge - die ja die Träger von Zuständen und Eigenschaften sind - als Ganzes verschwinden. Eine Welt, die sich also darauf reduziert, schafft sich ab, löst sich in Nichts auf. Sie fällt aus jeder Zukunft, weil subjektive Zuständlichkeit keine Zukunft planen läßt, weil es nicht möglich ist, Zustände der Zukunft vorauszusagen, und verliert damit auch ihre Gegenwart.

Passiert nicht genau das, mit Facebook etc.? Ist nicht das das Persönlichkeitsbild der Gegenwart? Weil nichts mehr "etwas" ist, auf dieses Sein hin sich selbst transzendiert, sondern sich (egalitaristisch in der Form) auflöst, löst es sich völlig in Bereitschaft auf ein Sein hin auf, das aber nicht mehr zum Sein wird sondern möglich bleibt. Der Einzelne kann (und will, auch weil weil meint zu sollen) keinen Zustand mehr halten (das ist sozial längst verpönt, als "konventionell" oder "arrogant" etc.), also nicht einmal mehr erleben.

Ist es nicht auch genau das, was als Idealbild sozialen Verhaltens längst gebräuchlich ist? Es ist nicht mehr wichtig, WER etwas macht - wichtig ist nur noch, WAS jemand macht, als Erfüllung einer (definierten) Funktion. Somit gibt es niemanden mehr, der etwas macht, dem es zubehört - es gibt nur noch irgendjemanden, dem es gerade so paßt, oder dem es irgendwie zugesprochen obliegt. Was jemand ist, welches SEIN jemand hat, ist nicht mehr wichtig. (Dabei ringen doch die Menschen gerade darum, sucht sich dieser unbedingte Wille, etwas zu sein, definiert zu sein, unzählige geheime Wege, meist indem er "Sein" auf Verhalten legt, als Ausweis von Sein - und das erzählt alles, das erklärt auch die Verbissenheit, mit der heute Weltanschauungen, Weltsichten als Teil der Identität betrachtet werden: kontroverse Meinungen erzeugen heute längst Todfeindschaften. Oder sie sind gleichgültig, weil es den anderen gar nicht mehr gibt - für mich, und damit überhaupt nicht.)

"[Wer so denkt] verzichtet auf seine Wirklichkeit als Person," schreibt Spaemann dazu. "Er will nichts sein als sein gegenwärtiger angenehmer Zustand. Wir kennen das von Drogensüchtigen."

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